In Linz ist eine Stichwahl nötig. Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) verfehlte die absolute Mehrheit.

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Die Gemeinderatswahlen in Oberösterreich haben den im Land abgestürzten Freiheitlichen einen Prestigeerfolg gebracht. Sie verteidigten den in der zweitgrößten Stadt Wels vor sechs Jahren eroberten Bürgermeistersessel schon im ersten Wahlgang. Amtsinhaber Andreas Rabl holte sich bei der Direktwahl 60 Prozent und erspart sich die Stichwahl. Gleiches gelang Markus Vogl (SPÖ) in Steyr. Dagegen muss in Linz SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger in die Ehrenrunde.

SPÖ stürzt in Wels weiter ab

Mit Spannung war nach Wels geblickt worden, ob Rabl dem Landestrend widerstehen können wird – und es gelang. Denn auch bei der Gemeinderatswahl bleiben die Freiheitlichen mit Gewinnen vorne. Die einstmals dominante SPÖ stürzte mit ihrer neuen Spitzenkandidatin, der Nationalratsabgeordneten Petra Wimmer, weiter ab und hat gerade einmal noch 23 Prozent. Das ist etwa die Hälfte des blauen Ergebnisses.

Erleichterung herrschte bei der SPÖ dagegen in Steyr, das wegen der Aufregung um den Verkauf des örtlichen MAN-Werks wochenlang die Schlagzeilen mitgeprägt hatte. Vogl, bis vor wenigen Monaten in Wien im Nationalrat vertreten, kann problemlos in die Fußstapfen von Langzeitbürgermeister Gerald Hackl (SPÖ) treten. Mit knapp 52 Prozent setzte er sich schon in Runde eins der Direktwahl durch. Die rund 44 Prozent für die SPÖ bei der Gemeinderatswahl bedeuten ein Plus und ebenfalls Platz eins.

Nachsitzen muss der Linzer Bürgermeister. Luger verpasste die Absolute am Sonntag trotz der Gewinne der SPÖ im Gemeinderat bei gleichzeitigem Absturz der FPÖ recht deutlich. Allerdings ist ein Sieg Lugers bei der Stichwahl wohl nur Formsache, erhielt er doch knapp 44 Prozent, während sein Herausforderer, VP-Vizebürgermeister Bernhard Baier, nur eine Basis von rund 16,5 Prozent vom Sonntag mitnimmt.

Wegen Vergewaltigung angeklagter Bürgermeister schaffte Wiederwahl

Insgesamt ist eine erneute Wahl um den Bürgermeistersessel in 73 der 438 oberösterreichischen Gemeinden nötig. Hier konnte kein Kandidat im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit holen. Noch-Landesrat Wolfgang Klinger (FPÖ) scheiterte im ersten Wahlgang in Gaspoltshofen ganz knapp. Er verlor im Vergleich zu 2015, wo er es mit 64,78 Prozent auf Anhieb auf den Ortsthron geschafft hatte, 15,11 Prozentpunkte und fiel auf 49,67 Prozent. Damit muss er am 10. Oktober noch einmal in die Wahl gegen den ÖVP-Kandidaten Johannes Höftberger, der um 7,74 Prozentpunkte auf 34,13 Prozent zulegte.

Ein wegen Vergewaltigung angeklagter ÖVP-Bürgermeister hat indes in seiner Gemeinde ebenfalls auf Anhieb die Wiederwahl geschafft. Er bekam mehr als 50 Prozent und muss nicht in die Stichwahl. Allerdings musste er Verluste hinnehmen, 2015 hatte er mehr als zwei Drittel der Stimmen erhalten.

In Steyregg, wo sich die Identitäre Bewegung angesiedelt hat, ist die "Steyregger Bürgerinitiative für Umwelt und Stadtleben" stärkste Kraft im Gemeinderat geblieben. Mit 40,43 Prozent toppte sie das Ergebnis von 2015 um 8,3 Prozentpunkte.

Impfkritische MFG in wenig geimpften Gemeinden stark

In der als oberösterreichisches Impf-Schlusslicht geltenden Gemeinde Auerbach im Bezirk Braunau hat die impfkritische Liste MFG den Freiheitlichen ordentlich zugesetzt. Während MFG auf Anhieb auf Platz drei landete, verdrängte die ÖVP die FPÖ vom ersten Platz. In Auerbach waren zuletzt nur 34 Prozent der knapp 700 Einwohner immunisiert. 13,13 Prozent entschieden sich am Sonntag für MFG.

Die Impfskeptiker-Liste reüssierte aber nicht nur dort. In Maria Neustift (Bezirk Steyr-Land) war sie mit 26,73 Prozent am stärksten. Schließlich holte MFG auch in der Landeshauptstadt zwei Mandate.

Insgesamt bleiben die Gemeindestuben aber fest in ÖVP-Hand. In mehr als 360 von 438 Gemeinden ist sie stimmenstärkste Partei. Zwei Kommunen könnten dafür in grüne Hände fallen. In Attersee und Arbing hat man es in die Bürgermeisterstichwahl geschafft. Spannend geht es im traditionell roten Bad Ischl zu, wo die SPÖ-Kandidatin Ines Schiller gegen einen ehemaligen Parteifreund, Johannes Mathes, der, unterstützt von der ÖVP, mit einer eigenen Liste kandidiert, praktisch gleichauf in Runde zwei geht. (APA, red, 27.9.2021)