In Deutschland geht der Wahlkampf in die Endphase – und wird jetzt angeblich "scharf" in der Auseinandersetzung und "giftig" im Ton. So fällt zumindest die gängige mediale Bewertung des zweiten TV-Triells von Olaf Scholz, Armin Laschet und Annalena Baerbock aus. Für Deutschland stimmt das wohl auch. Als österreichische Politikbeobachterin kann man sich nur wundern: So geht giftig?

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Das zweite TV-Triell von Olaf Scholz, Armin Laschet und Annalena Baerbock.
Foto: dpa/Michael Kappeler

Zur Einordnung, ein scharfer Anwurf klang etwa so: "Das ist ja nicht der erste Fall, wo Sie keine Verantwortung übernommen haben" – Laschet an Scholz. Der wiederum warf seinem "Mitbewerber" vor, dass er Dinge verdrehe. Die Kanzlerkandidaten diskutierten hart in der Sache, aber respektvoll.

Zur Erinnerung: Im vergangenen heimischen Nationalratswahlkampf nannte der heutige Vizekanzler seinen spätereren Koalitionspartner "türkise Schnöseltruppe" und "ideologiebefreit". Die Neos-Chefin erklärte die Haltung der FPÖ in Corona-Fragen kürzlich für "fetzndeppert". Freiheitliche vergreifen sich ihrerseits sowieso ständig im Ton. Die SPÖ zerfleischt sich selbst. Und einige Türkise machen nicht einmal vor der Justiz oder dem U-Ausschuss halt – Stichwort "Löwinger-Bühne".

Das alles ist manchmal amüsant, aber eigentlich schade. In Deutschland wird mehr zugehört und miteinander gesprochen. Das ist wohltuend für den politischen Diskurs, von dem sich ohnehin immer mehr Menschen abwenden. Wir sollten uns eine Scheibe deutsche Gesprächskultur abschneiden. (Katharina Mittelstaedt, 14.9.2021)