Am Ende rückte ein netter Herr mit Schlüssel zur Lifttür an.

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Ich weiß, was Sie gleich sagen werden: selber schuld. Und Sie haben völlig recht. Denn ich bin jung und fit. Dass ich mich unlängst dennoch dafür entschied, in einem Bürohaus im ersten Bezirk den alten Aufzug zu nehmen, kann ich nur so erklären: Ich hatte es eilig.

Das erklärt vielleicht, dass ich den Zettel im Lift ignorierte, auf dem mehr oder weniger direkt erklärt wurde, dass Liftfahren in diesem Haus nur etwas für Experimentierfreudige ist.

Kurze Fahrt

Der Weg in den sechsten Stock verlief ereignislos. Auf dem Rückweg drückte mein Begleiter vor dem Losfahren noch schnell die Stopp-Taste, weil er seine Maske im Büro vergessen hatte. Ich blieb allein im Lift, der seine Türen schloss und gemächlich losfuhr. Allerdings war die Fahrt nach schätzungsweise drei Zentimetern vorbei.

Der Lift steckte fest, die Tür ließ sich nicht mehr öffnen. Auch wildes Herumdrücken auf den Tasten, kombiniert mit lautem Fluchen, half seltsamerweise nicht. Mir blieb nur die Notruf taste, die trotz des nahezu antiken Zustands der Kabine einwandfrei funktionierte. Der Herr, der sich daraufhin meldete, war von meiner Misere unbeeindruckt. Das beruhigte mich. "Wir schicken jemanden vorbei", sagte er noch.

Maske gefunden

Für mich hieß es also warten. Immerhin hatte ich eine originelle Ausrede parat, warum ich den nächsten Termin absagen musste. Zum Hinsetzen war es im Lift zu eng. Wenigstens hatte ich durch das Sichtfenster meinen Begleiter im Blick, der im Stiegenhaus stand. Falls Sie es wissen wollen: Seine Maske hatte er gefunden.

Details zu unserem Gespräch in den 25 Minuten, die es dauerte, bis ich von einem netten Herrn mit Schlüssel zur Lifttür befreit wurde, würden den Rahmen hier sprengen. Nur so viel: Unsere Beziehung wird nie wieder dieselbe sein. Auf gemeinsames Liftfahren verzichten wir künftig. (Franziska Zoidl, 17.9.2021)