Österreich hat einen Höchststand an offenen Stellen. Die Probleme der Betriebe, trotz hoher Arbeitslosigkeit kein geeignetes Personal zu finden, rufen nach einer Reform des Arbeitsmarktes. Die bisherigen Ideen der Regierung dazu erschöpfen sich jedoch in einer Schlechterstellung von Arbeitslosen: Wer nicht rasch neue Jobs findet, soll finanziell bestraft und die Möglichkeit des Zuverdienstes beschnitten werden.

Auch im Handel gibt es ein Rekordhoch an offenen Stellen.
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Doch wer den Druck von oben nach unten verstärkt, ohne an weiteren Stellschrauben zu drehen, verkennt die Realität. Was erwartet Arbeitnehmer in Branchen wie Gastronomie, Tourismus und Handel, die um Fachkräfte ringen?

Es sind vor allem Teilzeitjobs, mit denen allein sich kein Lebensunterhalt bestreiten lässt. Es ist Arbeit, die hohe Flexibilität abverlangt, die meist wenig Rücksicht aufs Familienleben nimmt und schon gar nicht altersgerecht ist.

Mehr als 40 Prozent der Langzeitarbeitslosen sind älter als 50, ein Drittel ist gesundheitlich beeinträchtigt. Der Staat kann ihnen noch so sehr die Daumenschraube ansetzen – sie finden nur dann Jobs, wenn sich die Arbeitswelt ändert, wenn es mehr Weiterbildungschancen für gering Qualifizierte gibt, wenn die Stellenvermittlung verbessert wird. Alles andere ist zynisch.

Offenbar hält es Arbeitsminister Martin Kocher aber für leichter, dafür zu sorgen, dass Niedriglohnbranchen die Quelle an günstigen Arbeitskräften nicht versiegt. (Verena Kainrath, 17.9.2021)