Die ersten Geräte sind unterwegs zu den Schülerinnen und Schülern.

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Die Auslieferung von Laptops und Tablets an die Schulen hat am Dienstag offiziell begonnen. Insgesamt 150.000 vom Bildungsministerium angeschaffte Geräte im Gesamtwert von 250 Millionen Euro sollen verteilt werden. Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP), der aus diesem Anlass zum Ramsauer Gymnasium in Linz gereist war, sprach von der bisher größten Investition in die Digitalisierung im Bereich der Schulbildung. Danach kam Lob oder Tadel von verschiedenen Seiten.

Die Auslieferung startet vorerst in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und dem Burgenland. Bis Ende der Woche sollen 65 Schulen mit 8.000 Geräten versorgt sein. An der Aktion für die Schülerinnen und Schüler der fünften und sechsten Schulstufe nehmen insgesamt 93 Prozent der infrage kommenden Schulen teil – Voraussetzung war die Erarbeitung eines Konzepts, wie die Geräte im Unterricht eingesetzt werden sollen, und die Zustimmung der Schulpartnerschaftsgremien aus Eltern, Lehrern und Schülern. An manchen Schulen sind aber nicht alle in Frage kommenden Klassen dabei.

Tablets, Notebooks und Gebrauchtgeräte

Bei den Geräten konnten die Schulen sich zwischen Windows Notebooks, Windows Tablets, iPads, Android Tablets und Refurbished Geräten entscheiden. An einem Standort kommt aber immer nur derselbe Gerätetyp zum Einsatz, für den Fall eines Schulwechsels soll eine Tauschbörse eingerichtet werden. Verzögerungen gibt es bei den Windows Tablets, für die sich 22 Prozent der Standorte entschieden haben: Hier hat es bei einer europaweiten Ausschreibung kein Angebot mit einem adäquaten Preis gegeben, weswegen neu ausgeschrieben wurde.

Die Geräte werden in das Eigentum der Kinder übertragen und können somit auch im privaten Bereich verwendet werden. Ihr Selbstbehalt beträgt 25 Prozent des Kaufpreises. Bei durchschnittlichen Kosten von 400 Euro und einer Verwendungsdauer von vier Jahren seien das 25 Euro pro Jahr, lautet die Kalkulation des Ministeriums. Familien mit wenig Geld können vom Selbstbehalt befreit werden.

Auch Ausrüstung für Lehrer

Neben den Schülern bekommen an AHS auch alle Lehrer der betreffenden Klassen die entsprechenden Laptops oder Tablets vom Bildungsministerium. An Mittel- und Sonderschulen gibt es nur drei Geräte pro teilnehmender Klasse. Um alle Unterrichtenden damit auszustatten, schafft das Land Oberösterreich zusätzliche 2.500 Endgeräte an. Insgesamt sind acht Millionen Euro für die Digitalisierung der Schulen im Landesbudget vorgesehen, rechnete Landeshauptmann Thomas Stelzer vor.

Seine Stellvertreterin Christine Haberlander (ebenfalls ÖVP) argumentierte als Bildungslandesrätin, "das www ist für die Schüler so wichtig wie das abc". So wie das Ministerium begleite auch das Land das Projekt mit pädagogischen Initiativen. Unter anderem gibt es Fortbildungen und Zusatzausbildungen für Lehrerinnen und Lehrer.

SPÖ kritisiert fehlendes Supportkonzept

Für die SPÖ-Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler setzt sich das "Versagen von Faßmann bei Laptops fort". Denn die Auslieferung verzögere sich entgegen den bisherigen Plänen. Die Schulen würden neuerlich völlig alleine gelassen: "Wer soll sich denn darum kümmern, wenn eine App nicht lädt, der Akku spinnt oder das Internet nicht funktioniert?", fragte sie. Für die Wartung gebe es weder Personal noch Geld. Zudem schlägt Vorderwinkler vor, dass die Endgeräte nach dem Vorbild des Gratis-Schulbuches für Eltern kostenlos sein sollten.

Die Neos-Bildungssprecherin Martina Künsberg kritisierte, ein Austeilen von Endgeräten mache noch keine Digitalisierungsoffensive an den Schulen. Es brauche darüber hinaus weitere wesentliche Maßnahmen, wie etwa verpflichtende Digitalisierungsfortbildung für Lehrerinnen und Lehrer, angepasste Raumkonzepte sowie neue Unterrichtsformen.

Schülerunion zufrieden

Für die ÖVP-Schülerunion ist der Beginn der Auslieferung ein besonderer Tag, weil damit eine ihrer längsten Forderungen zum Thema Digitalisierung umgesetzt werde. In eineinhalb Jahren werde das nachgeholt, was die vergangenen zehn Jahre verabsäumt worden sei.

Die Allianz Bildungsmedien – ein Zusammenschluss von Anbietern in Österreich – gab zu bedenken: "Nicht die Technologie macht Schule aus, sondern die Bildungsinhalte". Die Schulen bräuchten eine Balance von neuen Technologien einerseits und unverzichtbaren Inhalten andererseits. Genau diese Balance könnten die Anbieter professioneller Bildungsmedien bewerkstelligen. Innovative, alle rechtlichen Anforderungen erfüllende und passende digitale Unterrichtsmaterialien seien allerdings mit hohen zusätzlichen Kosten verbunden. Es brauche daher eine entsprechende finanzielle Basis. (APA, 21.9.2021)