Lange kannte man nur ihren Namen, kaum einer ihr Gesicht. Mit 15 durfte Leni Klum dann ihr erstes Bild auf Instagram posten. Das war im Frühjahr 2020. Nach zwei Tagen folgten ihr 30.000 Menschen, heute hat die Tochter von Heidi Klum auf der Social-Media-Plattform bereits eine Million Followerinnen und Follower.

Das rasante Bekanntwerden der Leni Klum kommt natürlich nicht von ungefähr. Ihre Mutter ist nicht nur prominent, sie ist selbst höchst erfolgreich auf der Plattform. 8,5 Millionen Fans beobachten das Model aus Bergisch-Gladbach beim Urlauben mit Ehemann Tom Kaulitz und neuerdings auch beim Unterstützen der modelnden Tochter: Als Leni Klum in Venedig für das Modehaus Dolce & Gabbana erstmals den Laufsteg betrat, saß Heidi Klum in der ersten Reihe und filmte die Gehversuche der 16-Jährigen. Im Fall des Klum-Clans ist die Sache eindeutig: Mamas Name und ihre Kontakte haben die Karriere des Nachwuchses beschleunigt.

Was eine Leni Klum aus ihrer Bekanntheit macht? Liegt zwar auch in ihren Händen, der Einstieg in die Branche dürfte aber dank eines mit allen Wassern gewaschenen Umfelds leichter fallen als der einer "Germany's Next Topmodel"-Teilnehmerin aus Wanne-Eickel. Es bleibt schließlich kaum Zeit, Karrieren langfristig zu planen. Und so kommt kaum ein unbekanntes Model der Generation Z gegen einen schillernden Namen, den Lebensstil der Nachwuchspromis und deren Reichweite auf Instagram an.

Plötzlich Prinzessin: Leni Klum betrat für die Show von Dolce & Gabbana in Venedig erst eine Gondel, dann den Laufsteg.
Foto: imago images/Independent Photo A

Kein Wunder, dass Leni Klum nicht die Einzige ist, die ihre Bekanntheit nutzt. Lila Grace, Tochter von Kate Moss, modelte bereits Seite an Seite mit ihrer Mutter. Die ist seit langem mit Kim Jones, dem Kreativchef des italienischen Modehauses, befreundet.

Lila Grace Moss lief über den Laufsteg von Fendi.
Foto: STEPHANE DE SAKUTIN / AFP

Lila Grace wiederum ist mit Iris Law, der Tochter von Jude Law und Sadie Frost, dicke: Law ist seit einigen Jahren im Geschäft. Sie wirbt für Kosmetik von Dior und modelte für Miu Miu oder Marc Jacobs. Die Modebranche mag sich neuerdings die Diversität auf die Fahnen schreiben – ein Ende der Freunderlwirtschaft bedeutet das noch lange nicht.

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Iris Law im Sommer in Cannes.
Foto: REUTERS/Eric Gaillard

Lourdes Leon? Ist zwar ausgebildete Tänzerin und trägt den Namen ihres Vaters, des kubanischen Schauspielers Carlos Leon, war aber eben erst auf dem Titel der September-Ausgabe der amerikanischen und in einer Modestrecke der französischen "Vogue" zu sehen – aktuell wirbt sie für Swarovski.

Lourdes Leon trägt zwar den Namen ihres Vaters, ist aber auch die Tochter von Madonna.
Foto: Swarovski

Die Vorteile liegen auf der Hand: Müssen sich Neueinsteigerinnen erst an die eitle Branche gewöhnen, sind die Kinder von Prominenten mit deren Gepflogenheiten in der Regel bestens vertraut.

Manchmal schadet es auch nicht, wenn der prominente Name aus einer ganz anderen Ecke kommt. Ella Emhoff, Stieftochter von US-Vizepräsidentin Kamala Harris, ist so ein Beispiel. Die 21-jährige Studentin der New Yorker Parsons School of Design machte erstmals während Joe Bidens Angelobung im Jänner 2021 auf sich aufmerksam.

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Ella Emhoff kam während der Met-Gala in einem Outfit von Stella McCartney, für das Modelabel wirbt sie derzeit.
Foto: Theo Wargo/Getty Images/AFP

Sie trug damals einen karierten Mantel von Miu Miu, dazu eine Brille und einen Haarreif. Ihr außergewöhnlicher Auftritt entfachte das Interesse der Medien, kurze Zeit später unterschrieb sie bei der Agentur IMG einen Modelvertrag, heute hat Emhoff 390.000 Followerinnen und Follower auf Instagram – deutlich mehr als Lila Grace Moss oder Lourdes Leon.

Und wer weiß, vielleicht schwappt dieser Trend ja irgendwann nach Österreich über. Es gäbe da so einige Politiker und Politikerinnen, die ihr Händchen für Social Media an den Nachwuchs weitergeben könnten. (Anne Feldkamp, 23.9.2021)