Kochen und vor allem Heizen könnten diesen Winter deutlich teurer werden. Die Gaspreise im Großhandel befinden sich seit geraumer Zeit auf einem Höhenflug.

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Es sind noch immer gut 900.000 Haushalte, die in Österreich mit Gas heizen, und noch etliche mehr, die auch mit Gas kochen. Auf sie kommen harte Zeiten zu, spätestens dann, wenn es um die Begleichung der Gasrechnung geht. Denn diese wird im Schnitt um einiges deftiger ausfallen als bisher gewohnt. Dafür ausschlaggebend sind die seit Monaten steigenden Gaspreise im europäischen Großhandel, die wiederum maßgeblich sind für die dazwischengeschalteten Händler und heimischen Gasversorger. Die haben sich binnen weniger Monate auf rund 60 Euro je Megawattstunde (MWh) verdreifacht.

"Noch sind uns keine Ankündigungen von Preiserhöhungen bekannt geworden" sagt Carola Millgramm, Leiterin der Gasabteilung bei der Regulierungsbehörde E-Control, im Gespräch mit dem STANDARD. Anders sei es in Deutschland, wo bereits einige Gasversorger Preiserhöhungen von zehn, elf oder mehr Prozent angekündigt haben, teilweise schon ab Oktober. Abhängig davon, wer wann und zu welchen Konditionen Gas eingekauft habe, müsse dies früher oder später wohl in Form höherer Preise weitergeben.

Niedrige Speicherstände

Anders als in vergangenen Jahren sind heuer auch die Speicherstände in Teilen Europas niedrig bis sehr niedrig. Auffallend ist, dass ausgerechnet die Gasspeicher von Gazprom, dem für Europa maßgeblichen Lieferanten von Gas aus Russland, vor Beginn der Heizsaison so niedrig sind wie schon lange nicht. So ist der von Gazprom als Zwischenlager zur Belieferung ihrer europäischen Kunden genutzte Speicher Haidach rund 30 Kilometer nordöstlich von Salzburg nur zu etwas mehr als zwei Prozent befüllt. Der Speicher in Rehden bei Bremen ist zu rund vier Prozent gefüllt.

Markus Mitteregger, Chef der RAG (Renewables and Gas) Austria, versucht dennoch zu beruhigen. "Die Speicher, die für Österreichs Haushalte und Industriebetriebe relevant sind, sind zu mehr als 70 Prozent gefüllt. Ich gehe davon aus, dass wir durch fortgesetztes Einspeichern bis November auf ähnliche Befüllungsstände kommen wie in den vergangenen Jahren", sagte Mitteregger.

Insgesamt hat Österreich eine Speicherkapazität von rund 8,5 Milliarden Kubikmeter und damit – gemessen an der Bevölkerungszahl – deutlich mehr als viele andere Länder. RAG Austria, die mehrheitlich im Besitz der EVN steht, ist das größte Gasspeicherunternehmen Österreichs und zeichnet auch für den technischen Betrieb des Speichers Haidach verantwortlich. Der Speicher Haidach, der der Gazprom gehört, wird von Deutschland eingespeist, einen direkten Anschluss an das österreichische Gasnetz gibt es im Gegensatz zu allen andern Gasspeichern auf nationalem Gebiet nicht.

Zu günstigeren Anbietern wechseln

Größere Speicher betreiben in Österreich auch noch OMV, Uniper (ehemals Eon) und Astora. Mitteregger weist darauf hin, dass die russische Gazprom anders als das Lieferland Norwegen oder Algerien eigene Speicher in Europa betreibt und finanziert. Auch habe Gazprom bisher sämtliche Lieferverpflichtungen eingehalten. Statt auf den Konzern einzudreschen, sollte Europa eine langfristige Partnerschaft mit Russland eingehen, weil Gas wohl noch für viele Jahre ein unverzichtbarer Energieträger gerade zur Überbrückung der Wintermonate bleibe, meint Mitteregger.

Was passiert, wenn ein Gashändler pleitegeht, wie dies in Großbritannien schon in einigen Fällen passiert ist? "Endkunden müssen sich keine Sorgen machen", sagt Millgramm von der E-Control. Als Care Energy vor einigen Jahren insolvent wurde, sei deren Kundenstamm in einem Lotterieverfahren auf andere Versorger aufgeteilt worden – "damit niemand bevorzugt oder benachteiligt wurde", wie Millgramm hinzufügt. Ähnlich werde man auch jetzt vorgehen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer Insolvenz in Österreich nicht groß sei. Um sich vor hohen Gaspreisen zu schützen, rät Millgramm, zu günstigeren Anbietern zu wechseln. Bei Ankündigung einer Preiserhöhung stehe das jedem frei. (Günther Strobl, 23.9.2021)