Novak Djokovic in einer neuen Gefühlswelt.

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Nachfolger von Dominic Thiem: Daniil Medwedew.

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New York – Novak Djokovic war immer noch völlig aufgewühlt. Der Ausnahmespieler hatte schon geduscht und sich einen Moment Zeit genommen, um seine Gefühle zu ordnen nach dem schmerzlichen Ende der US Open, die er eigentlich mit historischen Ehren verlassen wollte. Aber nun stiegen ihm eine Stunde später immer noch die Tränen in die Augen – wie schon während des einseitigen Finals.

"Natürlich ist ein Teil von mir sehr traurig. Diese Niederlage ist schwer zu verdauen, wenn man bedenkt, was alles auf dem Spiel stand", sagte der 34 Jahre alte Serbe, nachdem er chancenlos gegen den russischen Weltranglistenzweiten Daniil Medwedew 4:6, 4:6, 4:6 verloren hatte: "Aber die Unterstützung, die Energie und die Liebe, die ich von den Zuschauen erhalten habe, werde ich in meinem Leben nie vergessen. Das war einfach wunderbar."

US Open Tennis Championships

Djokovic hatte etwas völlig anderes bekommen, als er sich vor dem Duell im größten Tennisstadion der Welt ausgemalt hatte. Nach Siegen in Melbourne, Paris und Wimbledon war es sein großes Ziel gewesen, den ersten Grand Slam seit Rod Laver 1969 zu komplettieren. Das perfekte Major-Jahr hätte ihn zum alleinigen Rekordchampion mit 21 Titeln vor seinen ewigen Rivalen Roger Federer (Schweiz) und Rafael Nadal (Spanien/beide 20) gekürt. Damit sollte es nichts werden.

Dennoch sprach der Weltranglistenerste, der schon während eines Seitenwechsels im dritten Satz tief in sein Handtuch schluchzte, kurz nach dem Ende seines Traums bemerkenswerte Worte ins Stadionmikrofon – von Verbitterung war keine Spur: "Auch wenn ich das Match nicht gewonnen habe, bin ich der glücklichste Mensch auf der Welt, ihr habt meine Seele berührt", sagte er, die Augen glasig, die Lippen zitterten: "Ich liebe euch, New York."

US Open Tennis Championships

Djokovic, der in seiner Karriere Titel gesammelt hat mit der Präzision und der Unfehlbarkeit eines Roboters, ließ plötzlich die Maske fallen. Und auch im Match zuvor hatte er – unfreiwillig – seine menschliche Seite gezeigt. "Ich war in allen Bereichen unter Par", sagte der Familienvater: "Meine Beine waren nicht da. Ich habe es versucht. Ich habe mein Bestes gegeben." Aber es reichte nicht. Und Djokovic räumte später sogar ein, dass er Erleichterung verspürte, als das Match vorbei war.

Medwedew, der wild entschlossen in 2:15 Stunden zu seinem ersten Grand-Slam-Titel stürmte, entschuldigte sich als erstes mit einem "Sorry" bei seinem Gegner: "Ich weiß, was auf dem Spiel stand. Für mich bist du der größte Tennisspieler der Geschichte."

Doch Medwedew freute sich auch wie wild über seinen Durchbruch auf größter Bühne und kündigte eine zünftige Nacht an. "Russen wissen, wie man feiert", sagte der 25-Jährige grinsend: "Hoffentlich komme ich nicht in die Nachrichten." (sid, 13.9.2021)

Weltrangliste

Männer:

1. ( 1) Novak Djokovic (SRB) 12.133 Punkte
2. ( 2) Daniil Medwedew (RUS) 10.780
3. ( 3) Stefanos Tsitsipas (GRE) 8.350
4. ( 4) Alexander Zverev (GER) 7.760
5. ( 7) Andrej Rublew (RUS) 6.130
6. ( 5) Rafael Nadal (ESP) 5.815
7. ( 8) Matteo Berrettini (ITA) 5.173
8. ( 6) Dominic Thiem (AUT) 4.995
9. ( 9) Roger Federer (SUI) 3.765
10. ( 11) Casper Ruud (NOR) 3.440

Weiter:
121. (125) Dennis Novak (AUT) 654
135. (140) Jurij Rodionov (AUT) 571
163. (168) Sebastian Ofner (AUT) 439

Frauen:

1. ( 1) Ashleigh Barty (AUS) 10.075
2. ( 2) Aryna Sabalenka (BLR) 7.220
3. ( 4) Karolina Pliskova (CZE) 5.315
4. ( 5) Elina Switolina (UKR) 4.860
5. ( 3) Naomi Osaka (JPN) 4.796
6. ( 6) Sofia Kenin (USA) 4.692
7. ( 9) Barbora Krejcikova (CZE) 4.668
8. ( 8) Iga Swiatek (POL) 4.571
9. ( 10) Garbine Muguruza (ESP) 4.380
10. ( 11) Petra Kvitova (CZE) 4.060

Weiter:

23. (150) Emma Raducanu (GBR) 2.571 *
28. ( 73) Leylah Fernandez (CAN) 2.254 **
173. (171) Barbara Haas (AUT) 429
192. (198) Julia Grabher (AUT) 368

* US-Open-Siegerin ** US-Open-Finalistin