Andrea Hold-Semlic und ihr Bruder Rainer Hold suchen seit 2017 Trüffeln in der Steiermark.

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Pablo hat heute einen guten Tag. Nicht nur, dass gleich vier seiner zwölf Wochen alten Welpen auf Besuch kommen, er darf ihnen auch zeigen, wie man Trüffeln findet. Um daraufhin – wichtiger Punkt im Leben eines Trüffelsuchhundes – sein Hundekeks für den Fund zu kassieren.

Treffpunkt für diese Familienzusammenführung ist der Garten von Gabriele Sauseng im steirischen Lebring. Sie ist die Besitzerin von Pablo, Biologin, Lagotto-Hundezüchterin und Trüffeljägerin. Die Trainingstrüffel hat sie mit ihrer erfahrenen Spürhündin Camou schon am Vormittag in den umliegenden Wäldern ausgebuddelt. Wo genau? "Das ist ein Geheimnis." Denn so viel steht schnell fest: Kein Trüffelsucher wird je verraten, wo er die tollen Knollen genau gefunden hat und wie viele.

Seit Generationen

Die Hunde sind da nicht ganz so rigide. Sobald Pablo den Duft der Trainingstrüffel in der Nase hat, erkennt jeder Laie am aufgeregten Wedeln sofort: Dieser Hund ist auf etwas Feines gestoßen. Seine Welpen tun es Pablo gleich. Sie beginnen zu winseln und zu bellen und sich gar abenteuerlich zu wuzeln und zu winden, um irgendwie an die Trüffel unter dem Ziegelstein zu kommen. Andere Hunderassen lassen die Trüffel und ihr Duft gänzlich kalt.

Pablo ist ein Hund der Rasse Lagotto Romagnolo. Diese lässt sich besonders gut darauf trainieren, Trüffeln zu finden. Ausgebildet werden die Spürnasen zum Beispiel in der Steiermark.
Foto: Nina Wessely

Den Lagotto Romagnolos liegt die Liebe zur tollen Knolle seit Generationen im Blut. Züchterin Gabriele, Gabi, Sauseng erklärt: "Die Lagottos wurden ursprünglich als Apportierhunde für Wasservögel gezüchtet. Nachdem die Lagunen in der Emilia-Romagna zur Landgewinnung trockengelegt wurden, löste sich ihr Aufgabengebiet in Luft auf. Die Züchter schwenkten auf die Ausbildung zum Trüffelspürhund um."

Gezieltes Training

Doch auch wenn diese Hunderasse nach Generationen von Trüffelsuchhunden das Talent, die begehrten Erdpilze aufzuspüren, in sich tragen – ohne gezieltes Training geht es nicht. Schon im Alter von wenigen Wochen startet die Ausbildung. Mehrmals täglich versteckt der Züchter Trüffeln. Findet der Welpe sie, bekommt er eine Belohnung. Dabei muss der Mensch schnell sein, denn auch dass der Hund die Trüffel nicht gleich selbst jausnet, muss er lernen.

Das ist einer der Vorteile gegenüber Trüffelschweinen. Denn diese wühlen nicht nur weit wilder im Erdreich herum, sie lassen sich ihren Fund auch nicht so leicht nehmen.

Aufgrund des intensiven Trainings koste ein ausgebildeter Trüffel-Lagotto nach mehr als einem Jahr Ausbildung gut und gerne 7.000 Euro, so Sauseng. Ein lukrativer und umkämpfter Markt. So komme es auch vor, dass Hunde vergiftet werden, um die Konkurrenz zu schwächen. Hierzulande ist das laut Sauseng aber zum Glück nicht der Fall.

Trüffelland Steiermark

Die professionellen österreichischen Trüffelsucher sind auch wirklich an einer Hand abzuzählen. Gabi Sauseng kam auf die Idee, sich in dem Feld zu versuchen, als sie sich im Wald versteckte und darauf wartete, dass ein Rettungshund in Ausbildung sie aufstöbert. Als Biologin wusste sie, welche Baumarten, Böden und Klima die Trüffel bevorzugt.

So fragte sie sich: "Was, wenn ich gerade hier in der Steiermark auf einem Berg Trüffeln hocke?" So recherchierte sie, ob es tatsächlich Trüffelvorkommen in Österreich geben könnte, und trainierte einen Lagotto-Romagnolo-Hund ihrer Familie darin, die edlen Knollen aufzuspüren.

"Ein ausgebildeter Trüffelhund kostet 7.000 Euro." Gabriele Sauseng, Züchterin
Foto: Nina Wessely

Im Jahr 2012 war es dann so weit: der erste Trüffelfund in steirischen Wäldern für Gabi Sauseng. Seitdem findet Sauseng Trüffeln und zeigt Hunden und deren Besitzern als Züchterin und Trainerin, wie das geht.

Tausch gegen Hundekeks

Auch Andrea Hold-Semlic zählt zu den Hundefreundinnen mit Trüffelambitionen. Oft hatte sie an Trüffelsuchen in Istrien teilgenommen und war ebenso bald zu der Erkenntnis gekommen: Es muss Trüffeln geben in der Steiermark. Das war im Jahr 2013. Heute beliefert Hold-Semlic mit ihrem Bruder Rainer Hold die Gastronomie sowie private Trüffelfans mit Herbst-, Sommer- und Wintertrüffeln aus Österreich. Die Saison startet Mitte Juni und reicht in guten Jahren mitunter bis Weihnachten.

Für den Endkunden kostet ein Gramm Trüffel um die 60 Cent. Im Herbst, wenn die Pilze intensiver schmecken, könnte es durchaus bis zu ein Euro pro Gramm sein. Denn gerade die Herbsttrüffel kann im internationalen Vergleich mithalten.

Dennoch bewegen sich die wahren Trüffelschätze der Steiermark über der Erde: die Trüffelhunde. Sausengs Hündin Yuma holte beispielsweise schon mit acht Monaten den Sieg bei einem Trüffelsuchwettbewerb in der Emilia-Romagna. Und auch die Nachkommen von Rüde Pablo tauschen vielleicht bald im Piemont eine 5.000-Euro-Knolle gegen ein Hundekeks. (Nina Wessely, RONDO, 20.9.2021)