Eine der Collagen aus der Serie "Images", mit denen sich Stefan Reiterer um den Koschatzky Art Award bewarb.

Foto: Peter Mochi

Dass sich junge Künstler an Wettbewerben beteiligen, bei denen ein Preisgeld oder auch ein Ankauf locken, ist angesichts der Einkommenssituation der Mehrheit durchaus nachvollziehbar. Dementsprechend wuchs über die Jahre auch die Anzahl der Bewerber um den seit 2005 biennal vergebenen Koschatzky Art-Award.

Initiiert wurde dieser 2004 vom Rotary Club Wien-Albertina im Andenken an sein Mitglied Walter Koschatzky (1921–2003), langjähriger Albertina-Direktor, dem die Kunst der Originalgrafik stets ein besonderes Anliegen war.

Bei diesem Award geht es folglich um Arbeiten auf Papier, mit denen sich Künstler bis zum vollendeten 35. Lebensjahr bewerben können. Heuer buhlten 711 Künstler aus 60 Ländern mit insgesamt 2000 Werken um die Preisgelder in der Höhe von 6000, 4000 und 2500 Euro.

Verkaufsprovision für Rotarier

In die engere Wahl nominierte die Jury unter dem Vorsitz von Mumok-Direktorin Karola Kraus 74 Künstler mit 211 Werken, die in einem Katalog publiziert und im Mai im Palais Schönborn-Batthyány gezeigt wurden. Letztere Präsentation fungierte zeitgleich als Verkaufsausstellung: Die Kaufpreise werden von den Künstlern vorgeschlagen, und im Fall der Fälle kassiert Rotary eine "ortsübliche (galerieübliche) Provision von 50 Prozent", wie in der Ausschreibung nachzulesen ist.

Durch unsachgemäße Verpackung der Rotarier wurden die drei Kunstwerke Reiterers beschädigt. Die Noppen der Luftpolsterfolie prägten sich auf der Bildoberfläche ein.
Foto: Stefan Reiterer

Diese Erlöse fließen in Stipendien für "unverschuldet in Not geratene Künstler", drei waren es heuer an der Zahl. Wer die Nutznießer sind, darüber hüllt man sich in Schweigen. Für die Mehrheit der Künstler lohnte das vom Rotarier Reinhard Backhausen koordinierte Brimborium eher nicht.

Einem bescherte es zusätzlich einen Schaden, der mit einem Kompromiss endete, der nur schwer mit der rotarischen Frageprobe "Ist es fair für alle Beteiligten?" in Einklang zu bringen ist.

Kunstwerke nicht versichert

Stefan Reiterer, ein in Wien lebender Künstler, ehemals Schüler von Daniel Richter an der Akademie der bildenden Künste, hatte sich mit drei Collagen beworben und schaffte es dann auch unter die Nominierten.

Als er die unverkauften Kunstwerke in einem Lager abholte und in seinem Atelier auspackte, stellte er fest, dass sie aufgrund einer nicht fachgerechten Verpackung beschädigt waren: Die Noppen der Luftpolsterfolie hatten sich auf der Bildoberfläche förmlich eingeprägt.

Reiterer informierte Backhausen, der den Kostenvoranschlag eines Restaurators erbat. Die Kosten belaufen sich auf 1350 Euro für die drei Arbeiten, deren Gesamtverkaufswert bei 8000 Euro gelegen wäre. Ein klassischer Versicherungsfall, könnte man annehmen.

Tatsächlich waren die beim Koschatzky Art-Award eingereichten Kunstwerke gar nicht versichert: entgegen den Angaben in den Abgaberichtlinien "gemäß branchenüblichen Usancen" mit "50 Prozent des Verkaufspreises als Entschädigungswert bei Totalverlust".

Warum keine Versicherung abgeschlossen wurde, war auf Anfrage nicht in Erfahrung zu bringen.

Nur so viel, der entstandene Schaden sei "bezahlt worden". Laut Stefan Reiterer wurden 900 Euro von den Restaurierungskosten übernommen, die Differenz muss er selbst berappen.(Olga Kronsteiner, 19.9.2021)