Bild nicht mehr verfügbar.

Recruiter schauen zuerst auf die Berufserfahrung und vergangene Projekte – erst dann kommen Ausbildung und weitere Faktoren.

Foto: Getty Images/Maskot

Die Verunsicherung, die durch die Pandemie im letzten Jahr noch zu Einstellungsstopps bei sonst so gefragten Tech-Fachkräften führte, gehört der Vergangenheit an. Die Suche nach Beschäftigten in IT und Engeneering ist vielerorts wieder voll im Gange. Honeypot, eine Tech-Jobplattform, hat das zum Anlass genommen, um eine Studie zum Thema Recruiting zu veröffentlichen. Befragt wurden über 1.900 Personalverantwortliche in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im Fokus dabei stehen deren Mitarbeiterbedarf 2021 und ihre Anforderungen an Beschäftigte.

Ein Ergebnis: Unternehmen öffnen sich zusehends für internationale Fachkräfte – knapp 90 Prozent sind demnach offen für Kandidatinnen und Kandidaten aus dem Ausland. Dieses Ergebnis scheint wenig verwunderlich in Hinblick auf den Fachkräftemangel und darauf, dass Unternehmen laut der Befragung 2021 durchschnittlich 7,7 Tech-Talente einstellen wollen. Mehr als ein Drittel planen sogar mit neuen Mitarbeitenden im zweistelligen Bereich (14,6 Prozent wollen zehn bis 20 neue IT-Fachkräfte einstellen, 19,9 Prozent planen mit mehr als 20 neuen Mitarbeitenden). Auch Sprachkenntnisse rücken deshalb in den Hintergrund: Knapp mehr als die Hälfte der Unternehmen sind aufgeschlossen für ITler, die Englisch, nicht aber Deutsch sprechen.

"Noch vor drei oder vier Jahren haben wir mit vielen Unternehmen gesprochen, die skeptisch gegenüber internationalen Talenten waren – es gab viele Vorbehalte bezüglich Sprache und Kultur, auch bei Software-Developern aus EU-Ländern. Diese Einstellung hat sich stark verändert. Heutzutage sind die bestehenden Tech-Teams schon viel internationaler", sagt Philipp Goos, CEO bei Honeypot.

Chancen für Quereinsteiger

Auch bei der Ausbildung haben Unternehmen mittlerweile ihr Talent-Pool vergrößert. Es muss nicht immer der Universitätsabschluss sein: Etwas mehr als 70 Prozent der Befragten sind offen für Autodidakten, die sich das Programmieren selbst beigebracht haben. Absolventinnen und Absolventen sogenannter Coding-Bootcamps werden hingegen nur in vier von zehn Unternehmen als relevant erachtet. Ein Grund hierfür könnte laut den Studienautoren sein, dass solche Camps immer noch als neue Erscheinung in der Branche gelten.

Aber die Ergebnisse zeigen auch: Recruiter schauen zuerst auf die Berufserfahrung und vergangene Projekte, an denen gearbeitet wurde – erst dann kommen Ausbildung, Empfehlung durch andere, Weiterbildungen und der Ruf des letzten Arbeitgebers. Haben IT-Fachkräfte also den Berufseinstieg einmal geschafft, rückt die Ausbildung in den Hintergrund.

Rasante Entwicklung

Für Unternehmen ist, neben dem Fachkräftemangel, die rasante Entwicklung der Technik – neue Programmiersprachen, Frameworks, Libraries und Tools – eine große Hürde im Recruiting. Fast ein Viertel der Personalverantwortlichen sind unsicher in der Bewertung von Fachkräfte-Profilen. Dieses Ergebnis hängt wohl mit einer anderen Erkenntnis der Studie zusammen: Über 65 Prozent der Unternehmen haben keine dedizierten Tech-Recruiter.

Und was erwarten die Beschäftigten von den Firmen? Ausschlaggebend für die Zufriedenheit im Job sind laut einer weiteren Honeypot- Umfrage unter Beschäftigten Work-Life-Balance und flexible Arbeitszeiten, sowie Unternehmenskultur und Arbeitsumfeld. Der Tech Stack, also im Unternehmen verwendete Programmiersprachen, Frameworks und Tools, sowie das Gehalt sind – entgegen der Einschätzung der Recruiter – weit weniger wichtig. (red, 23.9.2021)