Seltsamste Ortsnamen die auch Diebe animieren

Die Innviertler Gemeinde Fucking hat sich ja wegen des hohen Interesses der englischsprachigen Medienwelt mittlerweile in Fugging umbenannt – zu viele Ortstafeln wurden abmontiert. In Oberösterreich gibt es aber noch mehr bemerkenswerte Ortsbezeichnungen. Im Bezirk Rohrbach findet sich beispielsweise Hühnergeschrei, etwas weiter östlich, im Bezirk Freistadt, findet sich Vierzehn. Im Bezirk Ried wiederum finden sich in St. Martin im Innkreis die beiden Ortsteile Diesseits und Jenseits. Auch das Hausruck- und Traunviertel können mit Metaphysischem aufwarten: In Regau liegt der Ortsteil Himmelreich, in Steyr lebt man auch in Christkindl.

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Größte Streuobstwiesen für die "Landessäure"

Das Mostviertel befindet sich zwar jenseits der von der Enns gebildeten Landesgrenze zu Niederösterreich, im Land ob der Enns wurde der vergorene Birnen- und Apfelsaft aber zum Synonym der Eingeborenen – werden sie doch auch als "Mostschädel" bezeichnet. Die Popularität der "Landessäure" spiegelt sich auch in der Statistik. Laut den Zahlen des Landes gibt es rund 15.000 Hektar Streuobstwiesen, der höchste Wert in Österreich. Damit man eine Vorstellung bekommt: Diese 150 Quadratkilometer entsprechen mehr als einem Drittel der Fläche Wiens. Geschätzt wird, dass dort rund 600 Mostapfel- und 400 Mostbirnensorten wachsen.

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Älteste Stadt die das auch beweisen kann

Die Oberösterreicherin und der Oberösterreicher an und für sich sind ja äußerst ordnungsliebend und sparsam, schmeißen also nichts weg. Diesen Eigenschaften ist es wohl zu verdanken, dass Enns sich mit dem Titel der "ältesten Stadt Österreichs" schmücken darf. Am 22. April 1212 verlieh Leopold VI. das Stadtrecht, die Urkunde hat sich bis heute erhalten. Salzburg und Sankt Pölten behaupten zwar, sie hätten 996 beziehungsweise 1159 Privilegien erhalten, die sich als Stadtrecht interpretieren lassen. Aber Sankt Pölten gehörte damals dem Bistum Passau und Salzburg war unabhängiges Erzbistum – sie könnten also bestenfalls die ältesten Städte in Österreich sein.

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Schnellste Feuerwehr im Buch der Rekorde

Außerhalb der Ballungszentren bilden die freiwillige Feuerwehr, der örtliche Fußballklub, die Musikkapelle und die Goldhaubengruppe wesentliche Bestandteile des sozialen Kitts. In Ebersegg, Teil der Gemeinde Sankt Ulrich bei Steyr, hat einer dieser Bestandteile Weltniveau. Die Freiwillige Feuerwehr Ebersegg steht nämlich im Guinnessbuch der Rekorde für den schnellsten Löschangriff bei den alle vier Jahre stattfindenden Wettkämpfen des Internationalen Feuerwehrverbands. In 28,5 Sekunden war am 19. Juli 2013 im französischen Mulhouse der Brand aus, die zehn Männer wurden darüber hinaus damals auch Weltmeister.

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Steilste Adhäsionsbahn zu Kirche und Zwergerln

Mit einer maximalen Neigung von 116 Promille gilt die Pöstlingbergbahn als die steilste Adhäsionsbahn der Welt. Darunter versteht man Züge, die nur aufgrund der Haftwirkung der Räder auf den Schienen vorwärtskommen und keine Hilfsmittel wie Zahnräder oder Zugseile verwenden. Die 1898 eröffnete Bahn führt zum Linzer Wahrzeichen, der Pöstlingbergkirche, sie ist vielen oberösterreichischen Kindern aber vor allem aufgrund der nebenan liegenden Attraktion ein Begriff. Denn in der Grottenbahn kann man Zwergerln, Märchenfiguren und Linzer Stadtszenen schauen, während man in einem Drachenzug und zu Fuß seine Runden dreht.

