Einen Tag nach Apple hat auch der chinesische Handyriese Xiaomi neue Smartphones in den Ring für das Wintergeschäft geworfen. Der nach eigenen Angaben bei Handys zur Nummer eins in Europa und zur globalen Nummer zwei aufgestiegene Konzern – der mittelfristig Samsung von der Spitze verdrängen will – präsentierte das Xiaomi 11T und 11T Pro.

Für alle, die bereits am Dienstagabend den Apple-Event mitverfolgt haben, war diese Vorstellung zum Teil ein Déjà-vu-Erlebnis.

"Cinemagic"

Nicht "Cinematic Shot", sondern "Cinemagic" lautete nämlich das Schlagwort, unter dem die neuen Telefone ins Rampenlicht gestellt wurden. Bezogen war das Hauptsächlich auf die Kameras. Die beiden Geräte bieten eine 108-MP-Hauptkamera und darüber hinaus einen Sensor mit Telemakro-Optik (Nahaufnahmen von drei bis sieben Zentimetern) sowie eine Ultraweitwinkel-Kamera (120 Grad).

Foto: Xiaomi

Softwareseitig wurden diverse KI-basierte Features nachgerüstet, die kinoreife Aufnahmen ermöglichen sollen. Sie reichen vom dramatischen "Hitchcook"-Zoom über Time Freeze (das "Anhalten" einzelner Objekte), Audio Zoom bis zu anderen kreativen Werkzeugen. Wer der künstlichen Intelligenz die volle Kontrolle überlassen mag, kann das auch mit einem Klick tun. Das Xiaomi 11T Pro wird darüber hinaus Aufnahmen in 8K und mit HDR10+ ermöglichen.

Auch für Fotos gibt es neue "cineastische" Features. Außerdem verspricht man Verbesserungen für den Nachtmodus.

120-Hz-Display mit Adaptive Sync

Beim Display baut man auf ein 6,7-Zoll-AMOLED-Display mit realistischer Farbwiedergabe, es soll eine Milliarde Farbtöne abbilden können. Der Bildschirm bietet eine Wiedergaberate von bis zu 120 Hertz, die je nach Verwendung via Adaptive Sync angepasst wird. Für Schutz gegen Kratzer und Sprünge soll Gorilla Glass Victus bürgen. Beim 11T Pro gibt es Support für Dolby Vision.

Für Beschallungszwecke gibt es ein Stereo-Lautsprecher-System, wobei die Speaker so angeordnet sind, dass man sie beim Spielen nicht versehentlich mit dem Finger abdeckt. Für das Pro-Modell wurden die Lautsprecher von Harman/Kardon getunt – und Dolby Atmos ist an Bord.

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120-Watt-Aufladung für Pro-Modell

Unter der Haube kommt beim 11T Pro der Snapdragon 888 zum Einsatz, das Schwestermodell setzt auf Mediateks Dimensity 1200 Ultra. Letzterer ist dem Qualcomm-Chip in Benchmarks bei der CPU-Leistung um etwa 15, bei Grafikaufgaben um rund 25 Prozent unterlegen, was im Alltag in den wenigsten Fällen bemerkbar sein sollte.

Beim Spitzenmodell steigert man die maximale Leistung fürs Schnellladen auf satte 120 Watt und verspricht eine volle Aufladung in nur 17 Minuten. Das soll, dank der Aufteilung des 5000-mAh-Akkus in zwei Zellen, Graphen-Integration und einer proprietären Ladetechnologie namens Mi-FC möglich sein, ohne die Degradation des Akkus zu verschlimmern. Es soll 800 volle Ladezyklen dauern, ehe sich die Kapazität auf 80 Prozent reduziert. Das Aufladen des Handys soll auch bei sehr kalten Temperaturen von bis zu minus zehn Grad Celsius funktionieren.

Das Xiaomi 11T bietet Schnellaufladung mit bis zu 67 Watt. Und Achtung: Im Gegensatz zum Mi 11 und Mi 11 Pro wird Wireless Charging von den beiden neuen Handys nicht unterstützt. Ebenfalls (erwartbar) nicht dabei ist eine 3,5-mm-Klinkenbuchse. 5G wird natürlich unterstützt.

