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Die Versiegelung des Bodens scheint krass voranzuschreiten: Einkaufszentren, Industriegelände, Verteilzentren für den Internethandel, zusätzliche Straßen, breitere Autobahnen. Was wir jetzt als so gewaltig empfinden, ist in den letzten drei Jahrzehnten schleichend passiert. Mit der Diskussion steigt offenbar auch unsere Wahrnehmungsbereitschaft.

Dabei sind Beobachtungen oft tatsächlich realitätsnäher als Statistiken. Beim Straßenbau fällt die Diskrepanz besonders auf. Der Grund: weil immer wieder die Spielregeln für die Datenkategorisierung geändert wurden mit der wesentlichen Folge, dass die Zahlen dadurch weniger dramatisch aussehen, als die Bodenversiegelung in Wirklichkeit ist. So erscheint die jährliche Erweiterung des Straßenraums heute statistisch weniger als halb so groß wie noch vor sechs Jahren. 2014 und 2015 wuchs die Flächeninanspruchnahme des Straßennetzes jeweils um 13,5 Quadratkilometer. 2020 waren es 5,5.

Statistisch rückläufig, objektiv zugenommen

Diese Zahlen stimmen mit unserer Wahrnehmung nicht überein. Und wir täuschen uns auch nicht. Der Rückgang der Zunahme ist laut Umweltbundesamt großteils auf die Umklassifizierung von Forststraßen in die Kategorie Wald zurückzuführen. (Österreich hat mehr Forststraßen als öffentliche.)

Ähnliches gilt für den Flächenverbrauch der Eisenbahn: Zählten die Bannwälder an den Eisenbahntrassen großteils zur Schienenverkehrsanlage, werden sie zusehends dem Waldgebiet zugerechnet. So ist der Flächenbedarf der Eisenbahn statistisch sogar rückläufig, während er objektiv zugenommen hat. (Rudolf Skarics, 24.9.2021)