Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) bei den Österreichischen Medientagen.

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Wien – Die Situation für den heimischen Film- und Fernsehstandort sowie nachhaltiges Werben und Wirtschaften hat den Mittwochnachmittag bei den Österreichischen Medientagen dominiert. Dabei zeigte sich, dass heimische Film- und Serienprojekte zwar boomen, die Unterstützung dafür aber noch ausbaufähig ist. Weit weniger klar gestaltete sich die Antwort auf die Frage, inwieweit der Staat eingreifen soll, um Unternehmen in Richtung Klimafreundlichkeit zu drängen.

"Wien als Filmstadt zu etablieren geht nur, wenn wir alle gemeinsam daran arbeiten und die Konkurrenz beiseiteschieben. Ob ORF, Private oder Streaminganbieter: Für die Produzentenlandschaft wäre eine gemeinsame Anstrengung attraktiv", sagte Eva Schindlauer, kaufmännische Geschäftsführerin von ORF III und ab Anfang nächsten Jahres ORF-Finanzdirektorin.

Dabei gebe es bereits einen merklichen Anstieg bei heimischen Film- und Serienprojekten, wie Oliver Stribl, Mediengeschäftsführer der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR), bemerkte. "Nicht nur der ORF, sondern auch Private investieren vermehrt in fiktionale Projekte." Das sei begrüßenswert, doch komme die RTR dadurch unter Druck. Denn der Fernsehfonds Austria weise als größte Förderstelle für Fernsehproduktionen jährlich nur 13,5 Mio. auf. "Sender müssen zum Teil nachschießen, neue Vertriebspartner oder Erlösquellen suchen, wenn Förderung von unserer Seite nicht mehr gegeben ist", schilderte Stribl die Lage.

Gesetzgeber gefordert

Nicht zuletzt daher sieht Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Obmann des Fachverbands Film- und Musikwirtschaft in der WKÖ, den Gesetzgeber gefordert. "Was in Österreich fehlt, ist ein Anreizmodell, mit dem wir internationale Produktionen beheimaten und gleichzeitig das nationale Kino stärken können." Es sei zwar wunderbar, dass der ORF sich selbst dazu verpflichtet, die heimische Film- und Fernsehproduktion zu unterstützen, – derzeit jährlich mit ca. 100 Mio. Euro – aber die Erhöhungen seien zuletzt unter der Teuerungsrate gelegen, mahnte er.

Den Abschluss des ersten Medientags am Erste Campus in Wien bildete ein Panel zum Thema "Nachhaltiges Wirtschaften". Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) war dabei der Ansicht, dass Unternehmen langfristig gesetzlich vorgegebene Rahmenbedingungen benötigen, um zu Klimafreundlichkeit zu finden. "Solange umweltschädliches Verhalten begünstigt wird, wird Klimafreundlichkeit nicht eintreten. Es braucht ökologische Kostenwahrheit", so Kogler. Daher werde es auch einen CO2-Preis geben. Wie genau dieser zustande komme, wollte er nicht verraten. Mit dem Boom der Klimaberichterstattung sei er zufrieden. Prinzipiell brauche es einen Grundkonsens, darüber hinaus dürfe es ruhig "Reibung" geben, sei diese doch für Aufmerksamkeit dienlich, meinte Kogler.

Gerald Grünberger, Geschäftsführer des Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ), sah eine "beachtliche Zahl" von 13.000 Meldungen pro Jahr zum Thema Klimawandel in österreichischen Zeitungen. Die Mehrheit der Bevölkerung fühle sich auch gut zum Thema informiert, lobte er die Branche. Dass mit einer Abkehr von gedruckten Zeitungen Medien fortan eine weit bessere Klimabilanz hätten, sei nicht zwangsläufig der Fall: "Natürlich verursachen auch digitale Medien CO2. 100 Suchanfragen auf Google evozieren ca. 20 Gramm CO2."

"Versachlichung" der Klimaberichterstattung

Für eine "Versachlichung" der Klimaberichterstattung trat Valerie Hackl, Geschäftsführerin von Austro Control, ein. Am Beispiel der "Flugscham" zeige sich, dass Realität und Inszenierung teils auseinanderklaffen würden. "Wo ist die 'Fahrscham'? Damit kann scheinbar jeder gut umgehen", so Hackl, die betonte, dass daran gearbeitet werde, das Fliegen mit Flugzeugen effizienter zu gestalten. Man könne zwar etwa Flugrouten optimieren, aber letztlich müsse auch Unterstützung durch neue Technologien kommen, um für eine nachhaltige Zukunft zu sorgen, so die Austro-Control-Geschäftsführerin.

Auch für eine Überraschung war am ersten Tag der Österreichischen Medientage gesorgt. So präsentierten das Branchenmedium "Horizont", ÖBB und die GroupM eine neue Auszeichnung: den Green Marketing Award. Ab nächstem Jahr sollen in drei Kategorien nachhaltige Marketingaktivitäten prämiert werden. Einreichungen sind ab Jänner möglich. Eine Kombination aus Onlinebefragung und Juryentscheidung bestimmt die Sieger. (APA, 23.9.2021)