Vier Angeklagte müssen sich derzeit unter anderem wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs vor der Wirtschaftsstrafkammer in Braunschweig verantworten.

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Wolfsburg/Braunschweig – Mit dem Prozess gegen vier Volkswagen-Mitarbeiter hat vor dem Landgericht Braunschweig am Donnerstag die strafrechtliche Aufarbeitung eines der größten deutschen Wirtschaftsskandale begonnen. Vor der Wirtschaftsstrafkammer müssen sich vier teils ehemalige Manager und Ingenieure des Autokonzerns wegen des Vorwurfs des gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs und weiterer Delikte verantworten (Az: 6 KLs 23/19).

Sie sollen von der millionenfachen Manipulation von Dieselautos gewusst haben, die illegale Abschalteinrichtung mitentwickelt haben oder nicht dagegen eingeschritten sein. Ihr Ziel war laut Anklage, dem Konzern möglichst hohe Gewinne zu verschaffen, da ihre Bonuszahlungen davon abhingen. Die Angeklagten bestreiten Justizkreisen zufolge, von der Manipulation gewusst zu haben, oder machen geltend, dass sie ihr Wissen an Vorgesetzte weitergegeben hätten.

US-Behörde entdeckte Manipulation

Das Gericht tagt in der Stadthalle Braunschweig, da mit großem Zuschauerinteresse gerechnet wurde. Der erste Prozesstag begann aber mit wenig Publikum, denn das Verfahren gegen den prominentesten Angeklagten, Ex-VW-Chef Martin Winterkorn, wird später separat geführt. Der 74-Jährige ist nach einer Operation derzeit nicht verhandlungsfähig. Ursprünglich sollte das Hauptverfahren bereits im Februar beginnen, wurde aber wegen der Einschränkungen durch die Pandemie mehrmals verschoben.

Volkswagen hatte vor sechs Jahren auf Druck der US-Umweltbehörde EPA zugegeben, Dieselabgaswerte durch eine Software manipuliert zu haben. Diese sorgte dafür, dass die Motoren die Stickoxidgrenzwerte auf dem Prüfstand einhielten, auf der Straße aber ein Vielfaches dieser giftigen Abgase ausstießen. Die Wiedergutmachung kostete Volkswagen bisher mehr als 32 Milliarden Euro, vor allem durch Strafen und Schadenersatzzahlungen in den USA. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat nach eigenen Angaben bisher mehr als 30 Manager und Ingenieure von VW wegen Delikten im Zusammenhang mit dem Dieselskandal angeklagt. Gegen bis zu 80 weitere Personen wird noch ermittelt. (APA, 16.9.2021)