Der britische Premier Boris Johnson bildet sein Regierungsteam um.

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Zwei der vier wichtigsten Schlüsselressorts von Frauen besetzt und das ethnisch diverseste Kabinett aller Zeiten: Auf den ersten Blick sieht Boris Johnsons neues Team gar nicht schlecht aus. Kritik kam aber aus den eigenen Reihen. Es sei ein "Kabinett der kleinen Mohnblumen", ätzte ein Abgeordneter und meinte, dass Johnson neben sich nur kleinere Lichter dulde und in seiner Umstellung auf die Ernennung eines politischen Schwergewichts wie Ex-Gesundheitsminister Jeremy Hunt verzichtet habe.

Das mag schon sein. Aber Johnson hat sein eigenes Schwergewicht bei diesem Revirement eingesetzt. Michael Gove, der bisher im "Cabinet Office" für verschiedenste Baustellen zuständig war, übernimmt das Ministerium für Wohnungsbau und hat damit eine Schlüsselrolle für den Wiederaufbau nach der Pandemie. Gove ist das Arbeitspferd der Regierung.

Reformeifer und Kompetenz

Als längstdienender Minister hat er Reformeifer und Kompetenz in den verschiedensten Ressorts von Justiz über Erziehung bis Umwelt bewiesen. Jetzt soll er das bei der traditionellen konservativen Wählerschaft heikle Thema des Wohnungsbaus angehen. Denn Johnson steht bei seinen neu gefundenen Wählern in ehemaligen Labour-Hochburgen im Wort: Ihnen hat er ein Programm des "Levelling-up" versprochen, also eine Angleichung der Lebensverhältnisse. Dazu gehört auch, dass die versprochenen 300.000 neuen Häuser pro Jahr gebaut werden. Noch ist man weit von dieser Zielmarke entfernt. (Jochen Wittmann, 16.9.2021)