Größter Inserent öffentlicher Hand ist die Bundesregierung.

FOTO: APA/ROBERT JAEGER

Wien – Die öffentlichen Stellen haben im zweiten Quartal 2021 rund 60 Millionen Euro für Werbung in Medien ausgegeben. Das geht aus den am Mittwoch von der RTR veröffentlichten Medientransparenzdaten hervor. Damit wurde ein Rekord für das 2. Quartal aufgestellt und der fünfthöchste Wert für ein Quartal seit 2012 erzielt. Und das, obwohl die Bundesregierung als größter Inserent rund 3 Mio. Euro weniger investierte als im Vorjahresquartal – nämlich 10,9 Mio. Euro.

Der größte Brocken der Bundesregierung entfiel mit 5,6 Mio. Euro auf das Bundeskanzleramt. Das sind rund 1 Mio. Euro weniger als im Vergleichszeitraum. Das Finanzministerium reduzierte seine Werbeausgaben auf rund 2,3 Mio. Euro (minus 0,5 Mio. Euro). Beinahe nur noch halb so viel wie im 2. Quartal 2020 gab das Innenministerium aus (rund 700.000 Euro, minus 600.000 Euro). Das Verteidigungsministerium investierte mit rund 700.000 Euro in etwa gleich viel in Werbung wie im Vorjahr. Verhältnismäßig stark reduzierte das Wirtschaftsministerium seine Werbeausgaben (rund 140.000 Euro, minus 740.000 Euro). Das Kulturministerium verdoppelte entgegen dem Trend seine Werbeausgaben auf niedrigem Niveau und kam im 2. Quartal auf rund 270.000 Euro. Die ÖVP-geführten Ministerien gaben insgesamt rund 10,3 Mio. Euro aus, die von den Grünen geführten rund 550.000 Euro.

Die Stadt Wien wendete rund 8,4 Mio. Euro auf und steigerte seine Werbeausgaben damit beträchtlich gegenüber dem 2. Quartal 2020 (plus 2,5 Mio. Euro). Rechnet man die Beteiligungen der Stadt Wien hinzu, erhöht sich der Betrag auf rund 10,8 Mio. Euro. Die Wirtschaftskammer warb um rund 4,2 Mio. Euro, die Arbeiterkammer um 1,1 Mio. Euro. Der ORF investierte rund 2,6 Mio. Euro in Werbung.

Rund 13,7 Millionen gingen an Boulevardmedien

Traditionell inseriert die öffentliche Hand stark in die größten Boulevardmedien des Landes und ihre Onlineportale und Beilagen. Sie erhielten mit rund 13,7 Mio. Euro knapp unter einem Viertel der Werbeausgaben der öffentlichen Hand. Die "Kronen Zeitung" (inkl. Onlineportale, ohne Kronehit) kam auf rund 6,5 Mio. Euro, wobei rund 1,8 Mio. Euro von der Bundesregierung und rund 1,1 Mio. Euro von der Stadt Wien stammen. "Heute" erhielt rund 3,9 Mio. Euro. Die Bundesregierung steuerte rund 1,1 Mio. Euro, die Stadt Wien rund 1,0 Mio. Euro davon bei. Die Mediengruppe "Österreich", zu der neben der gleichnamigen Tageszeitung auch die TV- und Radiosender Oe24 sowie Magazine wie "Madonna" und das Onlineportal Wetter.at gehört, generierte rund 3,6 Mio. Euro aus Werbeeinnahmen der öffentlichen Hand. Rund 1,1 Mio. Euro kamen dabei alleine von der Bundesregierung.

Auch im ORF wurde kräftig geworben. Rund 7,3 Mio. Euro investierten öffentliche Stellen im größten Medienunternehmen des Landes und somit rund 350.000 Euro mehr als im 2. Quartal 2020. Der "Kurier" erhielt rund 3 Mio. Euro, DER STANDARD in etwa 2,3 Mio. Euro. "Kleine Zeitung" und "Presse" kamen auf jeweils ca. 1,7 Mio. Euro. Die Werbeausgaben an internationale Plattformen stiegen weiter an. Google (mit Youtube) erhielt rund 2,7 Mio. Euro (plus 700.000 Euro), Facebook (inklusive Instagram) 1,6 Mio. Euro (plus 250.000 Euro).

Öffentliche Gelder an "Exxpress" und "Zackzack"

Erstmals schienen auch Daten zu zackzack.at, dem von Peter Pilz, Gründer der ehemaligen "Liste Pilz", herausgegebenem Onlinemedium auf. Hier flossen 5.200 Euro von der Stadt Wien. Kanzleramt und Verteidigungsministerium wiederum inserierten um rund 13.200 Euro im Onlinemedium exxpress.at, das von Eva Schütz-Hieblinger herausgegeben wird. Sie arbeitete früher im Kabinett von ÖVP-Finanzminister Hartwig Löger und ihr Mann Alexander Schütz scheint 2017 und 2018 in der Liste der ÖVP-Großspender auf.

Seit 2012 müssen öffentliche Stellen und staatsnahe Unternehmen und Organisationen jedes Quartal ihre Werbeausgaben an die Medienbehörde melden. Derzeit sind rund 5.315 sogenannte Rechtsträger meldepflichtig – darunter fallen neben Ministerien, Ländern und Gemeinden auch Energieversorger, Tourismusverbände oder Universitäten. Ausgaben unter 5.000 Euro pro Quartal und Medium müssen nicht gemeldet werden. (APA, red, 15.9.2021)