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Covid-19-Symptome halten bei Kindern im Durchschnitt sechs Tage an, stellten britische Forscher fest.

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Die Zahl der Neuinfektionen steigt, auch bei Kindern und Jugendlichen. Aktuell sind rund 6.400 unter-15-Jährige mit dem Coronavirus infiziert, zeigen Zahlen der Gesundheitsagentur Ages. Was macht das mit der Familie, wenn ein Kind oder mehrere Kinder erkranken? DER STANDARD hat Eltern um einen Erfahrungsbericht gebeten.

Für ihn sei es schlimm gewesen, nicht zu wissen, wie es seiner Zweijährigen wirklich geht, sagt Chris V. Auch die Unsicherheit, ob es bei milden Symptomen bleibt oder ein schwererer Verlauf bevorsteht, habe ihm zu schaffen gemacht. Er und seine Partnerin sind ebenfalls erkrankt und teilten sich die Kinderbetreuung auf – jeweils eine Stunde kümmerte sich der eine um das Kleinkind und der andere kurierte sich aus, dann wurde getauscht.

Marie, der 15-jährigen Tochter von Monika S., machten vor allem die Spätfolgen zu schaffen. Sie sei ständig müde gewesen und zu schlapp für ihr liebstes Hobby, das Reiten, berichtet ihre Mutter. Die Quarantäne verbrachte Marie in ihrem Zimmer, um die anderen in der Familie nicht anzustecken.

Bei Eva O. infizierten sich alle Mitglieder der vierköpfigen Familie und waren insgesamt dreieinhalb Wochen in Quarantäne. Ihr achtjähriger Sohn hatte vier Tage lang Symptome, darunter Fieber und Husten, ihre sechsjährige Tochter steckte die Infektion gut weg, erzählt Eva O. Seit kurzem geht sie mit ihren Kindern zu einer Psychologin, weil sie Verlustängste haben und sich um Mama und Papa sorgen. Sie wünscht sich, dass sie "bald wieder unbeschwert Kind sein können".

"Psychisch war es echt hart"

"Als wir erfuhren, dass der PCR-Test unseres Neunjährigen positiv ist, war das für mich wie im Film: Der Ehemann plaudert, vom Fenster sichtbar, mit Nachbarn, als ich die Nachricht am PC öffne. Ich rufe: 'Rein mit dir – unser Sohn ist positiv!' Unser Alltag änderte sich schlagartig. Ich nahm Behördenanrufe entgegen, während sich der Zustand meines Kindes verschlechterte. Von 'Mama, ich fühl mich komisch!' zu 'Mama, ich muss schlafen, mir geht es megaschlecht, und mir ist kalt und heiß zugleich'. Fieber, Husten, rotzige Nase waren vier Tage lang am Programm. Wir haben schnell alle möglichen Streaming-Accounts eingerichtet, um gut durch die Quarantäne zu kommen. Familie und Freunde stellten uns Care-Pakete vor die Tür. Leider infizierten sich trotz aller Vorsicht auch wir anderen. Unsere sechsjährige Tochter steckte das Virus gut weg. Ein wenig müde war sie und hustete, aber das war's auch schon. Psychisch war es für die Kinder jedoch echt hart. Ich nehme mit ihnen therapeutische Hilfe in Anspruch, weil sie starke Verlustängste entwickelt haben. Mein Sohn fragt sich: 'Wenn Mama oder Papa krank werden, ist das wieder so eine schlimme Krankheit? Und was könnte noch passieren?' Ich wünsche mir, dass sie bald wieder unbeschwert Kind sein können."

Eva O. lebt mit Mann und Kindern (sechs und neun Jahre) im Burgenland.

Aktuelle Zahlen zu den bisherigen Fällen und den laufenden Infektionen.
Foto: DERSTANDARD

"Die Ungewissheit war schlimm"

"Schlimm an der Situation war die Ungewissheit: Wie wird die Erkrankung ablaufen? Corona ist eben anders als eitrige Mandeln, wo man einfach zum Kinderarzt geht, ein Antibiotikum bekommt und zwei Wochen Pause einlegt. Meine Tochter ist noch dazu sehr klein, konnte also auch nicht sagen, was ihr fehlt. Es war an einem Abend im April, als ich bemerkt habe, dass sie rote Bäckchen hat und Durchfall. Wir haben dann Fieber gemessen, und sie hatte erhöhte Temperatur. Ein Antigentest aus der Apotheke war positiv. Eine Woche lang hatte sie abwechselnd Fieber, Durchfall, Husten und Schnupfen. Sie wirkte angeschlagen, bewegte sich langsamer als sonst.

Zu einer echten Herausforderung wurde es, als meine Lebensgefährtin und ich uns auch angesteckt haben und angeschlagen waren. Wir wechselten uns mit der Betreuung unserer Tochter ab: Eine Stunde beschäftigt sich der eine mit ihr und der andere konnte schlafen, dann umgekehrt. Mir ist es zeitweise richtig schlecht gegangen – ich befand mich an der Grenze zum Spitalsaufenthalt. Meine Lebensgefährtin entwickelte zum Glück nur mildere Symptome. Unsere Tochter hat danach noch einmal ein bisschen gehüstelt, dürfte mittlerweile körperlich aber wieder ganz ausgeheilt sein."

Chris V. hat mit seiner Partnerin eine Tochter (zwei Jahre).

"Die Infektion hing ihr nach"

"Meine 15-jährige Tochter Marie fing eines Abends an, über Kopfschmerzen zu klagen. Das war im Jänner, als noch niemand in der Familie geimpft war. In der Nacht kam sie zu mir ins Bett, weil es ihr sehr schlecht ging. Sonst machte sie das nie. Sie hatte schlimme Halsschmerzen und hohes Fieber. In der Früh waren wir testen – Marie war positiv. Die Quarantäne verbrachte sie in ihrem Zimmer. Wenn sie aufs Klo ging, trug sie eine FFP2-Maske. Es war eine beängstigende Situation. Vor allem, weil meine andere, 13-jährige-Tochter schwer herzkrank ist und ich auf keinen Fall wollte, dass sie sich ansteckt. Zum Glück ist das nicht passiert.

Nach vier Tagen ging es Marie besser. Aber die Infektion hing ihr nach. Noch einige Wochen fühlte sie sich schwach und müde. Obwohl sie sonst ein sehr starkes Mädchen ist, das reitet und jeden Tag drei Stunden im Stall verbringt. In dieser Zeit sagte sie öfter: 'Heute gebe ich dem Pferd eine Pause.' Es passierte auch, dass sie ein völlig falsches Wort verwendete. Wenn ich fragte, wie es in der Schule war, sagte sie: 'Ja, Mama, es war eh blau.' Anstatt gut. Zuerst schob ich das nicht auf Corona, aber offenbar ist das ein Long-Covid-Symptom. Seit Juli ist das alles weg. Marie ist inzwischen geimpft, hat das Schuljahr gut abgeschlossen und fängt eine Lehre an."

Monika S. ist Krankenpflegerin und hat zwei Töchter im Teenageralter.

(Aufgezeichnet von Lisa Breit, 21.9.2021)