Bauer Bachler und Bobo Klenk.

Foto: Zsolnay-Verlag

Bachlers Absturz begann mich immer mehr zu interessieren. Wie konnte es sein, dass ein Mann, der von früh bis spät rackert, auf seinen Urlaub verzichtet, in einer bescheidenen Kammer wohnt, ein verbeultes Auto fährt, auf jeden Luxus verzichtet und keine Familie zu ernähren hat, so prekär lebt? Wer profitiert von den Agrarförderungen, also von dem Steuergeld, das er von der Republik und der EU bezieht, immerhin 20.000 Euro im Jahr? Wieso ist der Betrieb so überschuldet?

Bachlers Geschichte ist exemplarisch für so viele Bauern in der Region. Er war der ältere von zwei Buben und hat den Hof mit zwanzig Jahren direkt nach der Schule und Ausbildung übernommen. Er war im Dauerclinch mit seinem Vater, weil er alles anders machen wollte. "Mehr Produktivität und endlich wieder investieren. Ich wollte richtig Gas geben, und ich wusste, wir müssen investieren, sonst stagnieren wir. Ich habe keinen Bergbauernhof übernommen, um den Stillstand zu verwalten, sondern um Bäume auszureißen", erzählte er später.

Er übernahm zwar keine Schulden, aber einen großen Investitionsrückstau. Der Fuhrpark und der Stall waren desolat, an Tierwohl war bei einem alten Stall nicht mehr zu denken. "Also habe ich die notwendigen Maschinen gekauft, den Stall modernisiert und in eine Melkanlage investiert." Damit war der erste Kredit vorprogrammiert, "weil unser Hof nicht genug abwirft, um aus dem Ertrag heraus zu investieren". Bachler sagt, wer in der Landwirtschaft investiert, hat davor entweder Grünland in Bauland umgewidmet und verkauft oder er geht zu Raiffeisen, und Raiffeisen gibt einen Kredit.

"Blöder geht’s nicht"

"Größer, weiter, schneller." Dieses Denken prägte bis heute die konventionelle Landwirtschaft, sagt Bachler. Die gesamte Agrarpolitik basiere auf Quantität vor Qualität, "gefördert wird nach Größe, Kontingenten und Obergrenzen". Bachler ließ sich anstecken: "Ein Nachbar gab 2004 seinen Hof auf, und wir haben einen Teil seiner Grundstücke gekauft. Ab 2006 begannen wir, uns auf Milchkühe zu spezialisieren, zuerst nur 35, dann 70 Kühe. Laufend wurden uns Investitionsförderungen versprochen, die Kredite wurden uns nachgeworfen. Immer mit dem Sound von Raiffeisen und Bauernbund: Wer nicht investiert, bleibt auf der Strecke. Was stimmt, aber man bleibt als kleiner Bergbauer in dieser Maschinerie immer auf der Strecke."

2009 kam die erste Milchpreiskrise und damit ein dramatischer Preisverfall. Plötzlich rasselte der Milchpreis herunter auf 23 Cent netto pro Liter. 2009 wurden die Almflächen neu berechnet, schlagartig wurden für einen Großteil der Almfutterflächen keine Fördergelder mehr ausbezahlt. Auch das Fördergeld wurde zur Schuldentilgung kalkuliert. Dann hagelte es Rückforderungen der Agrarmarkt Austria, und deshalb gab es auch keine Förderungen mehr. Also wieder ein Kredit.

Bachler: "Ich war am Ende meiner Fahnenstange. Auf dem Land redet man nicht über Krisen, Männer schon gar nicht. Heute kann ich sagen, ich war mit meiner Belastbarkeit am Ende und in einer tiefen Krise. Das hatte aber etwas Gutes. In der Krise fing ich zu lesen an. Mit dem Lesen kam das Nachdenken über das, was ich da eigentlich mache. Wie ich Landwirtschaft lebe. Da dachte ich mir zum ersten Mal, dass wir doch einen kompletten Vogel haben. Wir füttern auf 1450 Meter Seehöhe Eiweißfutter aus Übersee und halten 950 Kilo schwere Milchkühe, die sich auf unseren Almen kaum mehr bewegen können, weil sie zu schwer sind. Wir hackeln rund um die Uhr, um für unsere hochgezüchteten Nutztiere eine künstliche Umgebung bei maximalem Ressourcenverbrauch zu schaffen, statt heimische Viecher bei geringem Ressourcenverbrauch in einer natürlichen Umgebung zu halten. Blöder geht’s eigentlich gar nicht."

