Migrationsminister Notis Mitarakis eröffnet das neue Aufnahmezentrum.

AFP/LOUISA GOULIAMAKI

Bis zu 3000 Menschen sollen dort Platz haben.

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Am Samstag eröffnete der griechische Migrationsminister Notis Mitarakis ein neues Aufnahmezentrum für Flüchtlinge auf der Insel Samos. Das Zentrum wurde mit EU-Mitteln finanziert und kann bis zu 3.000 Menschen aufnehmen. Mit der Eröffnung der Anlage werden nun jene 550 Flüchtlinge, die sich noch auf der Insel befinden, übersiedelt und das alte Lager Vathy wird geschlossen.

Das Lager Vathy war wegen seiner katastrophalen Bedingungen seit Jahren in der Kritik gestanden. Tausende Menschen hausten hier oft monatelang in selbstgebauten Hütten mit Plastikplanen, ohne ausreichende Sanitäranlagen, oft der Gewalt ausgesetzt. "Heute findet Samos zur Ruhe und lässt die schändlichen Szenen in Vathy hinter sich", sagte Mitarakis. Er kündigte an, dass ähnliche Multifunktionszentren in wenigen Monaten auf Kos und Leros eröffnet werden, die neuen Flüchtlingszentren auf Chios und Lesbos sollen im kommenden Jahr fertiggestellt werden. Für die Zentren auf Samos, Kos und Leros bezahlte die EU 121 Millionen Euro.

Kritik von Hilfsorganisationen

Die Häuschen in dem neuen Camp, fünf Kilometer jenseits von Vathy, sind beheizbar und verfügen über ausreichend Sanitärbereiche. Die gesamte Anlage ist mit einem Stacheldrahtzaum umgeben, ähnlich wie das Lager Kara Tepe auf Lesbos. Nur jene, die die Zugangskontrollen passieren, können ins Lager hinein.

Die Flüchtlinge können von 8 Uhr in der Früh bis 20 Uhr am Abend das Zentrum verlassen, in der Nacht gibt es keine Ausgangsmöglichkeiten. Dieser Umstand wird von Hilfsorganisationen heftig kritisiert, die das neue Zentrum auch als eine Art Gefängnis bezeichnen.

"Es ist eine Schande!"

"Es ist dreist, dass die EU und Griechenland ein neues Gefängnis für Asylwerberinnen und Asylwerber auf der Insel Samos einweihen, während wir gerade erleben, was in Ländern wie Afghanistan passiert", kritisiert etwa die Organisation Ärzte ohne Grenzen. "Auch wenn der Stacheldraht des neuen Lagers noch so glänzt, können sie es dennoch nicht als Verbesserung verkaufen. Es ist vielmehr ein perfektes Beispiel dafür, wie kriminell die EU-Migrationspolitik ist: Menschen, die vor Gewalt fliehen, werden festgehalten und bestraft, weil sie Schutz suchen. Es ist eine Schande!" (Adelheid Wölfl, 18.9.2021)