Dass das starke Halluzinogen LSD – kurz für Lysergsäurediethylamid – massiv die Wahrnehmung der Realität verändert, ist bekannt. Immerhin ist es genau diese "erweiternde" Wahrnehmung, die Konsumierende erfahren wollen. Bisher ist jedoch noch wenig erforscht, wie diese Effekte – und das entsprechende Verhalten der Betroffenen – zustandekommen. Eine Forschungsarbeit, die nun in der Fachzeitschrift "Cell Reports" veröffentlicht wurde, dürfte hierfür einen wichtigen Beitrag leisten.

Das US-amerikanische Forschungsteam des Baylor College of Medicine in Houston, Texas, untersuchte dies anhand von Ratten. Sie verglichen Tiere mit und ohne LSD-Konsum auf einer vertrauten Laufstrecke und maßen etwa, wie viele Runden sie drehten. Zusätzlich analysierte die Forschungsgruppe, was dabei im Gehirn der Ratten geschah, genauer: wie die Hirnaktivität im Hippocampus, der etwa für das Gedächtnis wichtig ist, und dem visuellen Kortex aussieht.

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Der bekannte Weg schaut auf einmal anders aus: LSD dürfte die mentale Landkarte beeinträchtigen.
Foto: Maia Anderson/The Enquirer/AP

Unscharfe Landkarte

Der Neurowissenschafter Daoyun Ji und sein Team stellten fest, dass die Tiere, denen die Droge verabreicht wurde, weniger Runden liefen und sich langsamer bewegten als die Tiere ohne LSD. Sie ruhten sich also länger aus und gerieten dabei in eine Art Halbschlaf. Gleichzeitig war die Aktivität der Nervenzellen des Hippocampus und des visuellen Kortex bei den LSD-Ratten stark reduziert.

"Das bedeutet, dass die Neuronen weniger Impulse erzeugten, wenn sich das Tier auf dem Parcours bewegte, was sich wahrscheinlich auf die Klarheit der 'Landkarte' des Gehirns auswirkte", sagt Ji. Mit dieser "Landkarte" ist eine Art mentale Umgebungskarte gemeint, die entsteht, wenn sich ein Tier fortbewegt – damit es sich merken kann, wie es von Punkt A zu Punkt B gelangt. Um diese Karte zu erstellen, arbeiten der Hippocampus und der visuelle Kortex zusammen: Das Lebewesen betrachtet die Umgebung, diese Information wird vom visuellen Kortex verarbeitet und an den Hippocampus geschickt.

Traumbilder im Kopf

Die Forschungsgruppe fand heraus, dass LSD die übliche Nervenaktivität, also die Kommunikation zwischen den verschiedenen Hirnstrukturen, herabsetzt. Diese ist allerdings notwendig, um die mentale Karte aufrechtzuerhalten und die Informationen zu liefern, wohin sich das Tier bewegen soll. "Wir vermuten, dass LSD die Karte unscharf macht", sagt Ji.

Darüber hinaus waren die LSD-Ratten auf der Strecke wesentlich lethargischer. "Diese durch LSD ausgelösten Phasen der Inaktivität ähneln dem normalen Übergang vom Wachsein zum Einschlafen", sagt der Neurowissenschafter. Dies deute darauf hin, dass die Droge die Konsumierenden in einen traumähnlichen Zustand versetzt, in dem auch ähnliche Hirnaktivitäten wie bei einem Traum auftreten. (red, 16.9.2021)