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Blumen und Kerzen an der Tankstelle in Idar-Oberstein im deutschen Rheinland-Pfalz, wo ein Kassier am Samstagabend erschossen wurde.

Foto: REUTERS/Annkathrin Weiss

Idar-Oberstein – Blumen und Kerzen an einer Tankstelle in Idar-Oberstein im deutschen Rheinland-Pfalz erinnern daran, was sich dort am Samstagabend ereignet hat. Ein 49-jähriger Deutscher, gab die Oberstaatsanwaltschaft am Montag bekannt, erschoss den 20-jährigen Tankwart, weil dieser ihn zweimal auf die Maskenpflicht aufmerksam gemacht hatte. Nachdem eine Großfahndung nach dem Schützen erfolglos geblieben war, erschien dieser selbst Sonntagfrüh bei der Polizei.

Dort schilderte er dann seine Beweggründe: Er lehne die Corona-Maßnahmen ab, habe sich in die Ecke gedrängt gefühlt und "keinen anderen Ausweg gesehen", als ein Zeichen zu setzen. Das Opfer, ein Student, der dort nebenberuflich arbeitete, schien ihm dabei "verantwortlich für die Gesamtsituation, da es die Regeln durchgesetzt habe", sagte Oberstaatsanwalt Kai Fuhrmann. Deshalb habe der 49-Jährige dem Tankstellenkassier mit einem Revolver "gezielt von vorn in den Kopf" geschossen.

Kein Waffenschein

Die mutmaßliche Tatwaffe sowie weitere Waffen und Munition wurden in der Wohnung des Verdächtigen in Idar-Oberstein sichergestellt. Wie er diese bekommen hat, ist noch unklar – einen Waffenschein besaß er nicht. Der Verdächtige, der zuvor nie polizeilich auffiel, befindet sich nun in Untersuchungshaft. Die Ermittler erhoffen sich durch die Auswertung des Handys des Mannes neue Details. Beispielsweise gilt zu klären, ob und, wenn ja, in welchen Gruppierungen von Corona-Maßnahmen-Kritikern er aktiv war.

Das Entsetzen ist auf alle Fälle groß. "Das ist eine ganz unfassbare, schreckliche Tat, die hier in Idar-Oberstein passiert ist", sagte Oberbürgermeister Frank Frühauf (CDU). Auch die Bundesregierung meldete sich zu Wort. "Der Radikalisierung von gewaltbereiten Corona-Leugnern muss sich unser Rechtsstaat mit allen Mitteln entgegenstellen", sagte Justizministerin Christine Lambrecht (SPD). Und Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock twitterte: "Die Radikalisierung des Querdenkermilieus bereitet mir große Sorgen." (ksh, 21.9.2021)