Am frühen Donnerstagnachmittag ging eine irritierende Aussendung in den Nachrichtenagenturen ein. FPÖ-Chef Herbert Kickl, so hieß es, werde am Freitag eine "persönliche Erklärung" abgeben. In innenpolitischen Gefilden bedeutet das für gewöhnlich, dass unmittelbar ein Rücktritt bevorsteht. Im Fall Kickls erschien das allerdings als völliges Kuriosum.

Übrig blieb also nur die persönliche Fehde, die der freiheitliche Frontmann derzeit mit dem ÖVP-nahen PR-Strategen und Herausgeber des Gourmetmagazins "Falstaff", Wolfgang Rosam, führt. Rosam kokettierte nämlich kürzlich mit dem Gerücht, Kickl habe sich womöglich heimlich impfen lassen. Der Blaue klagte Rosam daraufhin auf Widerruf und Unterlassung wegen möglicher Kreditschädigung.

Kickl scheint erpicht darauf zu sein, weiterhin als Ungeimpfter zu gelten. Das ist ja bekanntlich auch Teil seiner Pandemiepolitik, in der die Impfung als "Gamechanger" angezweifelt wird, obwohl Experten das absolute Gegenteil behaupten. Auf den Clinch mit Rosam reagierte Kickl daher damit, sich von dem Arzt und Ex-Abgeordneten Marcus Franz Blut abnehmen zu lassen, um zu beweisen, dass er nicht geimpft ist. Dies wurde in der Pressekonferenz "filmisch" dargelegt und Franz von der ärztlichen Schweigepflicht entbunden. "Ich darf somit mitteilen, dass nach der Blutabnahme kein Hinweis besteht, dass Herr Kickl eine Corona-Impfung erhalten hätte oder irgendeinen Kontakt mit Sars-CoV-2 gehabt hätte", sagte Franz. Es bestünden keinerlei Antikörperbildungen. Den Laborbefund gab Kickl den anwesenden Journalisten "gerne" mit.

Hat die Blutabnahme "nicht einmal gespürt": FPÖ-Chef Herbert Kickl.
Foto: APA/ Herbert Neubauer

Kickl habe sich für seine allererste "persönliche Erklärung" entschieden, um den Beweis für die Richtigkeit seiner Aussagen anzutreten. Und das, obwohl es um ein persönliches Thema, nämlich hinein in die Gesundheitsdaten und die Privatsphäre, gehe. Die Bürger sollen ihm aber vertrauen können, sagte Kickl. Die Aussage Rosams bezeichnete er als einen "Frontalangriff" auf seine Glaubwürdigkeit, "durchgeführt in der feigsten und hinterfotzigsten Art" – als wiedergegebenes Gerücht. Er habe bewiesen, die Wahrheit gesagt zu haben, und warte nun auf Rosams Gegenbeweise, sagte Kickl.

Für Rosam "ist die Sache erledigt"

Rosam selbst sieht die Sache gelassen. Es sei ein bisschen "zu viel der Ehre", dass Kickl wegen seiner Aussage extra eine "persönliche Erklärung" abgebe. "Ich hab in der Analyse eines TV-Senders nur gesagt, was vermutet wird, ein Gerücht wiedergegeben", sagt Rosam. "Dann habe ich gesagt, dass Kickl dem Gerücht leicht entgegentreten kann, wenn er einen Test vorlegt, das hat er nun gemacht, damit ist die Sache erledigt." Wiewohl es noch die Klage seitens des FPÖ-Chefs gibt. Dass Kickl eine solche "Show" aufziehe, sei der Oberösterreich-Wahl am Sonntag geschuldet, glaubt der PR-Stratege. Dort stehe eine "Impfgegnerpartei" in den Umfragen gar nicht so schlecht da, was die FPÖ Stimmen kosten könnte. Es gehe Kickl aus Rosams Sicht darum, die FPÖ als "einzige Anti-Impf-Partei" zu positionieren. "Ob Kickls Rechnung aufgeht, werden wir sehen", sagt Rosam.

ÖVP stichelt weiter

Der ÖVP ist Kickls Beweis allerdings noch zu wenig. "Wir fordern von Herbert Kickl eine eidesstattliche Erklärung und eine Bestätigung durch ein öffentliches Spital und einen öffentlichen Notar. Denn Kickls neue Ausflüchte sind völlig unglaubwürdig", sagt ÖVP- Generalsekretär Axel Melchior in einer Aussendung. "Irgendein Antikörper-Nachweis und die Aussage eines ehemaligen Kandidaten auf der FPÖ-Liste zur Ärztekammerwahl sind schlicht zu wenig, um die Behauptung zu untermauern, weder geimpft noch genesen zu sein."

Zu Beginn seiner Erklärung hielt Kickl einmal mehr fest, dass die FPÖ keinen Beitrag dazu leisten werde, ein "Corona-Kastenwesen" zu errichten, in dem die Geimpften die oberste Kaste darstellen würden und die Ungeimpften die niedrigste. Diese "Spaltung der Gesellschaft", wie Kickl es nannte, werde derzeit von allen Parteien abseits der Blauen vorangetrieben. "Wir sehen das anders", sagte der FPÖ-Chef. "Alle Bürger sind frei, selbstbestimmt und als gleichwertig zu behandeln." Jeder, der etwas anderes vertrete, sei jemand, "der die Würde der Menschen mit Füßen tritt". (Jan Michael Marchart, 24.9.2021)