Mit wem will der nächste ORF-Generaldirektor Roland Weißmann arbeiten?

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Das Sagen hat der ORF-Generaldirektor laut Gesetz: Er ist Alleingeschäftsführer des ORF-Konzerns mit einer Milliarde Umsatz. Roland Weißmann übernimmt den Job 2022 von Alexander Wrabetz.

Sein Führungsteam schlägt er am Donnerstag formell den 35 ORF-Stiftungsräten vor. Sie bestellen drei Direktorinnen und einen Direktor für die Zentrale und drei Landesdirektorinnen und sechs Direktoren für die ORF-Außenstellen. Die Besetzung zeichnete sich schon ab – nur das Burgenland und Kärnten blieben zuletzt noch spannend.

Newsroom-Besetzung

Spannend bleibt es nach der Bestellung: Der amtierende ORF-Chef Wrabetz hat für Herbst Ausschreibung und Besetzung der gemeinsamen Chefredaktion und Ressortleitungen im künftig vereinten Newsroom für TV, Radio, Online und Social Media angekündigt: Schlüsselpositionen aus der Sicht jeder Regierung. Die Kanzlerpartei ÖVP hat die Mehrheit im ORF-Stiftungsrat. Diese Mehrheit entschied über Weißmanns Bestellung im August.

GIS-Antrag, neues Gesetz

Im November ist mit dem – fünf Jahre nach der letzten Erhöhung turnusmäßigen – Antrag auf GIS-Anpassung zu rechnen. Er könnte sich um acht Prozent bewegen, nach der Inflation seither bemessen.

Die Regierung dürfte dem ORF-General ihres Vertrauens eine ORF-Novelle mitgeben. Sie soll – für die geplante Streamingplattform – eigene Formate fürs Web erlauben und längeren Abruf als sieben Tage.

Kanzleramt und ORF

Verstärkung könnte Weißmann auf Sicht aus dem Kanzleramt bekommen. Philipp König, Büroleiter und medienpolitischer Fachjurist des Medienbeauftragten Gerald Fleischmann, soll das Kanzleramt verlassen, vorerst offenbar zur Kinderbetreuung. König arbeitete zuvor im ORF auch mit Weißmann zusammen. Als neu bestellter ORF-Generaldirektor winkte Weißmann zuletzt ab, er könnte den Job des ORF-Generalsekretärs wiederbeleben.

***

Stefanie Groiss-Horowitz kehrt von Puls 4 als Programmdirektorin in den ORF zurück.
FOTO: APA/HANS PUNZ

Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz

Beim Privatsender Puls 4 verantwortete Stefanie Groiss-Horowitz (44) seit August 2017 die österreichischen Ausgaben von Masked Singer und der gerade wieder anlaufenden Actionshow Ninja Warrior ebenso wie den Start des Infosenders Puls 24.

Fast zwei Jahrzehnte davor arbeitete Groiss-Horowitz beim ORF – als Büroleiterin des Programmdirektors Reinhard Scolik, Redaktionschefin des jungen Vorabendmagazins Wie bitte?, in der strategischen Programmplanung an der Positionierung von ORF 1. Ab 2011 entwickelte sie Event- und Dokusoap-Formate (Undercover Boss, Die härtesten Jobs Österreichs, A-Team) für ORF 1. Sie wird sich zunächst wohl vor allem um ORF 1 kümmern – und um die präzisere Positionierung der ORF-Kanäle.

Ingrid Thurnher, Chefredakteurin von ORF 3, bekommt die Radiodirektion.
Foto: ORF/ Pichlkostner

Radiodirektorin Ingrid Thurnher

Ingrid Thurnher (59) ist nicht unbedingt als Radiomacherin bekannt, umso mehr als unbestrittene journalistische Größe im ORF. Die langjährige Anchorwoman und Interviewerin von ZiB 2 bis Sommergespräche ist seit 2017 Chefredakteurin des Spartenkanals ORF 3.

Die Radiodirektion gilt vor allem als Signal an die Hörfunkbelegschaft, dass sie auch nach der Übersiedelung auf den Küniglberg in der ORF-Führung vertreten ist. Ö3 hat einen starken Senderchef (Georg Spatt hat sich auch um die Direktion beworben), FM4 und Ö1 werden auf Sicht wohl wieder welche bekommen.

Ob die Direktionen über die gesamten fünf Jahre reguläre Amtszeit dieselben Aufgaben behalten, will General Roland Weißmann nach zwei Jahren neu diskutieren.

