Rund 11.000 Schulklassen gibt es in Wien. 5,5 Prozent davon wurden bisher gesperrt.

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Die Zahl der Schulklassen, die wegen Corona-Quarantänemaßnahmen nach positiven PCR-Tests gesperrt werden müssen, steigt und steigt: Mittlerweile sind in der Bundeshauptstadt bereits 520 Schulen von Teilsperren einzelner Klassen betroffen. Insgesamt gibt es in Wien 720 Schulen: Das bedeutet, dass bereits knapp drei Viertel aller Schulen in Wien von Quarantänemaßnahmen betroffen sind und Klassen wieder ins Distance-Learning geschickt werden mussten.

In den meisten Schulen wurde bisher aber nur eine Klasse pro Standort gesperrt. Insgesamt waren mit Stand Donnerstagvormittag 603 Schulklassen in Quarantäne – das sind rund 5,5 Prozent der rund 11.000 Klassen in Wien. Wie viele Schulkinder sich aktuell in Isolation befinden, wurde vorerst nicht offiziell bekanntgegeben. Geht man aber geschätzt von einer durchschnittlichen Klassengröße von 20 Schulkindern aus, sind bereits mehr als 12.000 Kinder und Jugendliche in Quarantäne.

Im Kindergartenbereich meldete das städtische Gesundheitsamt (MA 15) auf Anfrage des STANDARD 71 Teilsperren von Standorten. Insgesamt sind 88 Kindergartengruppen betroffen.

Neue Regeln erst seit Donnerstag

Hintergrund dieser auch im Bundesländervergleich sehr hohen Zahl von leeren Schulklassen ist, dass die zuständigen Landesbehörden in Wien die Quarantäneregeln streng auslegen dürften. Dazu kommt, dass bisher noch die "alten" Bestimmungen galten. "Leider hat der Bund diese Verordnung sehr spät übermittelt, sodass wir erst mit Donnerstag umstellen können", sagte Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr von den Neos dem STANDARD.

Mit den neuen Regeln erwartet sich Wiederkehr aber "Erleichterungen". So gelten als Kontaktpersonen der Kategorie 1 eines positiv getesteten Klassenmitglieds nur noch Schülerinnen und Schüler, die direkte Sitznachbarn im Radius von zwei Metern sind – oder weitere enge Kontakte des oder der Betroffenen. Geimpfte oder Genesene werden automatisch als K2 kategorisiert, auch alle weiteren Personen in der Klasse gelten laut den Vorgaben nunmehr als K2 und müssen nicht in Quarantäne.

Dazu kommt, dass die Quarantänezeit ab dem Letztkontakt verkürzt wurde: Schülerinnen und Schüler, die nach einem positiven Corona-Fall in Quarantäne geschickt wurden, können sich nach fünf Tagen per PCR-Test freitesten. Das gilt auch für Kindergartenkinder. Bisher war das nach zehn Tagen möglich.

In Niederösterreich 94 Schulklassen gesperrt

Eine Herausforderung sind gesperrte Klassen derzeit hauptsächlich in Wien. Das Bildungsministerium gab am Donnerstagnachmittag auf Anfrage bekannt, dass es sonst nur noch in Niederösterreich und Salzburg gesperrte Klassen gegeben hat: 94 wurden laut dem Ministerium aus Niederösterreich gemeldet, eine gesperrte Klasse aus Salzburg. Der Vergleich zwischen Wien und Niederösterreich erstaunt: In letzterem Bundesland wurden demnach mehr als sechsmal weniger Schulklassen in Quarantäne geschickt als in der Bundeshauptstadt. Die Sieben-Tage-Inzidenz beträgt in Wien übrigens 227, für Niederösterreich gibt die Ages 150 an.

Zu den Problemen mit den PCR-Tests an Schulen sagte Wiederkehr: "Wir wissen, dass es an einigen Schulstandorten noch Schwierigkeiten in der Umsetzung gibt. Diese werden sofort geprüft und geklärt." Allein in dieser Woche seien aber über 600.000 PCR-Tests über "Alles gurgelt" abgewickelt worden.

Die registrierten positiven Corona-Fälle in der vierten Welle werden jedenfalls jünger – was auch auf die Schultests zurückzuführen ist: Von den am Montag gemeldeten 7.500 aktiven Corona-Fällen in Wien waren mehr als die Hälfte (51 Prozent) jünger als 30 Jahre. (David Krutzler, 16.9.2021)