Ein gemeinsames Ziel

Bachler kann sich in Rage reden, wenn er über die Lage spricht, in die er sich auch durch eigene Schuld manövriert hat. Was mich aber immer mehr zu interessieren begann, war die Frage, ob er ein Einzelfall war oder ob die Not, in die Bauern wie er rutschen, systembedingt ist und wieso das die Öffentlichkeit kaum interessiert.

Ich suche nach Antworten. Etwa in einem nüchternen Bürohaus im Bezirk Wien-Fünfhaus, in der Linken Wienzeile 234. Im zweiten Stock befindet sich das Büro von Marlene Kirchner, einer Veterinärmedizinerin und ehemaligen Tierombudsfrau. Kirchner lebte fünf Jahre in Dänemark, forschte in Kopenhagen über Massentierhaltung, und sie beschäftigt sich mit "Animal Welfare", also Tiergesundheit.

Heute arbeitet sie als Expertin für die Tierschutzorganisation Vier Pfoten, eine gemeinnützige Stiftung mit etwa sechshundert Mitarbeitern weltweit, gegründet von Heli Dungler, einem kürzlich verstorbenen Visionär und Kraftlackel, der in Österreich den Tierschutz lobbyierte wie kaum ein anderer.

Als ich mit diesem Buch begonnen habe, lebte Dungler noch. Wir plauderten bei Topfengolatschen und Kaffee, und er erzählte, dass es möglich sei, Konsumenten an höhere Preise für landwirtschaftliche Produkte zu gewöhnen. Dass es möglich sei, den Preis für Eier fast zu verdreifachen, wenn Supermarktketten, Produzenten und Konsumenten ein gemeinsames Ziel haben, nämlich das Tierwohl, das Wohl des Bauern und das der Umwelt. Mit einigen anderen hatte Dungler die Supermärkte davon überzeugt, Eier von Käfighennen aus ihren Regalen zu verbannen. Und es gelang.

Die Einkommen sinken

Wenig später starb Dungler. Sein Geist lebt weiter. Die Mitarbeiterinnen von Vier Pfoten nehmen sich Zeit, um den Fall Bachler mit mir zu diskutieren. Marlene Kirchner etwa. Eine Stunde spreche ich mit ihr über Bachler. Sie bestätigt: Der Fall sei nahezu beispielhaft für das, war gerade viele Bauern erleben. Schon als Studentin war sie "schockiert über die Not an Österreichs Bergbauernhöfen". Einen Hof in Osttirol hat sie bis heute nicht vergessen, er habe sie an die Lebensbedingungen im 17. Jahrhundert erinnert. Die Bauern dort lebten in "existenzieller Not".

Was verstehen Sie darunter?, frage ich.

Kein Bad, keine Türen, kein Fundament unter dem Boden, gestampften Lehm in den Zimmern statt Böden, keine Heizung außer einen mit Holz befeuerten Küchenherd im Wohnzimmer. "Ich war in Afrika, in sehr armen Ländern, aber diese durchdringende Armut wie bei diesem alten Bauernpaar, die hat mich sehr erschüttert, die werde ich nie vergessen."

Der höchstgelegene Bauernhof der Steiermark ist nicht allzu gut zu erreichen.
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Kirchner stellte sich damals Fragen, die bis heute unbeantwortet sind. "Wie kann es sein, dass die Männer hier beim Morgengrauen zu arbeiten beginnen, ihre Ehefrauen, aber auch Kinder de facto als Arbeitskräfte ausbeuten müssen, spätnachts erschöpft einschlafen, aber dann nichts übrig bleibt?" Wie kann es sein, dass die Einkommen vor allem der Bergbauern Jahr für Jahr sinken?

Der sogenannte "Grüne Bericht" des Landwirtschaftsministeriums, die Einkommensberichte der Arbeiterkammer, die Statistiken der EU: Sie alle erzählen die gleiche Geschichte. Die Einkommen der Bauern sinken. Die Zahlungen der Steuerzahler in die Agrarindustrie steigen. Im Jahr 2019 verdiente ein bäuerlicher Haushalt durchschnittlich 27.970 Euro. In Summe flossen im Vorjahr in Österreich 2,2 Milliarden Euro von EU, Bund und Ländern in die Landwirtschaft. Tendenz steigend. Es sind 51 Millionen Euro mehr als im Jahr davor.

