Mit bundespolitischer Unterstützung will der grüne Spitzenkandidat Stefan Kaineder in Oberösterreich Geschichte schreiben und einen "historischen Auftrag" erfüllen.

Grüne OÖ

Landeshauptmann Thomas Stelzer warnte vor einer allzu großen Parteienvielfalt im Landtag

OÖVP

Linz – In der heiklen Beziehung zu potenziellen Wählern ist das Schlussmachen ein entscheidender Schritt. Knapp vor der Landtagwahl in Oberösterreich am Sonntag starteten die Parteien nun den Reigen der Wahlkampf-Abschlussveranstaltungen.

Den Auftakt machten am späten Donnerstagnachmittag inmitten der Linzer Altstadt die Grünen. Rund 150 Getreue versammelten sich, viele davon mit "Klimaschutz. Mit dir"-Plakaten, um noch einmal Energie für den Endspurt zu tanken. Mit Klubobfrau Sigrid Maurer und dem Nationalratsabgeordneten David Stögmüller war auch prominente Unterstützung aus der Bundespolitik dabei.

In die Rolle des Pacemakers schlüpfte an diesem sonnigen Herbstnachmittag einmal mehr Spitzenkandidat Stefan Kaineder. Als grünes Kraftfutter servierte der grüne Landessprecher sein bekanntes Menü: Es gelte, einen "historischen Auftrag" zu erfüllen. Unsere Wohlstandsgesellschaft müsse klimaneutral werden: "Das machen wir für unsere Kinder und Enkelkinder." "Wir haben noch drei Tage Zeit, und wenn die Füße schon müde sind, denkt daran, dass es nur mehr drei Tage sind", spornte er die Funktionäre an. Diese gehorchten und strömten, begleitet von einem Baumkostüm, nach der kurzen Ansprache in der Stadt aus, um letzte Wählerstimmen zu sammeln.

Italienische Ängste in der Heimat

Während die Grünen noch marschierten, lud die ÖVP mit Landeshauptmann Thomas Stelzer in dessen Heimatort Wolfern ins Bierzelt zur großen schwarzen Schlusssause. Zwischen Knödeln und Gerstensaft schwor die ÖVP-Spitze ihre Mannschaft auf die entscheidenden letzten Stunden vor der Wahl ein.

"Alle gegen uns" – so fasste Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer die Lage "60 Stunden vor der Wahl" zusammen. Er sprach von einer "Anpatz-Allianz" von Rot und Pink, nachdem die beiden Parteien eine Untersuchungskommission wegen hoher Ausgaben für Corona-Schutzausrüstungen gefordert haben. "Immer laut schimpfen, aber heimlich impfen", ließ er auch die FPÖ nicht aus. Damit die Blauen überhaupt potenzieller Regierungspartner bleiben, sei ein "Kickl-freies Oberösterreich" Voraussetzung.

Anschließend warnte Stelzer, der erstmals als Landeshauptmann zur Wahl antritt, angesichts der vielen kandidierenden Parteien vor "italienischen Verhältnissen". Außer ÖVP, FPÖ, SPÖ, Grünen und Neos treten noch sechs Kleinparteien an, darunter auch die Impfskeptiker MFG. Ihr Einzug in den Landtag ist laut jüngsten Umfragen nicht unrealistisch, jener der Pinken noch wahrscheinlicher. Sechs statt vier Fraktionen im Landesparlament wertete Stelzer als alles andere als demokratiepolitisch belebend: "Das Gefährlichste in unsicheren Zeiten ist Unklarheit, Verzettelung oder Tohuwabohu", meinte er. Einmal mehr machte er deutlich, dass "wir ein klarer Erster werden wollen".

Als zentrale Herausforderung für die Zukunft nannte Stelzer den Klimaschutz – allerdings "mit Hausverstand", wie er den Grünen ausrichtete. (Markus Rohrhofer, 24.9.2021)