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Konkurrenzfähige Preise

Preislich stellen das 11T und 11T Pro durchaus eine Kampfansage dar. Das Basismodell ist in der "kleinsten" Ausstattung mit 128 GB Speicher und 8 GB RAM um 499 Euro zu haben, die 256/8-GB-Version kostet 549 Euro. Das Pro-Modell wechselt ab 649 Euro (128/8 GB) den Besitzer, die 256/8G-GB-Variante gibt es um 699 Euro. Die Maximalausführung mit 256/12 GB kommt auf 749 Euro.

Die Smartphones werden von Xiaomis frisch erweitertem Update-Versprechen abgedeckt. Heißt: Sie erhalten drei Android-Versionsupgrades und werden vier Jahre lang mit Sicherheits-Patches versorgt.

Mi 11 Lite 5G New Edition, Kompakt-Beamer, Mi Band 6 mit NFC

Wer budgetär nicht für die Flaggschiffe gerüstet ist, den will Xiaomi mit einer hardwaretechnisch etwas abgespeckten Variante überzeugen. Diese firmiert unter dem sperrigen Namen Mi 11 Lite 5G New Edition. Ab 329 Euro gibt es hier ein Smartphone mit einem Snapdragon-778G-Chip, das allerdings in puncto Speicher, Display und Kamera etwas abgerüstet wurde.

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Das Mi Band 6 bekommt eine um NFC ergänzte Neuauflage. Primärer Zweck der Nahfeldfunktion ist das kontaktlose Bezahlen, das man in Zusammenarbeit mit Mastercard realisiert. Die Verfügbarkeit des Mobile Payment ist von Land zu Land unterschiedlich. Zudem ist Amazons Sprachassistentin Alexa integriert. Kostenpunkt: 59 Euro.

Der kleine Beamer, Mi Smart Projector, kommt in zweiter Generation ebenfalls nach Europa. Er arbeitet mit einer LED mit vier Farbkanälen und projiziert ein Bild mit einer Fläche von 60 bis 120 Zoll ins eigene Heimkino. Es gibt 16 GB integrierten Speicher sowie zwei GB RAM. Auf dem Gerät läuft Android TV 9 mit Xiaomi-eigenen Anpassungen nebst Google-Assistant-Integration. 599 Euro wird das Gerät kosten.

Mesh-Router zum Kampfpreis

Nicht zu unterschätzen ist Xiaomis Vorstoß in den hiesigen Markt für Router. Und den beginnt man mit dem Mesh System AX3000. Es handelt sich um ein vorkonfiguriertes Doppelpack an intelligent miteinander kommunizierenden Sendestationen mit Wifi-6-Support. Sie sollen bis zu 370 Quadratmeter an Fläche abdecken und mit einem Durchsatz von knapp 3.000 Mbit/s operieren können.

Mit einem Preis von 149 Euro gehört es zu den günstigsten Systemen bekannter Marken, die aktuell am Markt zu finden sind. Das Netzwerk lässt sich durch weitere Mesh-Stationen erweitern, der Einzelpreis liegt bei 79 Euro.

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Xiaomi Pad 5 goes Europe

Nach seiner Vorstellung in China wird auch das Xiaomi Pad 5 in der "alten Welt" landen. Nach mehreren Jahren Pause im Tablet-Geschäft – das Mipad 4 erschien 2018 – kehrt man nun mit einer Antwort auf Apples iPad Mini bzw. Pro zurück. Es bringt einen Snapdragon 860 mit, bietet ein 11-Zoll-LC-Display mit 120 Hz-Wiedergabe, HDR10+ und einer Auflösung von 2.560 x 1.600 Pixel.

Dazu gibt es Stereowiedergabe über vier Lautsprecher, 33-W-Schnellladen, zwei Kameras (13 MP Haupt, 8 MP Front) und einen Stift, der magnetisch über das Tablet selbst geladen werden kann. Das vorinstallierte Android-11-System (MIUI 12.5) wurde zudem mit allerlei Funktionen zur Ausnutzung des großen Displays ausgestattet. Die Variante mit 128 GB Speicher und 6 GB RAM wird zum Preis von 349 Euro verkauft, für 399 Euro erhält man doppelt so viel On-Board-Speicher. (gpi, 15.9.2021)