Das große Übel

Kirchner sagt, das große Übel habe begonnen, als Lebensmittel an der Börse notiert worden seien. Schweinebäuche, Milchpulver. Ein "ungeahnter ökonomischer Druck" habe sich da auf die Bauern entladen, die von der Subsistenzwirtschaft hinübergeschlittert seien in das "ökonomische Konstrukt Landwirtschaft". Wer kann noch billiger produzieren, noch schneller? Kirchner, die im bürgerlichen achten Wiener Gemeindebezirk lebt, die studiert hat und weit gereist ist, klingt exakt wie Bachler, der Rebell. Aber sie scheut vor Schuldzuweisungen zurück.

Die Industrialisierung der Landwirtschaft hatte ja auch Antworten aufdrängende Fragen. Sie begann mit der Bevölkerungsexplosion im Zug der industriellen Revolution in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Welt mehr und mehr Nahrung brauchte, setzte sich fort in den Hungersnöten nach den großen Kriegen, als es darum ging, die von Care-Paketen abhängige Bevölkerung wieder zu ernähren.

Und dann ging es um Export, um Marktvorherrschaft. Die Preise wurden gestützt, der Milchpreis blieb über Jahrzehnte gleich. An der Universität für Bodenkultur, so erzählte der verstorbene Heli Dungler seinem Team gerne, wurde noch gelehrt, wie wichtig eine Legebatterie sei. Dass sie sowohl dem Huhn diene als auch dem Konsumenten.

Voller Stolz präsentierten landwirtschaftliche Zeitungen in den Sechzigern Bilder von "Ferkelschutzkörben", weil es Sau und Ferkel dort angeblich besser gehe. Ein Landwirt erzeugte im Jahr 1900 genügend Nahrung für vier Personen. 1950 ernährten Bauern in der Generation meiner Großeltern zehn Menschen. Jetzt sind es 150.

Faire Bezahlung

"Wir hungern jetzt nicht mehr. Aber irgendwann haben wir vergessen, dass wir echte Preise zahlen sollten, solche, die den Landwirten das Überleben sichern, und keine Kunstpreise. Die Landwirte wollen in Wahrheit nicht von Förderungen leben, sondern von einer fairen Bezahlung ihrer Leistung", sagt Kirchner. Doch davon kann keine Rede sein. Die Tiere sind nichts mehr wert, daher müssen sie in Massen produziert werden.

Aus dem Buch Die Wegwerfkuh der Journalistin Tanja Busse entnehme ich ein Beispiel, errechnet von der Hochschule Vechta im Oldenburger Münsterland, einer Hochburg der Intensivtierhaltung. Ein Hühnchen in Niedersachen habe in den 2000er-Jahren einen Erlös von 1,38 Euro ergeben. Die Kosten lagen bei 1,33 Euro. Fünf Cent verdiente ein Hühnermäster pro Tier, bei steigenden Futterkosten.

Die Produktion von Massenware braucht immer mehr Infrastruktur, immer teurere Kredite, immer höhere Schulden, immer mehr Risiko und Fremd- und Selbstausbeutung und natürlich das Schreddern von männlichen Küken. Davor, sagt Kirchner, "machen wir immer noch die Augen zu".

Und selbst wenn wir sie öffnen, sehen wir nichts. Denn da gibt es diese Divergenz zwischen der Ja!-Natürlich-Schweinchen-Welt, der gediegenen Landleben-Magazin-Hüttenromantik, dem Sehnsuchtsort Bauernhof unserer Kinderbücher und den CO2-Betäubungsbädern, den osteuropäischen Sklavenarbeitern, den Corona-Infizierten bei Tönnies und dem Strick, von dem Bauer Bachler so oft sprach.

Herkunftsbezeichnungen

Über diese Divergenz wird nicht gesprochen, nicht öffentlich, darüber wird nicht informiert. Und wenn es passiert, dann aggressiv, so wie Bachler es damals machte, als er mich beschimpfte. Dahinter steckte ja auch ein Fünkchen Wahrheit. "Die Leute auf dem Land wissen, wie Landwirtschaft heute aussieht. Viele Konsumenten hingegen haben nur Bilder aus ihrer Kindheit im Kopf oder Erinnerungen an den Ferienbauernhof. Oder sie schauen mit ihren Kindern Bilderbücher von idyllischen Fantasiebauernhöfen an – und erschrecken natürlich, wenn sie im Fernsehen ungeschönte Bilder aus modernen Mastanlagen sehen", schreibt Tanja Busse.

