Der US-Filmemacher Melvin van Peebles prägte das schwarze Kino der 1970er-Jahre mit.

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Er trug den Ehrentitel "Pate des modernen Black Cinema" zu Recht: Als Melvin Van Peebles 1971 seinen Film Sweet Sweetback’s Baadasssss Song! in die Welt trug, hatte diese noch keine Vorstellung davon, wie schwarze Selbstermächtigung auf der Leinwand ging. Der Low-Budget-Film, den Van Peebles geschrieben und inszeniert hatte und in dem er die Hauptrolle spielte, rückte ohne moralische Bremse einen Stricher ins Bild, der nach einem Übergriff der Polizei eine gewaltvolle Gegenoffensive startet.

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Obwohl mit einem Jugendverbot belegt, verfehlte der Film seine Wirkung beim schwarzen Publikum nicht – es erkannte sich im Rhythmus, der Sprache und der Ausrichtung der Erzählung wieder – und wurde zum Underground-Hit. Hollywood roch den Braten und reagierte mit dem Blaxploitation-Fach, Shaft und andere rückten nach. Der 1932 geborene Van Peebles ließ sich jedoch nicht einkaufen, sondern krisitisierte die mangelnde politische Ausrichtung der Filme. Er zog es vor, weiter unabhängig zu arbeiten, und ging an den Broadway, wo er als Bühnenautor Karriere machte.

Van Peebles hatte schon vor Sweetback’s Baadasssss Song! mehrere Kurzfilme sowie The Story of a Three-Day Pass (1968) realisiert, der auf seinem eigenen Roman basierte, den er in seiner Zeit in Paris geschrieben hatte. Zurück in den USA drehte er die Race-Satire Watermelon Man, in der ein weißer Mann eines Morgens mit schwarzer Hautfarbe erwacht. Später schrieb Van Peebles noch Romane, nahm mehrere Platten auf, arbeitete sogar kurz an der Wall Street.

Am Mittwoch ist Melvin Van Peebles im Alter von 89 Jahren gestorben. Mario Van Peebles, selbst Regisseur und Schauspieler, sagte über seinen Vater: "Dad wusste, dass Bilder von Schwarzen Bedeutung haben. Wenn ein Bild schon tausend Worte umfasst, was ist dann erst ein ganzer Film wert?" Melvin Van Peebles bedauerte stets, dass das weiße Publikum seine Filme nicht mit der selben Neugierde wie die aus anderen Ländern betrachten würde. Eine DVD-Box seiner Filme erscheint Anfang Oktober beim US-Edel-Label Criterion. (kam, 24.9.2021)