Die Inflation erreichte im August den höchsten Wert seit 2011.

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Im August sind die Inflation im Euroraum auf 3,0 Prozent gestiegen. Damit ist die Teuerungsrate so hoch wie seit rund zehn Jahren nicht mehr. Zuletzt lag die Inflation im November 2011 auf diesem Niveau. Das Bild im Euroraum ist dabei höchst unterschiedlich: Die niedrigste Teuerungsrate gibt es in Malta (0,4 Prozent), Griechenland (1,2 Prozent) und Portugal (1,3 Prozent). Am stärksten war der Anstieg in Estland und Litauen mit jeweils 5,0 Prozent. In Deutschland lag die Inflationsrate nach der für den europäischen Vergleich herangezogenen Rate bei 3,4 Prozent.

In Österreich ist die Inflation im August auf 3,2 Prozent gestiegen – das ist der höchste Wert seit Dezember 2011. Angetrieben wird die Teuerung vor allem von den stark gestiegenen Treibstoff- und Energiepreisen. Diesel verteuerte sich im Vergleich zum August 2020 um mehr als ein Fünftel, Superbenzin um ein Viertel. Heizöl schnalzte um 30 Prozent nach oben. Haushaltsenergie verteuerte sich im Schnitt um 8,6 Prozent, Strom um sieben Prozent. Extrem war der Anstieg mit plus 54 Prozent auch bei Profilholz.

Bedrohung für Aufschwung

Die gestiegenen Energiekosten belasten zunehmend auch die wirtschaftliche Erholung nach dem Corona-Schock. In Großbritannien hat etwa ein Düngemittelhersteller erste Fabriken geschlossen, weil sich die Produktion bei dem hohen Gaspreis nicht lohne. In mehreren Ländern will die Politik nun durchgreifen. In Spanien wurde diese Woche per Dekret ein Dringlichkeitsprogramm zur Senkung des Strompreises verabschiedet, weil seit dem Frühsommer der Strompreis unaufhörlich steigt. Eine Megawattstunde kostet mittlerweile bereits 172 Euro, im Mai waren es im Schnitt noch 65 Euro. Von Jänner bis Mitte September schoss die Stromrechnung für spanische Endverbraucher um 34,9 Prozent nach oben.

Der Preisanstieg hängt auch mit dem Preis für die CO2-Zertifikate zusammen. In Spanien wird der Preis bei einer Versteigerung ermittelt. Die letzte und teuerste Tranche bestimmt den Preis für die gesamte Energie am Markt. Hier will die Regierung nun eingreifen.

Transportkosten heben ab

Neben dem Anstieg bei Rohstoffen schlagen auch sprunghaft gestiegene Transportpreise voll durch. Container sind derzeit oft nicht dort verfügbar, wo sie gebraucht werden. Für einen Zwölf-Meter-Container sind die Kosten in der Folge mittlerweile von unter 2000 US-Dollar im Sommer 2020 auf über 10.000 US-Dollar im September 2021 gestiegen. Zudem führen weltweite Lieferverzögerungen und Engpässe etwa bei Chips zu Verlangsamungen und Ausfällen in diversen Produktionen.

Laut einer Schätzung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) dämpfen diese Effekte den Anstieg der österreichischen Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte und im dritten Quartal um 0,2 Prozentpunkte. In absoluten Zahlen ausgedrückt summiert sich der Verlust im zweiten und dritten Quartal auf rund eine Dreiviertelmilliarde Euro.

Deutschland ist laut der OeNB-Schätzung von den aktuellen Materialengpässen mehr als doppelt so stark betroffen wie Österreich. Die Ökonomen der Notenbank gehen davon aus, dass diese Schwierigkeiten noch bis ins Jahr 2022 andauern werden. Danach sei mit Aufholeffekten zu rechnen.

Tiefer in die Tasche greifen musste man auch bei den Wohnkosten, die für ein Fünftel der Inflation verantwortlich waren.

Die EZB geht weiterhin davon aus, dass die hochschnellende Teuerungsrate ein vorübergehendes Phänomen ist. Im Herbst werde der Preisauftrieb noch steigen und nächstes Jahr nachlassen, heißt es. (Bettina Pfluger, 17.9.2021)