In Österreich kommt das Einzeldosis-Vakzin von Johnson & Johnson bei niederschwelligen Impfangeboten zum Einsatz. Ebenso in Deutschland – wie hier in der Ehrenfelder Ditib Moschee.

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Inzwischen scheint klar, dass die Delta-Variante die Schutzwirkung der Covid-19-Impfstoffe herabsetzt: Während der Schutz vor schweren Erkrankungen hoch bleibt, dürfte vor allem der Schutz vor symptomatischen Infektionen sinken – das zeigten mehrere Untersuchungen für den Vektorimpfstoff von Astra Zeneca und die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna.

Wenig Daten dazu gibt es bisher für den Impfstoff des Herstellers Johnson & Johnson. Er ist wie das Vakzin von Astra Zeneca ein Vektorimpfstoff, im Gegensatz zu diesem wird er aber als Einzeldosis verabreicht.

"Wie gut der Impfstoff im Fall der Delta-Variante schützt, lässt sich derzeit nur ungenügend beantworten", sagt auch der Infektiologe Marton Széll vom Nationalen Impfgremium (NIG). Grund dafür ist, dass der Impfstoff weltweit bisher relativ wenig verimpft wurde. " Es gibt deshalb auch wenig belastbares Datenmaterial."

Niedrigere Schutzwirkung bei Infektionen mit Delta

Erste umfassendere Daten zur Schutzwirkung des Impfstoffs lieferten kürzlich veröffentlichte Daten der sogenannten Sisonke-Studie aus Südafrika: Laut einem vorläufigen Zwischenbericht liegt der Schutz vor einem tödlichen Verlauf wie bei den anderen Impfstoffen bei 91 bis 96 Prozent. Auch der Schutz vor einer Krankenhauseinweisung ist mit 71 Prozent hoch – jedoch niedriger als bei den Impfstoffen von Astra Zeneca, Moderna und Biontech/Pfizer, sagt der klinische Pharmakologe Markus Zeitlinger.

Unbeantwortet ließ der Zwischenbericht, wie gut die Impfung im Fall der Delta-Variante vor Infektionen schützt beziehungsweise wie häufig es zu sogenannten Durchbruchsinfektionen kommt – also zu Fällen, in denen sich jemand trotz Immunisierung infiziert und auch Symptome entwickelt.

In einem Interview mit Bloomberg gab Glenda Gray, Co-Studienleiterin der Sisonke-Studie, auf Grundlage noch unveröffentlichter Daten bekannt, dass das Vakzin das Risiko einer Erkrankung um die Hälfte reduziere. In dieser Hinsicht dürfte die Effektivität des Impfstoffs damit ebenfalls unter jener der anderen Vakzine liegen, sagt Zeitlinger.

Ages untersucht Impfstoff-Effektivität

Auch die Ages untersucht derzeit die Effektivität der in Österreich eingesetzten Vakzine. Ein mit der Sache vertrauter Experte sagt gegenüber dem STANDARD, dass man dabei ebenfalls Signale beobachten würde, die im Fall von Johnson & Johnson einen verminderten Schutz gegen symptomatische Infektionen mit der Delta-Variante nahelegen. Das Gesundheitsministerium wollte die laufenden wissenschaftlichen Untersuchungen nicht kommentieren. Sobald alle Daten abschließend analysiert seien, würden diese umgehend kommuniziert, heißt es.

Bisher wurden 279.269 Personen mit Johnson & Johnson geimpft, 76 Prozent davon in der Altersgruppe der 18- bis 55-Jährigen. Derzeit wird das Vakzin vor allem für niederschwellige Impfangebote ohne Anmeldung wie etwa in den Wiener Impfbussen oder bei Pop-up-Impfstationen eingesetzt. "Natürlich ist es immer noch besser, sich mit Johnson & Johnson impfen zu lassen, als nichts zu tun", sagt Széll. "Der Schutz vor Hospitalisierungen scheint hoch zu bleiben."

Sollte die Ages-Analyse eine ähnlich niedrige Schutzwirkung wie die Daten aus Südafrika nahelegen, wird das Nationale Impfgremium laut Széll aber frühere Boosterimpfungen andenken: Derzeit wird Personen, die mit dem Vakzin von Johnson & Johnson grundimmunisiert wurden, frühestens nach sechs Monaten eine Auffrischungsimpfung mit einem mRNA-Vakzin empfohlen. (Eja Kapeller, 13.9.2021)