Carles Puigdemonts Flucht vor der spanischen Justiz könnte ein Ende haben. (Foto: Archivaufnahme von 2019 bei einer Pressekonferenz in Brüssel)

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Cagliari – Der frühere Regierungschef Kataloniens, Carles Puigdemont, ist auf der italienischen Insel Sardinien verhaftet worden. Das bestätigte sein Anwalt laut mehreren übereinstimmenden Medienberichten. Puigdemont war seit seiner Flucht nach Belgien 2017 auf Betreiben Spaniens via internationalem Haftbefehlt gesucht worden. Er wurde im Zusammenhang mit einem Unabhängigkeitsreferendum im Herbst 2017, das die spanische Regierung nicht anerkannt und verboten hatte, von Madrid gesucht. Unter anderem werden ihm Aufruhr und die Anstiftung zu Unruhen vorgeworfen. Puigdemont hatte auch kurzzeitig die Unabhängigkeit Kataloniens ausgerufen.

Puigdemont hatte sich lange Jahre wegen seiner Mitgliedschaft im Europäischen Parlament, in das er 2019 in Abwesenheit gewählt wurde, einer Verhaftung entziehen können. Dieses hatte allerdings im März Puigdemonts Immunität aufgehoben. Dieses Votum ist jedoch umstritten. Eine endgültige Entscheidung des EU-Gerichts in Luxemburg stand vorerst noch aus.

Die Grenzpolizei schlug zu

Der Anwalt des Separatisten bestätigte später die Medienberichte. Sein Mandant sei zu einer katalanischen Kulturausstellung ("Adifolk") nach Sardinien gereist und habe dort unter anderem den – ebenfalls moderat separatistischen – Regierungschef der Insel, Christian Solinas, treffen wollen. Bei seiner Ankunft sei er aber von der Grenzpolizei verhaftet worden. Ein Gericht soll schon am Freitag mit Anhörungen über seine Auslieferung beginnen.

Puigdemont droht im Fall einer Auslieferung eine hohe Haftstrafe. Für die Regierung des sozialistischen spanischen Premiers Pedro Sánchez könnte die Verhaftung daher zu einigen Turbulenzen führen. Sie wird im spanischen Parlament unter anderem von katalanischen Parteien gestützt. Er setzt zudem auf Ausgleich und Gespräche.

Erst im Frühjahr hatte die Regierung jene katalanischen Führungsfiguren begnadigt, die sich damals nicht durch Flucht der Justiz entzogen hatten und mehrere Jahre in Haft gewesen waren. Puigdemonts früherer Vizeregierungschef Oriol Junqueras etwa hatte einen Teil seiner 13-jährigen Gefängnisstrafe abgesessen. Spaniens konservative und rechtsradikale Opposition hat Sánchez bereits zu einem harten Vorgehen aufgefordert. (mesc, 24.9.2021)