Auch wenn Sie nicht auf Science-Fiction stehen, schauen Sie sich wenigstens den Trailer an. Denn Foundation ist das Schönste, was eine TV-Serie je auf Ihren Bildschirm gezaubert hat. "Show, don't tell" heißt es im Fernsehjagon, und genau das macht die Serie – mit einer ganzen Galaxie, deren Idee aus den 1940er-Jahren stammt und nun zum ersten Mal die visuelle Übersetzung bekommt, die sie verdient.

So, das musste raus. Ab jetzt geht es ans Eingemachte, Foundation ist eine neue Science-Fiction-Serie auf Apple TV+. Sie basiert auf den Erzählungen von Isaac Asimov. Der gilt nicht als Vater des Genres, er ist es. Sie sind sicher schon mit einem seiner Werke in Berührung gekommen, und sei es nur I, Robot mit Will Smith, der ebenfalls auf einer Asimov-Geschichte beruht.

Was steckt hinter dem mysteriösen "Vault"?
Foto: Apple TV+

Foundation wird gerne als Inspiration für Sci-Fi-Epen wie Star Wars, Star Trek oder Dune genannt. Es ist quasi der Beginn von allem, was mit Sternen und Raumschiffen zu tun hat. Das nun in eine Serie zu verpacken? Eine der schwierigsten Aufgaben in der Geschichte des Fernsehens.

Zeitspanne von 20.000 Jahren

Showrunner David S. Goyer hat sich dafür freiwillig gemeldet. Bekannt ist er unter anderem für seine Regiearbeit bei Blade: Trinity und seine Drehbuchmitarbeit an den Christopher-Nolan-Batmans. "Ich habe in meiner Karriere schon zweimal angeboten bekommen, Foundation in einen Film zu verwandeln. Das habe ich abgelehnt. Aber die Serie konnte ich mir nicht entgehen lassen", sagt er.

Mathematiker Hari Seldon (Jared Harris) kann dank der Psychohistorik in die Zukunft schauen.
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Sie merken also, Foundation wirkt weit. Aber worum geht es? Das ist nicht so leicht zu erzählen, immerhin umfasst Aismovs Foundation-Trilogie eine Zeitspanne von über 20.000 Jahren. Die Grundgeschichte ist die: Der Mathematiker Hari Seldon (in der Serie gespielt von Jared Harris) ist Spezialist einer fiktiven Wissenschaft, der Psychohistorik. Diese erlaubt es ihm, durch mathematische Berechnungen in die Zukunft zu schauen. Und er sagt den Fall des Galaktischen Imperiums voraus, das gerade in seiner Blühte steht. Sein Plan: dabei helfen, einer neuen Zivilisation, die nach dem Fall entstehen wird, eine Grundlage zu bilden. Eine Foundation.

Besonders am Anfang ein rettender Anker: Gaal Dornick (Lou Llobell).
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In der Serie läuft das im Prinzip genauso ab. Um die Zuschauer aber besser an diese doch überfordernde Ausgangssituation heranzuführen, ist vor allem am Anfang Gaal Dornick (Lou Llobell) ein rettender Anker. Das Mädchen vom abgelegenen Wasserplaneten Synnax wird nach dem Gewinn eines komplexen Mathematik-Wettbewerbs von Seldon eingeladen, zu ihm nach Trantor zu kommen, der Heimatwelt des Imperiums. Auch für sie ist das alles neu, und sie staunt genauso wie Sie, hoffentlich, wenn Sie das erste Mal Trantor über Ihren Bildschirm flimmern sehen. Der prunkvolle Palast, die nicht erkennbaren Grenzen der Stadt, diese absolut absurde Idee der Star Bridge – man kann es sich nicht vorstellen, man muss es gesehen haben.

Die drei Cleon-Brüder

Aber zurück zur Geschichte: Gaal soll Seldon dabei helfen, seine Theorie zu verteidigen. Denn die Herrscher des Imperiums, die drei Cleon-Brüder, wollen Seldon für seine Aussagen zu Fall bringen.

Apropos Cleon. Hier traut sich Goyer doch tatsächlich, der alten Foundation noch etwas Neues hinzuzudichten. Denn im Original ist Cleon I. der alleinige Herrscher des Imperiums. In der Serie werden daraus die Brüder Dawn (Cooper Carter), Day (Lee Pace) und Dusk (Terrence Mann). Drei Klone des Kaisers, die ihren eigenen Zyklus erleben und am Ende ihrer Schaffenskraft wieder durch einen Neuen ausgetauscht werden. Eine tolle Idee, die die Egomanie und den Größenwahn Cleons betont.

Die drei Cleon-Brüder: Dawn (Cooper Carter), Day (Lee Pace) und Dusk (Terrence Mann).
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Asimovs Geschichten sind erschreckend real, vor allem in der aktuellen Zeit. Niemand glaubt der Wissenschaft, niemand glaubt Seldon. Also werden er und Gaal samt Forschungsanhang von den Cleon-Brüdern ins Exil geschickt. Als Bestrafung, sagen die Herrscher; das war genau mein Plan, sagt Seldon. Er will eine Grundlage für die kommende Zivilisation aufbauen, und das in Form einer Enzyklopädie, die das gesamte menschliche Wissen umfassen soll. Space-Wikipedia, sozusagen.

Währenddessen zerfällt das Imperium. Zwei Selbstmordattentäter sprengen die prestigeträchtige Star Bridge in die Luft, das kostet zwar über 100 Millionen Menschenleben, sieht dafür aber für den neutralen Zuseher auf der Couch atemberaubend aus. Ich hoffe, das klang jetzt nicht allzu böse.

Happy End – oder nicht?

Weil die originale Foundation eine unfassbar lange Zeitspanne umfasst, bedient sich die Serie des Stilmittels des Zeitsprungs. Immer wieder gibt es Ausblicke auf die Zukunft, beispielsweise auf die zweite Generation der Seldon-Exilforscher, die ebenfalls eine tragende Rolle spielen. Denn das Team siedelt sich auf dem Planeten Terminus an, direkt neben einem riesigen und in der Luft schwebenden Artefakt, das sie fortan nur noch "Vault" nennen und das durch ein Magnetfeld vor Eindringlingen geschützt zu sein scheint.

Apple TV

Den Durchblick bei Foundation zu behalten ist nicht leicht, vor allem bei den ablenkenden Visualisierungen. Doch mit der Zeit merkt man als Zuschauerin und Zuschauer, wie man in die Welt eintaucht. Wie man die Beweggründe, die Ängste, die Hoffnungen der Charaktere nachempfindet. Foundation greift philosophische Fragen auf und lässt die Protagonistinnen und Protagonisten nicht darüber diskutieren, sondern handeln. Manchmal mit Happy End, manchmal nicht.

Sollten die Macherinnen und Macher dieses hohe Niveau halten können, dürfen wir uns auf ein wahres Serienepos in den kommenden Jahren freuen. Und bitte, das Fernsehen braucht mehr dieser Bilder. Die reale Welt ist im Gegensatz dazu so langweilig.

Los geht es mit den ersten beiden Folgen. Die restlichen acht werden im Wochenrhythmus veröffentlicht. (Thorben Pollerhof, 24.9.2021)