Nach Ansicht von Algorithmwatch verstößt Linkedin gegen EU-Recht.

Foto: Robert Galbraith

Linkedin ist ein soziales Netzwerk, das vor allem dem beruflichen Kontaktaufbau und der Kontaktpflege dient. 700 Millionen Nutzer hat die Plattform bereits, und mittlerweile verfügt sie auch über einen Dienst namens "Recruiter". Hier können Unternehmen offene Stellen ausschreiben. Bewerber können sich auf diese direkt bewerben.

Grenzübergreifend scheint dieser Dienst nicht zu denken, wie eine Recherche der Plattform "Algorithmwatch" festgestellt hat. Bewerber aus dem Ausland werden von Linkedin Recruiter automatisch als "nicht geeignet" eingestuft. Mühsam formulierte Anschreiben landen quasi direkt im Spam.

Verstoß gegen Grundrecht

Personalverantwortlichen wird dieses Vorgehen nicht erklärt, erst in den Einstellungen kann man diesen Automatismus deaktivieren. Die Voreinstellung widerspricht allerdings dem in der EU geltenden Grundrecht auf Freizügigkeit, wonach Bürgerinnen und Bürger der Gemeinschaft in jedem der Mitgliedsstaaten arbeiten und leben dürfen. Das Recht, bei der Arbeitssuche gleichbehandelt zu werden, werde hier absichtlich verletzt, so eine anonyme Anwältin gegenüber "Algorithmwatch". In sechs Artikeln des Vertrags über die Arbeitsweise der EU werde auf den Aspekt der beruflichen Gleichbehandlung eingegangen, so die Anwältin. Die Gesetze würden zudem nicht nur für klassische Ausschreibungen gelten, sondern sehr wohl auch für Jobplattformen.

Die Durchsetzung dieser Gesetze sei natürlich schwierig, auch bei offensichtlichen Verstößen wie in diesem Fall, erklärt eine Sprecherin der deutschen Gleichbehandlungsstelle für EU-Arbeitnehmer. Der Arbeitgeber könne schließlich selbst entscheiden, wen er einstellt.

Gegenüber dem STANDARD gibt Linkedin folgendes Statement ab: "Im Rahmen unserer regelmäßigen Überprüfung der Funktionen unserer Recruiting-Produkte ändern wir die Funktionsweise einiger unserer Standortfunktionen für Kunden, die Stellen in der EU ausschreiben. Obwohl diese Funktionen völlig optional sind, sehen wir hier eine Möglichkeit, ihre Funktionsweise für unsere Mitglieder und Kunden zu verbessern, die sich auf Stellen in der Europäischen Union bewerben oder diese verwalten."

32.000 Jobs

Auch in Österreich finden sich knapp über 32.000 Jobs auf der Plattform, verteilt auf alle Bundesländer. Oftmals wird man auch direkt auf die Website der suchenden Firma verlinkt, bei der man dann das eigene Profil ausfüllen muss. Hier greifen die Voreinstellungen des Recruiter-Tools wohl nicht. (red, 14.9.2021)