"Welcome to the Jungle" steht in Leuchtschrift über dem Empfang. Und der Dschungel zieht sich hier, inmitten des Großstadtdschungels, bis in den 35. Stock. In Form der Kunst von Emanuel Jesse, der auf den Wänden Pflanzen ranken lässt. Und in Form echter Topfpflanzen, die im Empfangsbereich, den Gemeinschaftsküchen oder in den Chill-out-Lounges für heimelige Stimmung sorgen sollen. Nur ganz oben auf dem Dach hat sich der Dschungel nicht durchgesetzt: Hier wurden die bisherigen, nun verkümmerten Pflanzen vor kurzem entfernt und der Grasteppich ausgerollt.

Das kleinste Apartment ist 20 Quadratmeter klein. Dafür gibt es im ganzen Haus Gemeinschaftsbereiche.
Foto: Manfred Sodia

Im April zog in den Südturm der drei Triiiple-Türme in Wien-Erdberg Leben ein. Das 125-Meter-Hochhaus war noch im Bau vom Immobilien-Investmentmanager Corestate gekauft worden. Hier sind 671 Mikroapartments der Marke Linked Living – powered by Youniq entstanden. Mit dem Angebot richtet sich der Betreiber speziell an Studierende und Young Professionals. Der Umzugswagen fährt hier aber nur selten vor. Denn die Wohnungen sind möbliert. Die meisten Bewohner kommen mit einem Koffer und wohnen auf Zeit. Nur Bettwäsche und Küchengeschirr müssen sie mitbringen.

Der Eröffnungstermin im Frühjahr fiel in eine Lockdown-Phase, in der die meisten ausländischen Studierenden lieber zu Hause blieben und die Uni-Kurse virtuell besuchten. Daher gab es bisher mehr Businesskundinnen und -kunden als Studierende im Haus, erzählt Assistant Residence Manager Thuan Wakolbinger bei einer Führung. "Aber nun wird es bunter", denn es gebe nun, kurz vor dem Semesterstart, vermehrt Anfragen von jüngeren Menschen.

25 Prozent Auslastung

Auswahl gibt es im Turm an der Tangente derzeit noch genug: Die Auslastung liegt bei 25 Prozent, mit Vorreservierungen sei man aber bei etwa 30, sagt Wakolbinger. Sie ist für die Vermietung der Einheiten zuständig und macht schon seit Februar mit Interessentinnen und Interessenten Touren durch das Haus – bei Bedarf auch virtuell via Handy.

Das 22. Stockwerk ist ausgebucht.
Foto: Manfred Sodia

In den unteren, deutlich günstigeren Stockwerken seien viele Apartments weg, erzählt Wakolbinger. Als beliebtestes Stockwerk hat sich aber das 22. erwiesen, das voll ist. Es ist das höchstgelegene der mittleren Preiskategorie. Bisher wurden angesichts der Auslastung nur gerade Stockwerke vergeben, die ungeraden stehen leer.

Das soll sich nun ändern. Die Gastronomie im Haus wird mit Oktober eröffnet, kommendes Jahr wird auch ein Fitnessstudio auf 2500 Quadratmetern aufsperren. Es wird für die Öffentlichkeit zugänglich und für die Bewohnerinnen und Bewohner extra zu bezahlen sein, allerdings mit kleinem Rabatt. Und auch rund um den Turm selbst wird es noch Veränderungen geben: Auf einer Freifläche neben dem benachbarten Austro Tower ist noch einmal ein Büroturm geplant.

Die kleinste Wohneinheit ist bei Linked Living knackige 20 Quadratmeter groß. Hier haben immerhin Bett, Küchenzeile, Schreibtisch und Bad Platz, das fix-fertig ab Werk geliefert wurde, um Zeit und Kosten zu sparen. Diese Variante kommt auf 619 Euro pro Monat, inklusive sämtlicher Nebenkosten. Die teuerste Einheit im Gebäude ist das Superior-Apartment mit Doppelbett und Balkon. Es verfügt über eine Wohnfläche von 57 Quadratmetern und liegt in den oberen Stockwerken – auch preislich. Es kommt auf 1789 Euro pro Monat.

Disco auf dem Dach

Dafür stehen den Bewohnerinnen und Bewohnern die vielen Gemeinschaftsflächen im Haus zur Verfügung. Die Chill-out-Lounges, zum Beispiel, in denen es Polstermöbel, Bücher und – natürlich – Pflanzen gibt. Das Kino, in dem auf großer Leinwand Filme gestreamt werden können. Oder der Gaming-Room, in dem X-Box und Playstation bereitstehen. Dann gibt es noch zwei Gemeinschaftsküchen für alle, denen in der eigenen Miniküche Geschirrspüler und Backofen fehlen. Und im obersten Stock gibt es eine "Rooftop Disco", also einen Partyraum, der standesgemäß mit Discokugeln, Bar-Ausstattung und Terrasse mit Blick über Wien daherkommt.

Ganz oben gibt es eine Gemeinschaftsküche und die Rooftop Disco.
Foto: Manfred Sodia

Klar ist: Wohnen im Turm gefällt nicht allen. "Es gibt schon Leute, die sagen: Das große Apartment gefällt mir, aber die Höhe macht mir Angst", berichtet Walkolbinger. Für andere seien das Wohnen im Turm und der Ausblick der Hauptgrund für den Einzug. Immerhin ist die Rooftop-Disco auf dem Dach zu Silvester schon vermietet. (Franziska Zoidl, 22.9.2021)