Sophie Aujesky und Josef Ellers als Schmusepärchen in "Rozznjogd".

Foto: Rita Newman

Mit Stücken wie Sauschlachten oder Rozznjogd gelang Peter Turrini Anfang der 1970er-Jahre der Durchbruch als Theaterautor. Ein Vierteljahrhundert bevor in Großbritannien In-yer-Face-Dramen Furore machten (Shoppen & Ficken), kleschte der Kärntner Autor Volksstücke auf den Tisch, die dem Publikum ähnlich schonungslos die Brutalität hinter bürgerlich-kapitalistischen Lebenskonzepten "ins Gesicht" warfen. Zum 50-Jahr-Jubiläum von Rozznjogd, das bei der Uraufführung 1971 im Volkstheater Wien zum Skandal geriet, präsentiert das Rabenhof-Theater nun eine Neuinszenierung von Werner Sobotka.

Eine Frau und ein Mann, die bei der Arbeit voneinander Notiz genommen haben, fahren hinaus an den Stadtrand, um sich näher kennenzulernen. Neben einer Müllhalde, bei der er (beide bleiben namenlos) gelegentlich auf streunende Ratten schießt, tasten sie sich aneinander heran.

Masken abwerfen

Sie entledigen sich ihrer Kleidung, aber auch all ihrer sprachlichen und sozialen Masken, die ihnen von rundherum übergestülpt werden: von der Familie, vom Arbeitgeber, von Werbeplakaten. So wie der Mann seinen wichtigsten Gesellen, sein Auto, in alle Einzelteile zerlegt und begutachtet hat, legen die beiden (Sophie Aujesky und Josef Ellers) vor einander alle Schminke ab. Weg mit dem Zivilisations- und Konsummüll!

Mit Fokus auf österreichische Dramatik geht es im Gemeindebautheater nächste Woche weiter. Ab 28. September zeigt Regisseur Peter Gruber mit Absolventinnen und Absolventen der Elfriede-Ott-Schauspielakademie einen Werner-Schwab-Abend: Endlich tot, endlich keine Luft mehr. Ein Theaterzernichtungslustspiel. Und zwei Tage zuvor lesen Martina Ebm und Michael Maertens aus Polly Adlers Hommage an das Offline-Dasein Echt. Jetzt! (afze, 23.9.2021)