Leo Greiml vs. Brenden Aaronson, Rapid vs. Salzburg.

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Rapid lehnt Feigheit strikt ab und wird selbstverständlich am Sonntag um 17 Uhr beim Meister Red Bull Salzburg antreten. Der Optimismus von Trainer Didi Kühbauer hält sich freilich in Grenzen, die Bilanz ist schrecklich. Der aktuelle Tabellenstand detto, der Rückstand nach sieben Runden beträgt bereits 13 Zähler. Das 0:1 am Donnerstagabend in der Europa League gegen KRC Genk tat der schlechten Stimmung keinen Abbruch, speziell das Gegentor in der Nachspielzeit schmerzte. Nackenschlag ist eine Untertreibung. Und jetzt auch noch Salzburg. Kühbauer, am Rande der Verzweiflung: "Vor jeder Saison heißt es, die werden schlechter. Und dann tritt genau das Gegenteil ein, sie werden immer besser." Was für Rapid spricht? "Nicht viel." Er meinte, aber das sagt man im Fußballgeschäft nicht laut: "Eigentlich gar nichts."

Rapid hat die Untugend entwickelt, späte Treffer zu kassieren. In Altach, gegen die Admira und eben Genk. Kühbauer: "Das ist bitter, weil man nicht mehr zurückschlagen kann." Gegen Salzburg dürfte diese Gefahr gebannt sein, es könnten Gegentore auch viel früher fallen.

Von den vergangenen elf Duellen hat Rapid zehn verloren (drei im Cup), es gab ein Unentschieden. Negativer Höhepunkt war das 2:7 am 24. Juni 2020, es hat sich um ein Geisterspiel gehandelt, insofern mussten die Fans nicht live leiden und pfeifen. Der letzte Erfolg stammt vom 24. Februar 2019. Das 2:0 machte aber wenig Sinn, Rapid verpasste die Meisterrunde.

Momentaufnahme

Salzburg warnt sich trotzdem selbst. Trainer Matthias Jaissle ist überzeugt, "dass uns Rapid herausfordern wird. Sie waren gegen Genk sehr gut." Ihm sei die Bedeutung der Partie bewusst. "Die Rivalität ist groß, für unsere Anhänger ist es die wichtigste Begegnung, ein spezielles Erlebnis." Den Blick auf die Tabelle lehnt der 33-jährige Deutsche ab. "Eine Momentaufnahme, Rapid wird am Ende zu den Topmannschaften zählen." Das "Nonplusultra" (Zitat Kühbauer) ist freilich Salzburg, das auch zwei Tage mehr Regenerationszeit hatte. Jaissles Bilanz ist vorzüglich, elf Spiele, zehn Siege und das 1:1 am Dienstag in der Champions League in Sevilla. "Es war eine Achterbahnfahrt der Emotionen." Was auch mit den zwei verschossenen Elfmetern zu tun hatte. "Das ist abgehakt, jetzt sind wir voll auf Rapid konzentriert."

Außenverteidiger Rasmus Kristensen, ein absoluter Leistungsträger, sieht in Rapid "die zweitgrößte Herausforderung nach Corona". Der Däne schätzt besondere Aufgaben. "Die Wiener kommen gegen uns immer mit allem, was sie haben. So müssen auch wir ins Match gehen und dürfen ihnen nichts schenken." Mit dem bisherigen Saisonverlauf sei er zufrieden. "Die Entwicklung ist top. Wir haben das bisher richtig gut gemacht, und unsere jungen Spieler verfügen über so viel Potenzial. Bei fast jedem Spiel hat ein anderer ganz Junger aufgezeigt, und wir haben bei jedem Match einen Schritt nach vorn gemacht." Kristensen ist auch erst 24 Jahre alt.

Neue Erkenntnis

Rapid arbeitet weiter, will in die Spur finden. Wunden zu lecken ist keine Perspektive. Gegen Genk debütierte der 20-jährige Emanuel Aiwu im defensiven Mittelfeld, er überzeugte vollauf. Aiwu konnte insofern mit der Niederlage leben, "als es für mich ein großartiges Erlebnis bei einem großartigen Verein war". Die Atmosphäre, die 18.400 frenetisch jubelnden Fans, kannte er nicht. Wie auch, er wechselte von der Admira nach Hütteldorf.

Kühbauer will etwas aus Salzburg "mitnehmen". Natürlich keine Niederlage, kein Debakel, keinen Nackenschlag. Jaissle auf die Frage, was gegen einen Erfolg der Seinen spricht: "Das will ich nicht beantworten, sonst müssten wir ja nicht antreten." Andererseits: "Rufen wir unsere Leistung zu 100 Prozent ab, spricht wenig gegen uns."

Es war einmal ein Klassiker. Sollte Rapid verlieren, sind es 16 Zähler minus. Okay, nach dem Grunddurchgang wird halbiert. Jaissle schaut nicht auf die Tabelle – im Gegensatz zu Kühbauer. "Dass wir nicht dort sind, wo wir letztes Jahr waren, muss man zugeben."

Salzburg hat im Vorverkauf 15.500 Karten abgesetzt, die Kapazität in der Liga beträgt 17.000. Das Match könnte also ausverkauft sein. Trotz Corona. Wie sagte Kristensen? "Rapid ist immer noch die zweitgrößte Herausforderung." (Christian Hackl, 18.9.2021)

Red Bull Salzburg – SK Rapid Wien (Wals-Siezenheim, Red Bull Arena, Sonntag 17.00 Uhr, SR Hameter). Saisonergebnisse 2020/21: 1:1 (a), 4:2 (h), 3:0 (a), 2:0 (h); Cup-Achtelfinale: 6:2 (h)

Salzburg: Köhn – Kristensen, Solet, Piatkowski, Ulmer – Camara – Susic, Aaronson, Seiwald – Adeyemi, Sesko

Ersatz: Mantl – Kjaergaard, Onguene, Bernede, Capaldo, Okafor, Adamu

Es fehlen: Wöber (grippaler Infekt), Koita (Knie), Vallci (Achillessehne), Junuzovic (Ferse), Bernardo (Knie)

Rapid: Gartler – Stojkovic, Greiml, Wimmer, Ullmann – Aiwu, Grahovac – Schick, Fountas, Grüll – Kara

Ersatz: Hedl/Unger – Hofmann, Auer, Sulzbacher, Petrovic, Arase, Knasmüllner, Kitagawa, Ballo

Fraglich: Ljubicic (Fußprobleme)

Es fehlen: Strebinger (Schulterprobleme), Schuster (angeschlagen), Dibon (erneute Knie-OP), Schobesberger, Velimirovic (beide Rapid II)