Gar nicht so unkompliziert: die E-Scooter.

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Sie stehen an jeder Ecke, können unkompliziert gemietet werden und bringen einen bequem von A nach B: Die E-Scooter unterschiedlicher Anbieter haben in den letzten Jahren das Straßenbild in vielen Städten erobert – ganz besonders, weil die Scooter, wenn sie nicht mehr benötigt werden, oft einfach irgendwo abgestellt werden und damit Gehsteige verstellen.

Nicht nur in Wien wird diese Entwicklung nicht unbedingt mit Freude gesehen. In Oslo hat die Stadtregierung reagiert: Hier wird die Anzahl der E-Scooter drastisch reduziert. Außerdem wird ein Nachtfahrverbot eingeführt, weil die Hälfte aller Unfälle bisher in der Nacht geschah. In Paris etwa wurde vor einigen Monaten eine Passantin von einer E-Scooter-Fahrerin niedergefahren und getötet.

Viele Kopfverletzungen

Der Unfallchirurgin Karin Gstaltner, ärztliche Leiterin des AUVA-Reha-Zentrums Meidling, entlocken E-Scooter zuerst einmal einen tiefen Seufzer. In den letzten drei, vier Jahren haben Unfallchirurginnen und -chirurgen eine deutliche Zunahme teils schwerer Verletzungen durch E-Scooter-Unfälle bemerkt.

Ein großes Problem sind laut Gstaltner, der früheren Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie, die teilweise sehr schweren Kopfverletzungen, weil häufig kein Helm getragen wird. Das Spektrum reiche bis hin zu Hirnblutungen und bleibenden Schäden, sagt die Medizinerin. Besonders häufig seien von diesen Verletzungen Männer betroffen, die mit den Vehikeln viel zu schnell unterwegs sind.

Häufig kommt es auch zu Verletzungen am Fuß oder am Sprunggelenk – "oft auch, weil kein passendes Schuhwerk getragen wird", sagt Gstaltner, die auch schon Frauen in High Heels auf den Rollern gesehen hat. Dann gibt es auch noch die große Kategorie der "Lenkstangenverletzungen" an Rippen, Bauch und Becken. Beim Fallen kommt es auch zu Verletzungen an der Hand oder am Handgelenk.

Mehrere Studien

In Corona-Zeiten sei es deutlich ruhiger gewesen, sagt Gstaltner. Wohl auch, weil Touristinnen und Touristen, die gern auf den flotten Flitzern unterwegs sind, ausgeblieben sind. Die Unfälle sind auch wetterabhängig, im Sommer passiert mehr als in den kälteren Jahreszeiten. Das belegen auch Studien, von denen in den letzten Jahren aufgrund des E-Scooter-Booms besonders viele publiziert wurden.

Eine vor einigen Monaten im "British Medical Journal" veröffentlichte Meta-Studie berichtet von einer massive Zunahme an Verletzungen durch E-Scooter-Unfälle seit 2017. In manchen Krankenhäusern liegen diese bereits gleich auf mit Fahrradunfällen. Meist handelt es sich um Einzelunfälle. Viele verlieren also zum Beispiel das Gleichgewicht oder prallen gegen ein Hindernis.

Besonders problematisch findet Gstaltner, dass viele Menschen viel zu schnell mit ihrem Scooter unterwegs sind. Und ähnlich wie in Oslo fällt auch in Wien auf, dass besonders viele Unfälle in den Abendstunden und in Kombination mit Alkohol passieren.

Was viele schwere Verletzungen verhindern könnte: bessere Ausrüstung und vor allem das Tragen eines Helms. Und einige Übungseinheiten, bevor man sich mit dem Gefährt in den Stadtverkehr aufmacht. (Franziska Zoidl, 24.9.2021)