Die Schulen sollen offen bleiben. Dieses Ziel wurde im Sommer ausgegeben, und es ist zentral. Schulen sind nicht nur Klassenzimmer, in denen Kinder lernen, sondern Orte der sozialen Teilhabe – für manche sind sie die einzige Möglichkeit, Sport zu treiben oder Freundinnen und Freunde zu treffen. Was aber wird getan, um diese Räume sicher zu machen?

Das Schutzkonzept für Schulen ist in vielen Punkten gut. Nun, da die Infektionen unter Kindern in die Höhe schnellen, wird es aber nicht nachgebessert, sondern abgeschwächt. Dass sich Schülerinnen und Schüler nach fünf Tagen freitesten können und Geimpfte als Kontaktpersonen der Kategorie II eingestuft werden, ist wissenschaftlich begründbar und im Interesse der Kinder. Andere Regelungen sind es nicht: So werden bei einem Covid-Fall in der Klasse nur mehr die direkten Sitznachbarn sofort in Quarantäne geschickt. Zudem hat man den Stufenplan an die Belegung der Intensivbetten geknüpft – mit dem Effekt, dass nach der Sicherheitsphase in Schulen nur regelmäßig getestet wird, wenn auch Erwachsene häufig infiziert sind.

Das Schutzkonzept für Schulen ist in vielen Punkten gut.
Foto: imago images/Michael Weber

Wenige Wochen bevor die Impfung auch für Kinder breit zugänglich ist, nimmt die Politik damit ihre Durchseuchung in Kauf.

Wie sehr wir es gewöhnt sind, Kinderrechte beiseitezuwischen, wenn sie mühsam umzusetzen sind oder Geld kosten, zeigten die positiven Reaktionen auf das ZiB 2-Interview der Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz: Als Geimpfte bestand sie auf einem separaten Studio, um das Risiko, ihre ungeimpften Enkelkinder anzustecken, zu vermindern. Auf politischer Ebene sucht man solche Stimmen vergeblich. Hier propagiert man lieber den Stehsatz, dass geschlossene Schulen gefährlicher für Kinder seien als das Virus selbst.

Es stimmt, dass Kinder in der Regel milder erkranken als Erwachsene. Bei hohen Infektionszahlen werden aber trotzdem Kinder in den Spitälern landen. Viele Eltern von Kindern mit Risikofaktoren suchen deshalb verzweifelt nach Ärzten, die sie nun schon ohne Zulassung impfen. Eine Politik, die das Leid dieser Kinder gegen die Belastung durch geschlossene Schulen ausspielt, handelt nicht nur einfallslos, sondern kinderfeindlich. Wem es wirklich um die Gesundheit von Kindern geht, zwingt nicht zu einer Entscheidung zwischen Schulbesuch und Infektion, sondern sorgt für sichere Bildung. Die dafür notwendigen Maßnahmen sind bekannt: engmaschiges PCR-Testen und konsequentes Absondern, bis sich alle mit der Impfung schützen können. (Eja Kapeller, 21.9.2021)