Oberösterreich hatte die Wahl.

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

Am Sonntag hat Oberösterreich einen neuen Landtag gewählt. Dabei trieben diese Motive die Wahlberechtigten je nach Partei am stärksten an.

Bei der Landeshauptmannpartei ÖVP war der Landeshauptmann wenig überraschend das Zugpferd. Thomas Stelzer wurde von fast einem Viertel der ÖVP-Wähler als Grund für ihre Wahl genannt, gleich oft wie die allgemeine Zufriedenheit mit der Parteipolitik.

Bei der FPÖ war das gegenwärtige Protestmotiv, Kritik an der Corona-Politik, ein noch stärkerer Antrieb als das übliche Motiv der Parteigänger, die Asyl- und Zuwanderungspolitik. Nur jeder Zwölfte ging wegen Spitzenkandidat Manfred Haimbuchner zur Wahl.

Den Wortteil "sozial" in der Listenbezeichnung SPÖ nehmen ihre Wähler laut Eigenauskunft ernst. Mehr als ein Viertel führt diesen Grund an, an zweiter Stelle folgt ebenfalls ein Kernmotiv, "Arbeiterpartei".

Bei den Grünen stehen unwidersprochen der Umweltschutz und der Kampf gegen den Klimawandel an der Spitze. 57 Prozent der Befragten nannten dieses Motiv, ein Wert, dem sich kein Motiv einer anderen Partei nur entfernt annähern kann.

Die neu in den oberösterreichischen Landtag eingezogene Partei MFG (Menschen, Freiheit, Grundrechte) wird durchwegs als impfskeptische Partei bezeichnet. Dieses Motiv wird von den Wählern auch konkret genannt, allerdings seltener als unter FPÖ-Wählern. Stärkster Ansporn war demnach der Einsatz für Grund- und Freiheitsrechte.

Die Neos, im Bund seit bald einem Jahrzehnt etabliert, kämpften in Österreich bis zuletzt um den Einzug. Ihre Wähler heißen vor allem das Programm der Liberalen gut und halten sie oft für die einzige wählbare Partei.

Warum Nichtwähler nicht von ihrem demokratischen Recht Gebrauch machten, lässt sich vor allem mit Resignation zusammenfassen. Entweder sie sind mit dem Parteienangebot generell unzufrieden, glauben, dass sich ohnehin nichts ändert, oder haben schlicht kein Interesse.

Blicken wir auf die soziodemografischen Merkmale, wie also die Wählerschaft nach Alter, Geschlecht, Bildungsabschlüssen etc. abgestimmt hat.

Die rund 38 Prozent, die die ÖVP über die Geschlechtergrenzen hinweg erzielt hat, ergeben sich aus einer überdurchschnittlich hohen Zustimmung der Frauen von 41 Prozent und einer dementsprechend geringeren der Männer von 35 Prozent.

Ein umgekehrtes Ungleichgewicht herrscht wie üblich bei der FPÖ, sehr viel mehr Männer fühlen sich von den Freiheitlichen angesprochen. Bei allen anderen Partei ist die Geschlechterimbalance kleiner als fünf Prozentpunkte.

Geht man nach dem Alter der Wähler, müssen sich die Grünen nach jetzigem Stand die geringsten Zukunftsängste machen. Sie haben bei den unter 30-Jährigen sogar die ÖVP überholt und sind stärkste Kraft. Die Volkspartei zehrt vor allem vom Zuspruch der älteren Generation, in der mehr als die Hälfte für die Stelzer-Partei stimmten. Die neue Fraktion MFG fuhr ihr stärkstes Ergebnis wie die FPÖ in der Gruppe der 30- bis 59-Jährigen ein.

Keine Bildungsschicht, für die die ÖVP nicht interessant wäre: Zumindest 35 Prozent der Wähler erreicht die Volkspartei in allen Gruppen. FPÖ und SPÖ mobilisierten am stärksten bei den Wählern, deren höchste abgeschlossene formale Bildung Pflichtschule oder Lehre ist. Die Grünen und die Neos werden vorwiegend von Menschen mit Matura und Uni- oder gleichrangigem Abschluss gewählt.

Weiter zur Berufstätigkeit. Die FPÖ ist die ausgewiesene Arbeiterpartei; jeder Zweite, der der Haimbuchner-Fraktion seine Stimme gab, hat diesen Status. Öffentlich Bedienstete teilen sich vorwiegend auf ÖVP, SPÖ und Grüne auf. Anders als bei den beiden anderen ist die Volkspartei auch bei den Privatangestellten äußerst stark.

Schlüsselt man die Wähler nach ihrer Einkommenssituation auf, so gibt es drei Arten von Parteien: jene, die tendenziell Einkommensschwächere anziehen (FPÖ, MFG), jene, die tendenziell Einkommensstärkere anziehen (Grüne, Neos), und jene, die für beide Gruppen wählbar sind (ÖVP, SPÖ).

Schließen wir mit dem Wahlverhalten nach Sachfragen. Personen, die der Meinung sind, dass sich Oberösterreich seit der letzten Landtagswahl im Jahr 2015 positiv entwickelt hat, wählten ÖVP – oder, umgekehrt: ÖVP-Wähler sind mit der Entwicklung des Bundeslandes am zufriedensten. Keine Verbesserung oder sogar eine Verschlechterung sehen dagegen die Wähler aller anderen Parteien.

Kein Artikel ohne Corona. Bei der Pandemiebekämpfungspolitik sind ebenfalls die ÖVP-Wähler am ehesten an Bord, während sich FPÖ-Wähler unverstanden fühlen. Hier gibt es allerdings mehr oder wenig große Unterschiede, wenn nach der Politik auf Landes- oder Bundesebene gefragt wird. Die Wähler der Grünen etwa finden, während sie an der Landespolitik einiges auszusetzen haben, die Bundespolitik in Sachen Corona deutlich besser – was wohl auch an der Koalitionsbeteiligung im Bund liegt.

(red, 26.9.2021)