Zahlreiche Tests in Wiener Schulen waren seit Schulbeginn vergangene Woche positiv – 341 Klassen befinden sich dort mit Stand Dienstag in Quarantäne.

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Eine Woche nach dem Schulstart im Osten gibt es erstmals einen validen Überblick über geschlossene Schulklassen in Österreich. Demnach wurden mit Stand Dienstag (Daten vom Montagabend) österreichweit 366 Klassen wegen positiver Tests geschlossen. Das Bildungsministerium gab diese Zahl auf STANDARD-Anfrage bekannt.

Die Maßnahme wurde hauptsächlich in Wien verhängt, dort mussten bis Montagabend gleich 285 Schulklassen in Quarantäne. Bis inklusive Dienstag erhöhte sich diese Zahl laut der zuständigen MA 15 bereits auf 341 Klassen.

In Niederösterreich waren bis Montagabend 80 Schulklassen betroffen. Tirol meldete einen Tag nach dem Schulstart im Westen eine geschlossene Klasse, alle weiteren Bundesländer keine Klasse. Insgesamt dürften sich am Dienstag also bereits mehr als 400 Klassen in Quarantäne befunden haben.

Das Bildungsministerium bezieht sich in seiner Datenerhebung noch auf Montagabend. Von den bis dahin 285 Wiener Schulklassen in Quarantäne entfielen mehr als die Hälfte – 149 – auf die Primarstufe (Vorschule, Volksschule, Sonderschule). 76 wurden in der Sekundarstufe 1 (fünfte bis achte Schulstufe) verzeichnet, 60 in der Sekundarstufe 2.
In Niederösterreich wurden von den 80 geschlossenen Klassen 31 im Bereich der Primarstufe, 24 in der Sekundarstufe 1 und 25 in der Sekundarstufe 2 verzeichnet.

In den Wiener Kindergärten waren mit Stand Dienstagmittag laut MA 15 insgesamt 71 Kindergruppen in 53 Kindergärten wegen positiver Corona-Tests geschlossen. Bei zwei Kindergärten musste eine Vollsperre verhängt werden, hieß es auf Anfrage beim Gesundheitsdienst.

Lockerung der Quarantäneregeln

Künftig sollen die strengen Quarantäneregeln in den Schulen aber gelockert werden. So sollen sich Schülerinnen und Schüler bald nach fünf statt zehn Tagen freitesten können. Außerdem tritt das Bildungsministerium dafür ein, dass nur noch die direkten Sitznachbarn eines positiv getesteten Schulkameraden in Quarantäne müssen. Darüber dürfte aktuell aber noch mit dem Gesundheitsministerium verhandelt werden. Am frühen Nachmittag werden die Landessanitätsdirektionen über die neuen Regelungen informiert, danach sollen sie veröffentlicht werden, hieß es aus dem Büro von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) zur APA.

Martin Netzer, Generalsekretär im Bildungsministerium, hatte im Ö1-"Morgenjournal" angekündigt, dass künftig nach deutschem Vorbild bei einem positiv getesteten Schüler nicht mehr die gesamte Klasse in Quarantäne geschickt werden soll, sondern nur noch die direkten Sitznachbarn. Eine Generalregel sei aufgrund der unterschiedlichen Szenarien beim Unterricht so nicht möglich, wird hingegen im Gesundheitsministerium betont.

Die Gesundheitsbehörden sollen hier weiterhin nach den jeweiligen Gegebenheiten entscheiden können. Immerhin würden sich die Schülerinnen und Schüler während des Unterrichts bzw. der Pausen auch im Raum bewegen, und es mache einen Unterschied, wie gut ein Raum gelüftet wird und ob etwa gesungen und geturnt wird. Eine Generalregel werde es deshalb auch nicht geben können, betont der Mückstein-Sprecher, denn jede Schulklasse und jeder Schultag seien anders. Auch geimpfte Schüler und die CT-Werte der PCR-Tests, die besagen, wie ansteckend jemand aktuell ist, müssten berücksichtigt werden.

Altersunterschiede

Die aktuellen Vorgaben des Gesundheitsministeriums sehen unterschiedliche Regelungen für Volks- und ältere Schüler vor. Bei unter Zehnjährigen gibt es die Möglichkeit, wegen des geringeren Risikos der Übertragung durch diese Altersgruppe im Falle von nur einem Infektionsfall alle Kinder als Kontaktpersonen mit niedrigem Infektionsrisiko (K2) einzustufen. Diese Kinder können also weiterhin in die Schule gehen, sollen allerdings freiwillig ihre sozialen Kontakte außerhalb einschränken. Sind zwei oder mehr Schüler innerhalb von 14 Tagen bzw. ein Erwachsener in der Klasse infiziert, hat die Gesundheitsbehörde über die Absonderung von Teilen bzw. der gesamten Klasse zu entscheiden.

Bei den älteren Schülern gelten grundsätzlich dieselben Regeln wie für Erwachsene auch: Wer mehr als 15 Minuten in weniger als zwei Meter Abstand mit einem Infizierten verbringt, gilt als K1 und muss dementsprechend in Quarantäne. Wie die anderen Klassenkollegen eingestuft werden, ist aber wieder Entscheidung der Gesundheitsbehörde. Schließlich sitzen auch hier die Schüler nicht von Schulbeginn bis -ende nur auf ihrem Platz. In der Praxis wurden deshalb oft ganze Klassen in Quarantäne geschickt. Der neue Erlass soll nun so formuliert werden, dass die Gesundheitsbehörden die Möglichkeit zu einer weniger restriktiven Auslegung der Vorgaben stärker nutzen. (krud, APA, 14.9.2021)