Denn "solange die Kunden der Discounter Fleisch, Wurst, Milch, Butter und Eier zu Super- Sonder-Extra-Billigpreisen kaufen, glaubt kein Landwirt, dass der Kundenwunsch nach mehr Tierschutz den Konsumenten einen müden Cent mehr wert ist".

Nicht anders ist es auch in den Wirtshäusern, in den Hotels und Kantinen, in den Buffets und Skihütten, wo, anders als in Supermärkten, nicht über die Herkunft von Fleisch, Eiern und Milch informiert wird. Wer seinen Gastwirt fragt, woher er das Fleisch für sein Schnitzel bezieht, erntet in der Regel verächtliche Blicke. Oder die Antwort "vom Metro", dem Großlieferanten.

Dass in unseren idyllischen Berg- und Skihütten nur zehn Prozent der Lebensmittel aus Österreich kommen, wie Vier Pfoten beklagt, dass wir Flüssigei-Importe aus Lettland nutzen, um unser Rührei am Frühstücksbuffet zu produzieren, dass der Kaiserschmarrn aus den Kanistern rinnt, Hähnchenfleisch aus der Ukraine, Puten aus Polen: Davon wissen wir in der Regel nichts.

Eine Kennzeichnungspflicht in der Gastronomie wird nicht nur von den Wirten und Hoteliers, sondern auch von konservativen Landwirtschaftsministern boykottiert. Die Wirte würde das angeblich in den Ruin führen.

Solidarische Landwirtschaft

Gibt es Auswege? Die Tierwohlexpertin Kirchner spricht von "Heile-Welt-Inseln", die sich gerade formieren würden. Sie meint damit nicht nur klassische Biobetriebe, sondern neue, durchaus utopische Wirtschaftsmodelle, sogenannte "solidarische Landwirtschaft". Landwirte entdecken Crowdfunding, sie laden ihre Kundschaft auf den Hof. Die Direktvermarktung boomt, ein Plus von vierzig Prozent vermerkt das Landwirtschaftsministerium.

Die Bauern beginnen sich vom Lebensmittelhandel zu entkoppeln, sie entdecken die sozialen Medien und soziale Modelle. Kunden kommen nicht mehr auf den Hof, um Fleisch und Milch zu kaufen, sondern sie schließen einen Vertrag mit den Bauern, bezahlen sie für das Wirtschaften und bekommen einen Teil der Ernte, die in kleinen versperrbaren Containern oder Schuppen abgeholt werden kann – nach einem Fair-Use-Prinzip.

Hier scheint die Welt noch in Ordnung.
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In Whatsapp-Gruppen und auf Facebook wird da von Bauern die Schlachtung eines Schweines verkündet, und in wenigen Stunden ist es verkauft und versendet. Natürlich ist es nur ein kleiner Teil der Bauern, der sich auf diese Weise von der Preis- und Knebelpolitik der Molkereien und Supermärkte befreien kann. Bachler hat es versucht, aber aus eigener Kraft hätte er es wohl nur unter großen Mühen und unter Abverkauf von Teilen seines Betriebes geschafft. Aber er bemerkte, dass da etwas in Bewegung kommt.

Alte Rassen und der Klimawandel

Zwei Mangalitza-Ferkel und ein Buch über alte heimische Tierrassen hätten bei ihm einen Prozess ausgelöst, der bis heute anhält, erzählt er. Er beschäftigt sich mit alten Rassen, dem Klimawandel und der Almwirtschaft. "Mit Bio-Landwirtschaft und Direktvermarktung stand ich bis dahin ja auf Kriegsfuß." Er wirft seine Bedenken über Bord, beginnt mit verbotenen stressfreien Hausschlachtungen und Direktvermarktung. Und Bachler bemerkt noch etwas:

"Mein Tierarzt hat sich jedes Jahr einen neuen Jeep gekauft, während meine Schulden gewachsen sind." Warum? Weil Tierärzte mit gestressten Tieren gut verdienen, wie Bachler polemisiert. "Die Gewinnspanne auf Antibiotika ist nämlich attraktiver als auf natürliches Grünlandfutter."