ORF-3-Managerin Eva Schindlauer wird ORF-Finanzdirektorin.
Foto: ORF/Roman Zach-Kiesling

Finanzdirektorin Eva Schindlauer

Der kleine Spartensender ORF 3 verliert nicht nur seine Chefredakteurin ans künftige ORF-Direktorium, sondern auch seine Co-Geschäftsführerin: Eva Schindlauer (39), bisher neben Geschäftsführer Peter Schöber Finanzmanagerin mit einem Budget von rund 20 Millionen Euro, ist künftig zuständig für die gesamten ORF-Finanzen. Rund eine Milliarde Euro nimmt der ORF pro Jahr ein, rund zwei* Drittel davon aus GIS-Gebühren. Der bisherige Finanzdirektor Andreas Nadler dürfte in eine große Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft wechseln.

Die Grünen verhandelten mit der ÖVP für ihre Zustimmung zu General Weißmann zwei Direktorenjobs aus. Sie schlugen Schindlauer und Groiss-Horowitz vor.

GIS-Geschäftsführer Harald Kräuter
kehrt zurück in die ORF-Technik.
Foto: GIS

Technikdirektor Harald Kräuter

Harald Kräuter (51) hat sich schon einmal um den Direktorenjob für die ORF-Technik beworben, in der er viele Jahre arbeitete. 2011 hatte allerdings sein Mitbewerber Michael Götzhaber einen entscheidenden Vorteil: Götzhaber saß als Betriebsrat im ORF-Stiftungsrat und stimmte für die Wiederbestellung von Alexander Wrabetz zum ORF-General. Wrabetz revanchierte sich umgehend und schlug Götzhaber fünf Wochen darauf für die Technik-Direktion vor. Kräuter wurde erst Projektleiter des Struktur(spar)programms "Focus", dann 2013 Geschäftsführer der Gebührentochter GIS.

Nun wird er Technikdirektor ab 2022 – und wird sich wohl intensiv mit einer grundlegenden Neuaufstellung der Direktion für die Streamingwelt beschäftigen.

***

Die Landesliga: Drei Frauen und mehr als ein Streitfall

Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil zeigt nicht allein in der SPÖ eigenen Sinn. Er wünscht sich Chefredakteur Walter* Schneeberger als ORF-Landesdirektor.

Doch mehr als ein Vorinformationsrecht über geplante Kandidaten haben die Landeshäuptlinge laut ORF-Gesetz nicht. Und im Stiftungsrat bestimmt eine türkise Mehrheit über die Bestellung.

Das Landesstudio Burgenland steht nach fünf Jahren unter Direktor Werner Herics gut da (im Gegensatz etwa zu Tirol) und macht es schwer, eine Ablöse zu argumentieren. Und Wunschkandidat Schneeberger ist 62 – er würde also für fünf Jahre, zwei über sein Pensionsalter hinaus, bestellt.

Noch nicht ganz fix, aber absehbar schien die Verlängerung von Karin Bernhard in Kärnten. In Vorarlberg ist weiter von Markus Klement auszugehen. Die Chefin der ORF-Gleichbehandlungskommission, Christiana Jankovics, will im Stiftungsrat wegen Klement neuerlich gegen das Landesdirektoren-Paket stimmen. Die Vorarlberger Nachrichten berichteten von Vorwürfen von Bedrohung und Schikanierung bis zur Entlassung eines Redakteurs. Auch Bernhards Führungsstil in Kärnten wird kritisiert.

Fix galt am Mittwoch, dass der bisherige Radio-Politikressortchef Edgar Weinzettl Landesintendant in Wien wird.

Die Besetzung in den Ländern mit türkiser Landesspitze gilt schon länger als ausgemacht:

In Niederösterreich übernimmt Chefredakteur Robert Ziegler die Direktion, in Oberösterreich Chefredakteur Klaus Obereder, die Landesdirektoren gehen in Pension.

In Salzburg löst Magazinchefin Waltraud Langer Direktor Christoph Takacs ab.

In Tirol übernimmt die bisherige Radio-Wirtschaftschefin und frühere Wirtschaftsblatt- und News-Chefredakteurin Esther Mitterstieler von Robert Unterweger.

In der Steiermark dürfte Gerhard Koch als Landesdirektor verlängert werden.

Weißmanns Mitbewerber um die Generaldirektion – Lisa Totzauer und Thomas Prantner – kommen beim Direktorium nicht zum Zug. Ihre Betätigungsfelder sollen in Verhandlung sein. Auch Programmdirektorin Kathrin Zechner verliert ihre bisherige Funktion, kolportiert wurde für sie etwa Humanitarian Broadcasting (Licht ins Dunkel). (Harald Fidler, 16.9.2021)