Die Impfgegnerschaft ist das letzte Alleinstellungsmerkmal des ewigen Philosophiestudenten.

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Der deutsche Großschriftsteller Arno Schmidt macht irgendwo in seinem Werk den ironischen Vorschlag, von Staats wegen eine Art Mörderkommando einzurichten, welches den Menschen die Plagen des Alters abnimmt. Die Killertruppe lauert mit einer Kleinguillotine hinter einer Hecke oder Ecke, und sobald es einen Alten erspäht, wird der ruckzuck ergriffen, auf die Apparatur geschnallt und einen Kopf kürzer gemacht. Nebenbei sehr gut für die Bilanz der Pensionsversicherung.

Man könnte diese Vorgangsweise leicht für die Corona-Bekämpfung adaptieren. Staatliche Heckenschützen nehmen stadtbekannte Impfgegner mit Gewehren ins Visier und schießen ihnen unvermutet aus dem Hinterhalt eine Dosis Astra Zeneca in den Popo (drei Monate später dann eine zweite). So würde man mit jedem Schuss die Intensivstationen entlasten, käme der Herdenimmunität näher und ersparte sich eine Menge blöder Diskussionen.

Kategorische Impfverweigerung

Ein paar offene Rechtsfragen gibt es dazu noch, und auch Herbert Kickl, der Ungeimpfteste aller FPÖ-Politiker, hätte keine Freude. Denn die Impfgegnerschaft ist das letzte Alleinstellungsmerkmal des ewigen Philosophiestudenten (blieb halt wenig Zeit damals, als man dauernd fiese Zweizeiler für Jörg Haider dichten musste; Studienbeginn laut Wikipedia 1989; jetzt wär’s langsam an der Zeit, die Bachelorarbeit fertigzuschreiben).

Möglicherweise ist der wunderliche Ex-Innenminister, der sich immer für den besten hielt, ja der Meinung, eine kategorische Impfverweigerung sei deswegen eine so großartige Sache, weil sie umstandslos aus der abendländischen Philosophiegeschichte herzuleiten ist: "Man kann sich nicht zweimal in denselben Arm stechen lassen" (Heraklit); "Ich lasse mich nicht impfen, also bin ich" (Descartes); "Die Philosophen haben das Impfen nur verschieden interpretiert, aber es kommt darauf an, es zu verweigern" (Marx); "Gott ist tot, das Virus auch" (Nietzsche); "Wo Impfen war, soll Nichtimpfen werden" (Freud).

Hört sich alles sehr imposant an, aber ich habe mir von ein paar Profiphilosophen erklären lassen, dass an Authentizität und Korrektheit der vorgenannten Sätze Zweifel bestehen. Daher der Tipp: Weiterdenken, Herr Kickl, und nicht erst auf eine Covid-Erkrankung warten, die manche Ihrer Parteifreunde blitzschnell zum Umdenken veranlasst hat. (Christoph Winder, 26.9.2021)