Nach drei Semestern überwiegender Distanzlehre sollen Studierende ihre Unis bald wieder – oder erstmals – von innen sehen.

An manchen Fachhochschulen sind die Studierenden dieser Tage ins Semester gestartet, an den Universitäten ist es in rund zwei Wochen so weit. Die Präsidentin der Universitätenkonferenz (Uniko), Sabine Seidler, gab daher am Freitag eine Rundschau, wie sich die Unis für den Herbst auf Lehrveranstaltungen, Zutrittskontrollen und Co einstellen.

Allerorten soll es, wie auch von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) angeregt, deutlich mehr Aktivität vor Ort geben als in den vergangenen drei Pandemiesemestern. Das konkrete Mischungsverhältnis von Präsenzlehre, Hybridformaten und Digitalunterricht obliegt aufgrund der Autonomie freilich den einzelnen Unis selbst, ebenso die Festlegung von Abstandsregeln oder einer Maskenpflicht. Diese Flexibilität sei auch sinnvoller als ein einheitliches Regelwerk, weil schlicht die Bedingungen in verschiedenen Fächern und Veranstaltungstypen zu divers seien, sagte Seidler. Eine Laborübung erfordere etwa andere Sicherheitskonzepte als eine Massenvorlesung.

Am ehesten Großvorlesungen digital

Die Uniko hat aber ermittelt, welche Muster sich quer durch die Landschaft der 22 öffentlichen Unis abzeichnen. Mit Stand vor zwei Wochen – als das Infektionsgeschehen noch geringer ausfiel als jetzt – rechnete demzufolge rund die Hälfte der Unis mit einer Quote an Präsenzlehre um die 90 Prozent. Die andere Hälfte kalkulierte mit einer Präsenzquote zwischen 50 und 80 Prozent. Am ehesten sollen Großvorlesungen in der digitalen Spähre stattfinden, da hier der Mehrwert von Präsenz nicht wirklich gegeben sei, so Seidler.

Vollständiger Präsenzbetrieb ist aber vielerorts schon durch die eingeschränkte Raumkapazität aufgrund von Abstandsgeboten nicht möglich. Zusätzliche Luftfilter oder CO2-Messgeräte wurden laut Uniko "nur in wenigen Ausnahmefällen angeschafft", zumal es in den meisten Gebäuden gute Lüftungsanlagen gebe. Zwischen den Lehrveranstaltungen würden die Räume auch gereinigt und gelüftet.

Auch Stichproben-Kontrollen in Lehrveranstaltung

Sämtliche Unis wollen die Ermächtigung des Covid-19-Hochschulgesetzes nutzen und für Studierende wie Lehrpersonal auf die 3G-Regel setzen. Wie die Impf -, Genesungs- und Testzertifikate kontrolliert werden, ist wiederum sehr unterschiedlich. An der von Seidler geleiteten Technischen Universität Wien kontrollieren etwa die Portiere an den Eingängen – und zwar im Unterschied zur sonst hierzulande obwaltenden Praxis inklusive Identitätsnachweis, wie sie hervorhob. Die TU hat dafür auch eine eigene App entwickelt. An anderen Standorten soll es stichprobenartig 3G-Kontrollen durch Lehrveranstaltungsleiter geben. Eine generelle 1G- oder 2G-Regelung gibt es laut Uniko nirgends, an medizinischen Unis gilt allerdings für den klinischen Bereich eine Immunisierungspflicht für Studierende mit Patientenkontakt, wobei es auch hier zwischen den Unis Unterschiede im Detail gibt.

Und was passiert, wenn trotz 3G-Regel Verdachts- oder Infektionsfälle nach einer Präsenzveranstaltung auftauchen? In der Schule weiß man immerhin, welche Schüler stets neben welchen Nachbarn sitzen, an einer Uni herrscht dagegen rege Fluktuation bei den Teilnehmern über die verschiedenen Seminare und Vorlesungen hinweg. Seidler antwortete, dass dies sicher eine Herausforderung sein werde. Man wolle aber registrieren, wer wann wo in einer Lehrveranstaltung Platz nimmt, um das Contact-Tracing zu erleichtern. Die Uniko-Chefin hofft, dass dadurch nicht ganze Studierendengruppen "nach Hause geschickt werden" müssen, also in verordnete Quarantäne. (Theo Anders, 17.9. 2021)