Kaum ein Tier in Massentierhaltung kommt heute ohne Antibiotika aus, und das hat große Auswirkungen. Dass tödliche Killerviren, multiresistente Keime, sogenannte Krankenhauskeime, vor allem dort auftauchten, wo große Schweineställe standen, konnten Journalisten des Recherchekollektivs Correctiv gemeinsam mit der Wochenzeitung Die Zeit anhand von Fakten beweisen.

Jährlich werden in Deutschland mindestens 750 Tonnen Antibiotika für Nutzvieh abgesetzt, dazu kommen Tonnen an Desinfektionsmitteln. Vor einem "postantibiotischen Zeitalter" warnen Rupert Ebner und Eva Rosenkranz in ihrem Buch Pillen vor die Säue.

Massenhafter Antibiotika-Einsatz

Also vor einer Zeit, in der wir alle aufgrund des massenhaften Antibiotika-Einsatzes auf diese so wichtige Medizin nicht mehr reagieren – mit verheerenden Folgen. Das Ergebnis der ZeitRecherchen waren übrigens wütende Bauerndemos vor dem Hamburger Pressehaus. Mit Traktoren fuhren sie vor dem Backsteinbau am Speersort auf.

"Eine Kuh, die sich bewegt, bleibt auch gesund. Und wer selbst schlachtet und vermarktet, braucht keinen Zwischenhandel mehr. Wir haben alles umgestellt", sagt Bachler.

Es sind auch die sozialen Medien, die Bachler helfen. Über Facebook beschimpft er nicht nur seine Gegner oder jene, die er dafür hält. Er vertreibt dort eben auch diese kleinen, witzigen Bilder und Videos seiner Tiere, die er als Petfluencer einsetzt. In meiner Bobo-Welt hätte er längst den Job eines Creative Directors, er könnte als Marketing-Profi wohl viel Geld verdienen.

Der Kontakt mit einer "lieben Fangemeinde", wie Bachler sein Publikum nennt, gibt ihm aber auch jene Glückshormone, die er in seinen depressiven Phasen braucht, als Antrieb, sie sind eine Art Sauerstoffschlauch in die Welt, die ihm Zuspruch gibt, wenn auch nur digital und mit Emojis, aber immerhin.

"Glückliche" Tiere

Und dann ist da noch die Zimmervermietungsplattform Airbnb, über die er seine Zimmer anbietet. An Gäste aus vier Kontinenten und sechzig Nationen, wie er stolz erzählt. Die Produkte verkauft er an seine Kundschaft über Direktvermarktung, er hat mehr Anfragen, als er bedienen kann. "Wir haben die Melktechnik verkauft und halten die Rinder jetzt zur Fleischerzeugung. Meine Rinder fressen statt Getreide nur mehr Grünfutter. Das schmeckt man auch, den Rosmarin und Thymian isst man bei unserem Fleisch mit. Aus den zwei Mangalitza-Ferkeln zur Selbsttherapie wurden hundert Freilandschweine, die das ganze Jahr draußen sind – das machen in der Höhenlage nicht viele. Bachler ist stolz auf die "gesunde Herde", er ist stolz, dass der Tierarzt "jetzt nur mehr selten vorbeischaut". Er ist stolz, dass seine Tiere "glücklich" sind.

Seine Alpenschweine wachsen hier zwar dreimal so langsam auf wie ein konventionelles Schwein, aber das Fleisch sei ein "Geschmackserlebnis". Bachler sagt: "Ich bin jetzt der Bauer, der ich immer sein wollte. Wir schaffen ein großartiges Leben für das Vieh und ein tolles Produkt für den Konsumenten. Das ist es, was ich will. Wir Bauern müssen wieder vielfältiger und freier werden und endlich die Pappn aufreißen. Wir müssen raus aus den Förderungen – das ist Schweigegeld. Ich habe das System immer wieder kritisiert, und was passiert dann? Am nächsten Tag steht ein Agrarmarkt-Austria-Kontrolleur vor der Tür, und solange der dann seinen Prüfbericht nicht abgeschlossen hat, fließt auch keine Förderung, und ohne Förderung kannst du die Kreditrate nicht bedienen. Das erklärst du dann mal der Bank – denn die Bank gewinnt immer." (Florian Klenk, Vorabdruck, ALBUM, 25.9.2021)