Afghaninnen und Afghanen warten am US-Militärstützpunkt Ramstein in Deutschland auf die Weiterreise in die USA oder andere Länder.

Foto: OLIVIER DOULIERY

Auch nach dem Ende der offiziellen militärischen Evakuierung aus Afghanistan sollen weitere Afghanen das Land Richtung Deutschland verlassen können. Das deutsche Innenministerium hat nun 2.600 Menschenrechtsaktivisten, Künstlern, Wissenschaftern, Journalisten und anderen potenziell gefährdeten Menschen aus Afghanistan eine Aufenthaltszusage erteilt, wie der "Spiegel" berichtet.

Aufenthaltstitel, kein Asyl

Das würde folglich bedeuten, dass diese Menschen gemeinsam mit ihren Kindern und Lebenspartnern einen Aufenthaltstitel in Deutschland erhalten – und kein Asyl beantragen müssten. Eine entsprechende Zusage sei am Dienstag für alle Menschen auf der "Menschenrechtsliste" des Auswärtigen Amtes erteilt worden, sagte ein Sprecher des deutschen Innenministeriums.

Gleichzeitig müssen wegen der schleppenden Bearbeitung von Asylanträgen über 4.000 Menschen in Afghanistan unter der Herrschaft der Taliban ausharren, obwohl sie eigentlich ein Recht auf Familienzusammenführung in Deutschland hätten. Dies zeigen Zahlen des Auswärtigen Amtes, die die Linken-Abgeordneten Ulla Jelpke eingefordert hatte. Demnach stellte Deutschland im ersten Halbjahr lediglich 624 Visa für afghanische Staatsangehörige aus.

Über 4.000 Menschen in der Schwebe

Auf den Wartelisten standen der "Neuen Osnabrücker Zeitung" zufolge zuletzt 4.173 Personen, die einen Antrag auf Familienzusammenführung stellten. Heruntergerechnet ergebe sich dadurch eine Wartezeit von bis zu dreieinhalb Jahren, bis das letzte Visum an die derzeit Wartenden erteilt sein würde. (red, 15.9.2021)