Heizen mit Gas galt bisher als relativ günstig. Nun stehen Preiserhöhungen ins Haus, die zum Teil durchaus kräftig ausfallen könnten.

Foto: imago

Der Höhenflug der Gaspreise im Großhandel hat nun auch Folgen für Erdgasverbraucher in Österreich. Als erstes Unternehmen ist dieser Tage Montana aus der Deckung getreten. Mit einer "wichtigen Information von Montana zu Ihrem Erdgastarif" hat sich der aus Deutschland stammende Energiehändler per E-Mail an seine Kunden gewandt.

"Vor dem Hintergrund gestiegener Beschaffungspreise am Energiemarkt kommen wir nicht umhin, Ihren Energiepreis nach Ziffer 7. 3. 2. unserer AGB anzupassen", steht darin. Der nächste Satz hat es in sich: "Ab 1.11.2021 erhöht sich daher für Ihre Anlage der Arbeitspreis (Energie) um 2,32 Cent auf 5,80 Cent/kWh (inklusive Umsatzsteuer)." Das ist ein Plus von 66,6 Prozent.

Für die Arbeiterkammer (AK) ist dieser Schritt gewissermaßen nachvollziehbar, wenn man sich die Preisentwicklung der vergangenen Monate auf dem europäischen Großmarkt vergegenwärtigt. Montana, die ihre Firmenzentrale in Grünwald bei München hat, habe kein Gas eingespeichert und müsse sich am Gasmarkt relativ kurzfristig mit Gas eindecken. Gleichzeitig weist die AK darauf hin, dass betroffene Kunden ihren Vertrag kündigen und sich ein besseres Angebot sichern könnten.

AK appelliert an Verantwortung der Landes-EVU

Von weiteren Preiserhöhungen wisse man nichts, könne dies aber auch nicht ausschließen, sagte AK-Energieexpertin Dorothea Herzele dem STANDARD. Eine besondere Verantwortung komme jedenfalls den mehrheitlich im Besitz der öffentlichen Hand stehenden Landesenergieversorgern zu; sie sollten dämpfend auf die Preisentwicklung einwirken, zumal viele Haushalte Corona-bedingt weniger Geld zur Verfügung hätten und zusätzliche Belastungen schwer tragen könnten.

Montana, die neben Gas auch Strom verkaufen, haben in Österreich 2012 mit der Kundenakquise begonnen. Laut Eigenangaben hat das Unternehmen mittlerweile mehr als 100.000 Kunden in Österreich. Rund 500.000 Kunden beliefert das Unternehmen in Deutschland.

Deutschland legt vor

In Deutschland sind die Preise für Endkunden zum Teil bereits saftig gestiegen. Das Vergleichsportal Check 24 etwa hat 50 Gasgrundversorger unter die Lupe genommen und festgestellt, dass viele von ihnen ihre Preise bereits erhöht, andere eine Preiserhöhung angekündigt haben. Laut Check 24 liegen die Aufschläge inklusive Steuern und Abgaben bei durchschnittlich 11,5 Prozent. Betrachtet man allein den Energieanteil, fällt der Teuerungsschritt deutlich kräftiger aus. Ein Standardhaushalt mit einem Verbrauch von etwa 20.000 Kilowattstunden muss in Deutschland durchschnittlich 172 Euro mehr im Jahr zahlen.

Wie sich die Endkundenpreise für die breite Masse in Österreich gestalten, hängt wohl auch von der Einschätzung der Landesenergieversorger über die weitere Entwicklung der Gasgroßhandelspreise ab, glaubt Carola Millgramm, Leiterin der Abteilung Gas in der E-Control. Als der Gaspreis nach Ausbruch der Corona-Pandemie im Vorjahr stark gesunken ist, hätten die Energieversorger den Preisvorteil auch nicht weitergegeben. Deshalb sei es nur recht und billig, noch abzuwarten, ob die Preishausse anhält oder doch vorübergehender Natur ist.

Kunden mit Floatertarif stark betroffen

Wen es bereits schlimm erwischt hat, sind Kunden mit Floatertarif, der die Preisbewegung an der Gasbörse quasi eins zu eins nachvollzieht. Zu Zeiten, als Gas monatlich günstiger wurde, war dies eine gute Wahl, jetzt ist das Gegenteil der Fall. "Personen, die das gemacht haben, wussten über die Risiken Bescheid", sagt Millgramm. Die Zahl der Kunden mit Floatertarif sei überschaubar.

Die AK jedenfalls will vorbauen und darauf pochen, dass es auch in Zukunft Produkte mit kalkulierbarem Preis abseits jedweder Spekulation gibt. (Günther Strobl, 23.9.2021)