Jenny Slate: verliebt in Männer, die wie Gemälde aussehen.

Foto: Pandafilm

Der deutsche Regisseur David Wnendt, der mit Kriegerin (2011) und Er ist wieder da (2015) ernsthafte und komödiantische Reflexionen über deutsches Nazitum vorgelegt hat und 2013 mit Feuchtgebiete den Bestseller von Charlotte Roche in die Kinos brachte, hat sich nach Hollywood gewagt. Oder besser nach Sundance. Denn sein Film The Sunlit Night wird in der US-Kritik gern mal als "Sundance Film" bezeichnet, womit ein quirliger Indie-Film gemeint ist, der sich mit den Problemchen schrulliger Personen befasst.

Frances (Jenny Slate), Spross einer jüdischen New Yorker Großstadtfamilie, wie wir sie von Woody Allen bis Wes Anderson kennen, ist erfolglose Kunststudentin und steht auf Männer, die Gemälden ähneln. Und da ihr Freund, eine Mischung aus Rembrandt und Muskelprotz, sie soeben sitzengelassen hat und ihre Familie aus Prinzip kompliziert ist, will Jenny einfach mal raus.

Nordische Naturkulisse

Es verschlägt sie an die nördlichste Spitze Norwegens. Dort soll sie als Gehilfin eines bekannten Künstlers eine Scheune gelb anstreichen. Nahe der Scheune befindet sich ein Wikingermuseum, wo gerade eine Mitternachtsbestattung unter der Ägide des Clanchefs (Zach Galifianakis) geplant wird. Von dem trauernden Sohn Yasha (Alex Sharp), der im Profil aussieht wie ein Caravaggio, ist Frances hingerissen. Die Dinge nehmen ihren Lauf.

Wnendt versammelt einen Indie-Cast wie aus dem Bilderbuch: Neben Slate, Sharp und Galifianakis spielt Gillian Anderson die russische Mutter mit strengem Akzent. Allesamt schön deplatziert in der nordischen Naturkulisse, deren Reiz etwas unter dem zwangsatmosphärischen Soundtrack leidet. Wegen der Besetzung und der länger nicht gesehenen Indiehaftigkeit ist The Sunlit Night dennoch ein kurzweiliger Zeitvertreib. (Valerie Dirk, 23.9.2021)