Beschäftigte der Berliner Krankenhäuser Charité und Vivantes streiken seit zwei Wochen, sie wollen mehr Personal und bessere Tarifverträge für Alle.

Foto: Imago/Mike Schmidt

Schon zwei Wochen wird in Berlin im Pflegebereich gestreikt. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krankenhauses Charité wie auch für jene des landeseigenen Klinikkonzerns Vivantes und dessen ausgelagerter Tochterfirmen führt die Gewerkschaft Verdi zähe Verhandlungen. Insgesamt sollen laut Arbeitgebern 17 Stationen gesperrt sein und rund 1000 Patienten auf ihre – nicht dringend überlebensnotwendigen – Operationen warten müssen. Zumindest mit der Charité schien am Wochenende eine Einigung in der Tarifauseinandersetzung in greifbarer Nähe.

Am Dienstag wollte die Charité ein Angebot auf den Tisch legen. Doch der Dienstag verging, und am Mittwochnachmittag gab es immer noch nichts Neues aus den Verhandlungsteams. Dort ringt die Gewerkschaft um einen Entlastungstarifvertrag, in dem Mindestpersonalquoten festgeschrieben sein sollen. Im Falle der Charité, welche die Personalknappheit nicht bestreitet, fordern die Mitarbeitervertreter rund 1000 zusätzliche Stellen. Bei der Gewerkschaft schätzt man die Kosten hierfür auf 50 bis 60 Millionen pro Jahr. Um diese zu finanzieren, erhoffen sich viele auch von der künftigen Bundesregierung neue Lösungen.

Ausgliederungen

Bei Vivantes entstanden schon vor Jahren mit der Ausgliederung von zahlreichen Diensten, die nicht am Krankenbett stattfinden, also etwa in der Küche oder in der Wäscherei, Lohnunterschiede zwischen Neuangestellten und jenen mit alten Verträgen von hunderten Euro pro Monat. Angestrebt wird nun eine Angleichung in einem Tarifvertrag für alle. Dessen Finanzierung mit rund 35 Millionen Euro aber in den Sternen steht.

Am Verhandlungstisch sitzen Verdi und der Kommunale Arbeitgeberverband. Beide haben kein oder nur begrenzt Geld. "Eigentlich sollte der Finanzsenator des Landes Berlin mit am Tisch sitzen", heißt es aus Gewerkschaftskreisen im Gespräch mit dem STANDARD.

Denn der alleinige Anteilseigner von Vivantes ist das Land Berlin. Dass es noch vor der Wahl am Sonntag ein endgültiges Ergebnis gibt, ist unwahrscheinlich. Derweil spielen die von der Pandemie stark geforderten Mitarbeiter auf Zeit. Klatschen allein wird ihnen wohl nicht mehr reichen. (Colette M. Schmidt aus Berlin, 22.9.2021)