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Haarige Hutkunst auf Olympianiveau

Alle vier Jahre steht Bad Goisern als Olympiaort im internationalen Scheinwerferlicht. Es geht jedoch nicht um die körperliche Ertüchtigung, vielmehr lädt man zum Wettkampf der Wachler. Der Gamsbart, gebunden aus dem Haar von Gams, Hirsch, Dachs oder Wildschwein, ist ein fixer Bestandteil jeder Tracht. Das Binden erfordert Geduld und Fingerfertigkeit, und um im Wettkampf punkten zu können, bedarf es ganz besonderer Kopfschmuckstücke. In der Königsklasse werden Bärte mit über 19 Zentimeter prämiert. Olympialegende ist übrigens Bertl Lahnsteiner. Der Ebenseer gilt als einer der Besten seiner Zunft und sicherte sich 1985 die Goldene.

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Makaberste Attraktion für Freunde des Morbiden

Gut, mit der Kapuzinergruft von Palermo kann Sankt Thomas am Blasenstein nicht mithalten. Im Gegensatz zu den mehr als 2000 Mumien in der Grabanlage auf Sizilien gibt es in der Kirche der Mühlviertler Ortschaft nur einen Toten zu besichtigen – den "luftg’selchten Pfarrer". Dabei dürfte es sich um die Leiche des 1746 mit 37 Jahren verstorbenen Franz Xaverius Sydler de Rosenegg handeln, der Pfarrvikar in der Kirche war. Der Körper wurde zwar für eine kurzzeitige Erhaltung konserviert, muss dann aber über Jahrzehnte unter Luftabschluss gelagert worden sein und mumifizierte. 1855 wurde er erstmals als Kuriosität erwähnt.

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Aufgespießt am Rekord-Schokobrunnen

Oberösterreich mag jetzt nicht das Land sein, in dem Milch und Honig fließen. Aber für Freunde der feinen Süßspeisen und hierbei vor allem jene, die der festen Überzeugung sind, dass man sich Vitamine am besten mit einer ordentlichen Schokoglasur einverleiben sollte, ist das Land ob der Enns wahrlich das Paradies. Im Ortszentrum von Allhaming steht nämlich der weltgrößte Schokobrunnen. Mit einer Höhe von 12,3 Metern sicherte sich der ortsansässige Pralinenspezialist Helmut Wenschitz einen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde. Über eine Tonne Schokolade ergießen sich über die Konstruktion aus beheizten Kaskaden, die Teil der "Pralinenwelt" ist.

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Ältestes Arbeiterbad nur für Hartgesottene

Wer im Sommer Abkühlung sucht und gerne in Geschichte badet, der wird an der Stadt Steyr nicht vorbeikommen. In der örtlichen "Schwimmschule" steht der Liegestuhl nämlich auf historischem Boden. Waffenfabrikant Josef Werndl befand 1874, dass man in einer Stadt, die an zwei Flüssen und den Kanälen des Wehrgrabens liegt, den Arbeitern samt Familie das kühle Nass nicht vorenthalten könne. Der Industrielle ließ das heute älteste in Europa erhaltene Arbeiterbad bauen. Und bis heute ist das Badevergnügen dort ungebrochen. Warmduscher bekommen die Warnung übrigens dank eines Schildes gleich am Eingang: "Temperatur 19 Grad".

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Größte Kirche mit zu kurzem Turm

Wienerinnen und Wiener müssen jetzt stark sein: Die nach Fassungsvermögen größte Kirche des Landes ist nicht der Stephansdom, sondern der Mariä-Empfängnis-Dom – vulgo Neuer Dom – in Linz. 1862 wurde auf Initiative des Bischofs Franz Joseph Rudigier der Grundstein gelegt – der Legende nach soll er darauf bestanden haben, mit dem Eingang und dem Turmfundament zu beginnen, damit nach seinem Ableben keine Verkleinerung des Baus möglich wird. 1924 wurde der neugotische Bau geweiht, endgültig fertig war er dann 1935. Aber als gute Nachricht für die Bundeshauptstadt: Der Linzer Domturm ist zwei Meter niedriger als jener des Steffls.

(Michael Möseneder, Markus Rohrhofer, 25.9.2021)

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