Joko Winterscheidt war einer der prominenten Unterstützer der Yes!Con 2.0. Der Moderator und Schauspieler verlor seine Mutter als Kind, sie starb an einer Krebserkrankung.

Foto: Peter Mueller Photography/yeswecancer

Obwohl Krebs eine Volkskrankheit ist, ist eine Krebsdiagnose für einzelne Betroffene fast immer ein Schock, eine Zäsur im Leben, die auch schnell in die Isolation führen kann. Und das gerade dann, wenn man andere Menschen so dringend brauchen würde. Bei der größten deutschen digitalen Krebs-Convention Yes!Con 2.0, die am Wochenende zum zweiten Mal in Berlin stattfand, geht es genau darum, den Umgang mit der Krankheit zu verändern und Tabus aufzubrechen. In optimistischen Pink gehalten, bespielte man in Kreuzberg mit rund 120 Betroffenen und Experten das Bum (das ehemalige Berliner Umspannwerk) und die Church of Hope in der Ölberg-Kirche in Kreuzberg.

Vernetzer-App

Geboren wurde die Idee für eine solche "Mutmacher-Messe", wie sie die Veranstalter auch bezeichnen, 2018 in München, als man die Yes!App präsentierte, über die sich mittlerweile über 15.000 Patientinnen und Patienten oder deren Angehörige vernetzten.

Österreich war heuer durch den ORF-Journalisten Patrick Budgen vertreten, der am Samstag auf einem Podium mit anderen Autoren über sein Buch "Einsiedlerkrebs" sprach, in dem er seine 2020 entdeckte und mittlerweile überstandene Morbus-Hodgkin-Erkrankung thematisierte.

Auch einige Promis wie der Fernsehmoderator und Schauspieler Joko Winterscheidt, der als Kind seine Mutter an Krebs verlor, oder der Musiker Campino, der im Dialogformat "one:one" mit der Trauerbegleiterin Birgit Fuß sprach, kamen und unterstützten die Yes!Con 2.0.

Mitunter wurde auch kontrovers diskutiert, etwa zum Thema Krebs und Corona, als der Schauspieler Jan Josef Liefers, der Teil der umstrittenen Aktion "Alles dichtmachen" war, auftrat und von ärztlicher Seite offen konfrontiert wurde.

Medialer Umgang

Oder als der Journalist Werner Bartens, der für seine kritische Haltung zu Ärzten und manchen Vorsorgeuntersuchungsprogrammen bekannt ist, mit der Moderatorin Ulla Kock am Brink und der Textchefin der Funke-Mediengruppe, Diana Zinkler, über den unterschiedlichen Umgang mit Krebs und anderen ernsten Krankheiten in Medien diskutierte.

Berührend war das Zusammentreffen im "one:one" von Schauspieler Tim Oliver Schultz, der in "Club der roten Bänder" einen Krebspatienten mit Amputation spielte, mit dem tatsächlich von Amputation betroffenen Alex Böhmer, der von einem Osteosarkom geheilt wurde.

Krankenhausessen

Am Begrüßungsabend kochte Tim Mälzer für Teilnehmer der Convention und zeigte, dass gutes Krankenhausessen für nur sechs Euro pro Person möglich wäre.

Politisch stand die Konferenz unter der Schirmherrschaft des deutschen Gesundheitsministers Jens Spahn (CDU), am Samstag schaute auch die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, vorbei.

Im nächsten Jahr soll die Convention in München stattfinden, Gründer Jörg Hoppe plant auch Live-Schaltungen zu Zweigstellen in Zürich und Wien, wie er dem STANDARD am Sonntag erzählte. (Colette M. Schmidt aus Berlin, 20.9.2021)