Die offizielle Geschichte klingt ein wenig trocken. Der GR Yaris sei demnach das Homologationsmodell für die Rallye-Weltmeisterschaft. Damit lässt sich erklären, dass er nur zwei Türen hat, die aus Alu gefertigt sind und rahmenlose Scheiben haben, weil eben an der Tür, für die WM, nichts weiter verändert werden darf. Oder das Dach. Es ist beim GR Yaris aus gepresstem Karbonverbundstoff. Und das hat auch seine Gründe.

Damit spart Toyota rund 3,5 Kilogramm dort ein, wo sie fürs perfekte Handling am störendsten sind, nämlich oben. Mit dem sauteuren Dach sinkt aber nicht nur der Schwerpunkt, auch die Anströmung des Heckspoilers wurde optimiert.

Schon auf den ersten Metern ist klar, dass die böse Front nicht einfach nur ein bisserl Schminke ist.
Foto: Guido Gluschitsch

Und so geht des der Reihe nach, von einem Autoteil zum nächsten, wenn man da bei Toyota jemanden fragt. Weil der GR Yaris ist gar nicht mehr so viel Yaris. Er ist länger, nutzt hinten eine andere Plattform und sowieso und überhaupt. Bis auf ein paar kleine Details, muss man schon fast sagen.

Vier Gleichteile

Die Scheinwerfer, die Außenspiegel, die Heckleuchten und die Antenne aufm Dach sind gleich mit dem Yaris, wie wir ihn von Opa kennen. Sonst ist alles anders. 259 weitere Schweißpunkte und 14,6 Meter mehr Klebstoff sorgen dafür, dass die Karosserie des Wagens hart wie ein Tresor ist. So geht das Gerede dahin. Aber ganz ehrlich? Ich glaub das nicht ganz.

Toyota hat sich schon vor Jahren damit aus dem Fenster gelehnt, auf einmal auf Hybrid zu setzen. Und sie haben es durchgezogen, obwohl der Start kein leichter war. Nun sperren sie sich gegen die E-Mobilität, wo es nur geht, wenn sie allein auf Batterien basieren soll. Dafür haben sie das Wasserstoffauto schon seit Jahren fertig. Nein, da läuft was anderes.

Innen kann man sich ja noch in einem Yaris wähnen, halt schon mit ordentlichem Gestühl, aber an sich gibt es da kaum Überraschungen,
solange sich der Wagen nicht bewegt. Eine Überraschung gibt es auf dem Bild dann aber doch. Oder sagen wir ein Easteregg.
Foto: Guido Gluschitsch

Und das stell ich mir so vor. Es gibt einmal im Jahr ein Meeting von den Kapazundern mit allen Mitarbeitern. Und in schöner Regelmäßigkeit verliert einer der Entscheider eine Wette gegen eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter, was erklärt, dass manchmal überraschende Toyotas auf den Markt kommen. Die machen das sicher so. Funktioniert ja. Und wie das beim GR Yaris war, kann ich mir vorstellen.

Die Rallyeabteilung hat gewettet, dass der langweiligste Buchhalter aus dem Unternehmen innerhalb der ersten zwei Minuten in diesem Auto sein allererstes Mal lächelt. So kam der GR Yaris auf die Fabrikbänder. Das mit dem Homologationsmodell war dann nur die Marketingversion, damit wir nie draufkommen, wie bei Toyota in Wirklichkeit gekudert und gelacht wird. Das mit den zwei Minuten kann ich übrigens auch erklären.

Schaut auch von hinten mächtig aus, der Yaris GR.
Foto: Guido Gluschitsch
Grafik: Der Standard

Reinste Freude, aber leise

Angetrieben wird dieser Serien-Rallyewagen nämlich von einer besseren Luftpumpe, einem 1,6 Liter großen Dreizylinder. Damit einem der nicht um die Ohren fliegt, muss man das Motörchen schön warmfahren. Damit da nix passiert, schreibt einem der GR Yaris eh auf die Armaturen, dass man noch nicht Vollfeuer geben soll. Aber wenn die Anzeige erlischt, hat man am besten schon den Fahrmodus ausgewählt. Das ist wichtig.

Denn der entscheidet, ob beide Achsen sich die 261 PS aus dem Dreizylinder gerecht teilen, oder ob mehr Schub an die Hinterachse kommt – was unsere uneingeschränkte Empfehlung ist.

Und dann geht es dahin, dass einem ganz anders wird. Der Wagen ist so kompromisslos, dass es die reinste Freude ist – und er ist so schnell, dass das schlechte Gewissen keine Chance hat nachzukommen. Vielleicht auch, weil es sich täuschen lässt.

Vom Endtopf nämlich. Der ist so leise, dass sich der GR Yaris bei der Vorbeifahrt kaum von seinem biederen Hybridbruder unterscheidet. (Guido Gluschitsch, 28.9.2021)