Patrick B. ist seit zwölf Jahren bei der Straßenreinigung. Montag sei für ihn der schlimmste Arbeitstag. Da liege der Müll vom Wochenende herum.

Foto: Jakob Pallinger

Es sind die kleinen Dinge, die am meisten Ärger verursachen: "Dosen und Tschickstummel", sagt Patrick. Unzählige davon kehrt er jeden Tag von sechs Uhr früh bis halb drei mit der sogenannten "Federn" zusammen, hinein ins "Schupferl", oder er hebt sie mit dem "Zwickerl" auf. "Manchmal schmeißen die Leute die Dinge auch direkt vor mir einfach auf den Boden. Wenn man sie darauf anspricht, kann es schon sein, dass man angeschrien wird", sagt Patrick.

Seit zwölf Jahren arbeitet der 36-Jährige bei der Straßenreinigung der MA 48 in Wien. In dieser Zeit sei der Müll eher mehr als weniger geworden, sagt er. Und das, obwohl es an Mülleimern kaum mangle. Durch Corona habe sich der Müll verlagert: "Etwas weg von Restaurants und hin zu öffentlichen Plätzen und Parks", sagt Markus Schmid-Tuchny, Leiter der Straßenreinigung der MA 48. Was ihn ärgere, sei, dass es bei der Entsorgung immer wieder an einfachen Dingen scheitere. Etwa wenn Kartons einfach unzerkleinert in der Tonne landen und relativ bald danach schon daneben, weil in der Tonne kein Platz mehr sei. "Das ist der sogenannte Broken-Window-Effekt: Abfall zieht Abfall an. Wenn wo Müll liegt, kommt schnell neuer dazu", sagt Schmid-Tuchny.

Vielfältige Ursachen

Müll auf Straßen und in der Natur ist nicht nur nicht schön, sondern auch ökologisch gefährlich und zudem teuer. Viele Millionen Euro geben der Staat und damit alle Österreicherinnen und Österreicher jedes Jahr für die Reinigung und das Einsammeln von weggeworfenem Müll aus.

Die Ursachen für die Vermüllung sind vielfältig: Ganz oben auf der Liste der Motive steht die Faulheit beziehungsweise Bequemlichkeit, gefolgt von Gleichgültigkeit, fehlenden Abfallbehältern und einem Mangel an Umweltbewusstsein, heißt es in einer Studie der Humboldt-Universität Berlin aus dem Jahr 2016, bei der dreizehn deutsche Städte und auch Wien untersucht wurden.

Freiwillige Helfer

Um auf die Umweltverschmutzung durch Müll aufmerksam zu machen, findet jeden 18. September der World Cleanup Day statt, bei dem sich Menschen in 180 Ländern an der Reinigung von Straßen, Parks, Wäldern und Flüssen beteiligen sollen. Auch von der MA 48 heißt es, man unterstütze freiwillige Sammler in Wien mit Arbeitshandschuhen, Müllsäcken und leihweise auch Greifzangen.

Allein mit freiwilligen Aktionen sei es aber nicht getan. Seit einigen Jahren sind in der Stadt deshalb auch sogenannte Waste Watchers unterwegs, die Menschen, die ihren Müll achtlos wegwerfen, kontrollieren und ermahnen sollen. Sind die Menschen "uneinsichtig" – heben also auch nach dem Hinweis der Waste Watchers ihren Müll nicht auf – könne es Strafen von bis zu fünfzig Euro geben, heißt es von der MA 48.

Immer Arbeit

"Als Straßenreiniger muss man immer höflich bleiben. Selbst wenn ich oft nicht verstehe, wieso so viel Müll auf der Straße landet", sagt Patrick. Die Arbeit wird ihm wohl so bald nicht ausgehen, unabhängig davon, wie viele Menschen sich zum freiwilligen Einsammeln melden. "Das ist die sicherste Tätigkeit, die man sich vorstellen kann." (Jakob Pallinger, 18.9.2021)