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Experten stellten Ansätze für die Lenkung des Güterverkehrs in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland vor.

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Der Güterverkehr wird weiter zunehmen, sein Wachstum konnte auch Corona nicht eindämmen. Welche neuen Mittel ihn in geordnete und ökologischere Bahnen lenken könnten, darüber wurde bei einer Veranstaltung der Österreichischen Gesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (GSV) diskutiert, die den Titel "Innovationen für den Güterverkehr in der Ostregion" trug.

"Out of the Box" nennt sich ein City-Logistik-Projekt der Wiener Stadtwerke, mit dem eine Logistik-Vernetzungsplattform aufgebaut werden soll. "Wir wollen die Rahmenbedingungen für Paketzustellungen neu definieren", sagt Monika Unterholzner, Geschäftsführerin der Wiener Lokalbahnen. Dadurch will man Wege und damit CO2 in Wien einsparen.

Drei Merkmale zeichnen die Entnahmeboxen aus: Es sollen offene Systeme sein, alle lokalen Player sollen eingebunden, die Boxen auf privaten Flächen aufgebaut werden. "Wien Box" nennt sich die Marke. Kunden und Kundinnen kommen entweder über QR-Code oder durch Eingabe eines Abholcodes zu ihrem Paket oder an Gegenstände, die durch andere Personen oder Händler für sie hinterlegt wurden. Das soll beiden Seiten Vorteile bringen: Zusteller und Kunden.

Offene Systeme

"Das funktioniert nur, wenn alle zusammenarbeiten", sagt Unterholzner: Wohnbauträger, KEP-Dienstleister, Boxbetreiber und lokale Unternehmer. Letztere will man einbinden, um auf diese Weise eine Alternative zu den Öffnungszeiten zu bieten. Gemeinsam habe man sich auf ein einheitliches Design geeinigt und Mindestkriterien für die Boxen festgelegt.

Die erste wurde im Juli dieses Jahres in der Stiftgasse aufgestellt. Zwei Boxen sind an Haltestellen der Badnerbahn geplant, eine in deren Zentrale. Weitere sollen auf Grundstücken der Wiener Stadtwerke aufgestellt werden. Der öffentliche Raum werde kein Boxenstandort sein, versichert Unterholzner.

Aber die Fantasie sei groß: "Man könnte auch über leerstehende Geschäftslokale als Standort diskutieren." Fix ist: "Die Boxen sollen auf privatem oder halböffentlichem Grund stehen", wie Angelika Winkler von der Magistratsabteilung 18 (Stadtentwicklung und -planung), die das Projekt federführend betreut, festhält. Für die Stadt gehe es beim Projekt um die Vermeidung von Mehrfachverkehren.

Das Kompetenzzentrum für Intelligent Transport Systems (ITS) der drei Bundesländer Wien, Niederösterreich und Burgenland wiederum modelliert seit 2006 den Verkehr in der Ostregion. Zwar steht laut ITS-Leiter Hans Fiby der Personenverkehr im Mittelpunkt, doch man denke auch über Routing und Navigation des Schwerverkehrs nach. Dies sei schwieriger als für den Pkw, denn beim Lkw kommen Höhen-, Last- und Längenbeschränkungen sowie Durchfahrtsverbote hinzu.

Güterströme berechnen

Das Güterverkehrsmodell Ostregion (Gümore) lief von 2018 bis Mai 2021. Ziel war es, die Belastungen im Güterverkehr zu modellieren. "Dafür wurden Güterströme national und international erhoben und in Gütergruppen geordnet", sagt ITS-Datenspezialist Roland Lukesch. "Weiters wurden Standorte wie Güterverkehrszentren, Bahnhöfe, Hotspots der Güterproduktion oder -attraktion eingearbeitet." Anschließend berechnete man die Güterströme und die Verkehrsbelastung.

Das Ergebnis ist die Darstellung der Güterströme. Zuletzt wurden eine Prognoserechnung vorgenommen und eine Trendfortschreibung erstellt. Lukesch spricht von einem innovativen Modellansatz, mit dem eine gute Übereinstimmung mit den Zähldaten erreicht worden sei. "Das Modell ist prognosefähig", lautet Lukeschs Fazit. Es gebe nun genauere Daten. (Stefan May, 16.9.2021)